Düsseldorf. Das Sommersemester in NRW ist und bleibt “digital“. Auch im kommenden Wintersemester könnte die Online-Lehre überwiegen.
„Grundsätzlich digital“ bleibt das Sommersemester in NRW. Die Corona-bedingte Umstellung vom normaler Lehre auf Online-Angebote habe „bemerkenswert gut“ funktioniert, sagte am Dienstag Prof. Lambert T. Koch, Vorsitzender der Landesrektorenkonferenz der Universitäten.
Inzwischen würden etwa 95 Prozent der Vorlesungen und Seminare online angeboten. Nur für besondere Veranstaltungen wie Laborpraktika müssten die Studenten in die Uni. Durch den erzwungenen und nach Ansicht der Rektoren auch „alternativlosen“ Wechsel ins Digitale machten Unis und Fachhochschulen bei der digitalen Lehre einen „riesigen Satz nach vorne“.
"Mehrere Szenarien" für das Wintersemester denkbar
Wer damit rechnet, dass ab dem kommenden Wintersemester alles wieder im gewohnten Rahmen abläuft, der dürfte enttäuscht werden. Für NRW-Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen (parteilos) ist der Blick ins kommende Semester zwar nur „Kaffeesatzleserei“. Sie glaube aber persönlich nicht, dass in den Hochschulen ab Oktober alles wieder so sei wie vor der Krise. „Wir bereiten uns mental auf mehrere Szenarien vor“, sagte sie. Dazu gehörten „gemischte Lehrformen“ aus Präsenz- und digitalen Veranstaltungen.
Die Landesrektorenkonferenzen der Unis und der Fachhochschulen weisen vorsorglich darauf hin, dass an volle Hörsäle im Herbst nicht zu denken sei, wenn dann immer noch die Abstandsgebote gelten sollten. „Wegen der Abstandsregeln müssen wir die Teilnehmerzahl mit dem Faktor acht multiplizieren“, erklärte Lambert T. Koch.
Abstandsregeln stellen die Hochschulen vor Platzprobleme
Das bedeutet: Ein Seminar mit 30 Teilnehmern müsste dann in einen Hörsaal mit 240 Plätzen verlegt werden. Eine Vorlesung mit 300 Studierenden benötigte einen Raum für 2400 Teilnehmer. „Dafür müssten wir Kongress-Zentren anmieten“, sagte Koch, der die Bergische Universität Wuppertal leitet.
Das Land NRW hat den Hochschulen die rechtliche Möglichkeit gegeben, auch Prüfungen online durchführen können, so die Ministerin. Das gebe allen Studierenden „Planungssicherheit“ für ihre Abschlüsse. Ausstehende Prüfungen würden schnell nachgeholt, versicherte Koch für die Universitäten.
"Quarantäne" für Musiker und Schauspieler denkbar
Die Fachhochschulen hätten sich gut auf die digitale Lehre einstellen können, versicherte Marcus Baumann, Vorsitzender der Landesrektorenkonferenz der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften. Die Soforthilfe der Landesregierung von 20 Millionen Euro für die Hochschulen in NRW könne für die Entwicklung der digitalen Lehre gut verwendet werden. Präsenzveranstaltungen blieben aber gerade an den Hochschulen für Angewandte Wissenschaften künftig sehr wichtig.
Die Kunst- und Musikhochschulen in NRW leiden mehr als die anderen Hochschulen unter dem Wechsel zur digitalen Lehre. „Tanz, Schauspiel, Chorgesang lassen sich nicht so leicht online abbilden“, sagte Prof. Thomas Grosse. Man sehne sich sehr nach „normalen Strukturen“. Es gebe sogar Überlegungen, Musiker und Schauspieler – ähnlich wie Fußballspieler – in Quarantäne zu schicken, damit sie ohne Abstand auf einer Bühne auftreten könnten.