Essen. Der harte Corona-Lockdown soll kommen. Ein Punkt wird dabei aber vergessen, sagt Virologe Ulf Dittmer: Die Infektionsgefahr am Arbeitsplatz.

  • Corona-Lockdown in NRW: „Den Lockdown ohne die Gefahr der Infektion am Arbeitsplatz zu diskutieren, halte ich für falsch“, erklärt Professor Ulf Dittmer, Leiter der Virologie an der Uniklinik Essen.
  • Nicht nur der Essener Virologe pocht auf mehr Beschäftige im Homeoffice im Corona-Lockdown in NRW. Auch die Leopoldina fordern Homeoffice müsse, wo möglich, die Regel sein.
  • Die Infektionsgefahr am Arbeitsplatz werde laut dem Virologen Ulf Dittmer unterschätzt. Um dem entgegen zu wirken, sei es beispielsweise im Corona-Lockdown empfehlenswert auf gemeinsame Pausen zu verzichten.

Fast 600 Corona-Todesfälle meldet das RKI am Freitagmorgen binnen eines Tages. Mit 30.000 Neuinfektionen nehmen die Corona-Fallzahlen in Deutschland zu. Warum die Infektionen nicht nur in NRW sondern auch in Deutschland trotz Teil-Lockdown an Fahrt aufgenommen haben? „Die Ursachen kann man nicht benennen“, erklärte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) am Freitag. Dazu gebe es keine wissenschaftlichen Erkenntnisse. „Warum auch der Teil-Lockdown nicht funktioniert hat, dass wissen wir nicht.“ Ein harter Lockdown mit geschlossenen Geschäften und Distanzunterricht soll es also richten.

„Dabei wird aus meiner Sicht aber immer ein Bereich vergessen“, sagt Professor Ulf Dittmer, Leiter der Virologie an der Uniklinik Essen. Die höchste Infektionsgefahr drohe dort, wo Menschen zusammenkommen, die nicht beide einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Wie „bei vielen Arbeitgebern im Pausenraum“, erklärt der Virologe. „Wir wissen einige der aktuellen Infektionsketten entstehen auf der Arbeit.“ Um dem entgegen zu wirken, sei es beispielsweise empfehlenswert auf gemeinsame Pausen zu verzichten.

Corona-Lockdown: Ausbau des Homeoffice ein wichtiger Faktor

Für den harten Lockdown sei der Ausbau des Homeoffice ein wichtiger Faktor. „Das ist effizienter als viele der anderen Maßnahmen, die beschlossen wurden“, sagt der Essener Virologe. Im ersten Lockdown seien die Infektionsketten drastisch reduziert worden, weil viele Menschen aus dem Homeoffice gearbeitet haben.

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Das Grundprinzip, alles zu schließen, was Menschen anlockt, sei einleuchtend. Dem Virologen wird aber in der aktuellen Diskussion zu wenig über das Risiko auf der Arbeit gesprochen. „Den Lockdown ohne die Gefahr der Infektion am Arbeitsplatz zu diskutieren, halte ich für falsch“, sagt Dittmer.

Corona-Lockdown: Anhaltend hohe Infektionszahlen

Und nicht nur der Essener Virologe pocht auf mehr Beschäftigte im Homeoffice. Angesichts anhaltend hoher Infektionszahlen fordert die Nationale Wissenschaftsakademie Leopoldina nicht nur eine drastische Verschärfung der Corona-Beschränkungen. In einem solchen „harten Lockdown“ sollten alle Geschäfte bis auf die des täglichen Bedarfs mit Lebensmitteln, Medikamenten und anderen notwendigen Waren schließen. Homeoffice müsse, wo möglich, die Regel sein.

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