Düsseldorf. Die Infektionszahlen steigen, das neue Semester steht vor der Tür: Jetzt hat die Landesregierung klar gestellt, was das für Studenten bedeutet.
Trotz stark steigender Corona-Infektionszahlen in NRW will Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen (parteilos) zum Start des Wintersemesters Präsenzveranstaltungen mit bis zu 50 Studierenden ermöglichen. In besonders ausgestatteten Atelier- oder Laborräumen sollen bis zu 20 Studierende gleichzeitig lernen können. „Das Motto lautet: So viel Präsenz wie möglich, so viel online wie nötig“, sagte Pfeiffer-Poensgen am Montag nach Beratungen mit Vertretern von Hochschulen und Universitäten.
Erstsemester sollen bevorzugt zusammen an der Uni lernen dürfen
Um die Infektionsgefahr in großen Hörsälen mit Hunderten von Sitzplätzen einzudämmen, sollen insgesamt sogenannte Hybridsemester mit einer Mischung aus Präsenz-, Block- und Online-Lehrangeboten organisiert werden. „Es wird kein gewöhnliches Semester“, so die Wissenschaftsministerin. Vor allem neue Studenten müssten bevorzugt in den Hochschulen zusammenkommen können. „Für Erstsemester ist es wichtig, dass man Kommilitonen kennenlernt und nicht nur einsam vor dem Computer sitzt“, forderte Pfeiffer-Poensgen.
Bislang ist unklar, wieviele Studenten in NRW zum Semesterstart am 26. Oktober überhaupt ein Studium aufnehmen werden. Die Einschreibefristen wurden in diesem Jahr nach hinten verschoben. Die Hochschulen rechnen trotz der Corona-Krise eher mit Zuwächsen. „Wir haben den Eindruck, dass wir mehr Bewerber haben, weil viele Schulabsolventen Alternativen wie ein Auslandsjahr diesmal nicht wählen“, sagte Professor Marcus Baumann, Vorsitzender der Landesrektorenkonferenz der Fachhochschulen.
Keine großen Corona-Ausbrüche, viel Digitalisierung - Unis ziehen positive Bilanz
Insgesamt zieht die Wissenschaft nach mehr als einem halben Jahr der zahlreichen Corona-Einschränkungen eine vergleichsweise positive Bilanz. Von großen Corona-Ausbrüchen oder hohen Quarantäne-Zahlen blieben sie trotz der dichten Hochschullandschaft in NRW verschont. Im Sommersemester hätten 90 Prozent der Veranstaltungen an den Hochschulen zumindest digital stattfinden können. Rund 80 Prozent der Studierenden hätten sich trotz der außergewöhnlichen Lernbedingungen zur Prüfung angemeldet. Corona habe die digitale Lehre an den Hochschulen stark vorangebracht, sagte Professor Gerhard Sagerer, Vize der Landesrektorenkonferenz der Universitäten. Manche Studierenden hätten die Online-Angebote zu schätzen gelernt: „Man kann sie sich nach dem eigenen Biorhythmus anhören und auch mal zurückspulen“.
Zugleich betonten die Rektoren, dass Präsenzhochschulen trotz der Fortschritte in der Digitalisierung der Lehre auf Dauer nur von Begegnung und vom persönlichen wissenschaftlichen Disput leben könnten. „Sie lernen organische Chemie nicht vom Bücherlesen“, so Baumann.