An Rhein und Ruhr. In den NRW-Intensivstationen werden 50 Prozent mehr Corona-Patienten beatmet als im Frühjahr. Ministerium sieht aber noch genügend Kapazitäten.

Die Intensivstationen an Rhein und Ruhr füllen sich mit Corona-Patienten . Einzelne Häuser vermelden bereits, dass sie keine freien Kapazitäten mehr haben. In manchen Regionen sei eine kritische Grenze erreicht, warnt die Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI). Das Landesgesundheitsministerium betont aber, dass es aktuell noch ausreichende Kapazitäten gebe.

Aktuell werden in NRW nach Auskunft des Ministeriums 637 Corona-Patienten auf Intensivstationen beatmet. Das sind rund 50 Prozent mehr als im Frühjahr . Die Zahl der freien Beatmungsplätze sei seit Ende Oktober von 1124 auf 897 gesunken, die Gesamtzahl der freien Intensivbetten von 1669 auf 1368. Die Auslastung unterscheidet sich regional jedoch stark. Ein Indiz dafür ist das Ampelsystem des sogenannten Intensivregisters, in dem die Belegung und die freien Intensiv-Kapazitäten aufgeführt werden.

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Einige Ampeln im Intensivregister stehen auf Rot

In Duisburg , wo es (Stand: Dienstag, 0 Uhr) in den vergangenen sieben Tagen rund 241 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner gab – die fünfthöchste Inzidenz in NRW –, stehen mehrere Ampeln auf Rot . So hat etwa das Evangelische Krankenhaus in Duisburg-Nord gemeldet, dass es an der „Lastgrenze“ ist, wie es Dr. Andreas Sander ausdrückt, der Medizinische Geschäftsführer des Evangelischen Klinikums Niederrhein, zu dem das Krankenhaus gehört.

Auch das zum Klinikum gehörende Evangelische Krankenhaus in Dinslaken hat keine freien Intensivkapazitäten mehr. (Mehr dazu hier) Angesichts der sinkenden Inzidenzzahl in Duisburg ist Sander aber optimistisch, dass „wir wieder ein bisschen Luft kriegen“.

Sander kritisiert, dass es für die Krankenhäuser anders als noch im Frühjahr wirtschaftlich unsicherer ist, planbare und nicht lebensnotwendige Operationen zu verschieben, um Intensivplätze für Corona-Patienten freizuhalten. Im Frühjahr wurden die Krankenhäuser von der Politik dazu angehalten und pauschal entschädigt, das ist jetzt nicht der Fall.

Es gibt weiterhin einen täglichen Anstieg der Patienten

Auch DIVI-Präsident Prof. Uwe Janssens kritisiert das. „Im Gegensatz zum Frühjahr gibt es keine Diskussion darüber, ob und wie die Häuser aus dem elektiven Betrieb aussteigen können, ohne in Liquiditätsengpässe zu geraten. Das ist unvernünftig“, so Janssens im Gespräch mit unserer Redaktion. Es gebe weiterhin ein „hochdynamisches Infektionsgeschehen“.

Der DIVI-Präsident betont, aktuell gebe es „zwar keinen exponentiellen Zuwachs der Zahl der Intensivpatienten mehr, aber weiterhin einen täglichen Anstieg“. Den Lockdown Light wie ursprünglich geplant auf vier Wochen zu begrenzen und Maßnahmen zurückzunehmen, wäre in dieser Lage „Irrsinn“, warnt Janssens.

Ein Sprecher des Landesgesundheitsministeriums stellt klar: „Zum aktuellen Zeitpunkt stehen noch immer ausreichend personelle und räumliche Kapazitäten des nordrhein-westfälischen Gesundheitssystems zur Verfügung beziehungsweise können kurzfristig noch erweitert werden.“