Düsseldorf. NRW bündelt wichtige Infos für Opfer von Gewalt in einem neuen Online-Portal. Herzstück ist ein Beratungsstellenfinder.

Opfer von Gewalt finden ab sofort in NRW auf einer speziellen Internetseite gebündelt Informationen zu Beratungsstellen, Notfall-Rufnummern und zu Möglichkeiten, sich rechtlich zur Wehr zu setzen. „Jedes Opfer, egal welchen Alters oder welchen Geschlechts, soll zügige, verlässliche und auf seine Situation zugeschnittene Unterstützung erfahren“, sagte NRW-Gleichstellungsministerin Ina Scharrenbach (CDU) am Montag bei der Vorstellung der neuen Plattform www.opferschutzportal.nrw.

„Herzstück“ des Portals ist ein so genannter Beratungsstellenfinder, der den Opfern sämtliche vom Land geförderten Hilfeeinrichtungen in ihrer Nähe anzeigt. Das Angebot werde in den kommenden Monaten weiter ausgebaut, kündigte die Ministerin an. Zum Beispiel soll das Portal künftig nicht nur, wie zum Start, in deutscher Sprache angeboten werden, sondern auch auf Englisch, Französisch, Türkisch und Arabisch. Ein Hilfsangebot wie dieses habe es in NRW noch nicht gegeben, so Scharrenbach.

Wo finde ich Zuflucht, wenn mein Partner prügelt und droht?

Betrachtet man die polizeilich bekannten Zahlen, dann scheinen die Fälle häuslicher Gewalt in NRW in der Coronakrise zu sinken. Die Betreiber mancher Hilfstelefon-Hotlines beobachten allerdings eine Zunahme von Anrufen. Und schon vor der Krise hatten es Frauen, Kinder und Männer, die geschlagen, gemobbt oder diskriminiert werden, schwer, Rat und Unterstützung zu finden. Das neue Opferschutzportal des Landes soll diese Lücke füllen und jedem Opfer den Weg zu passgenauer Hilfe anzeigen.

Welche Beratungsstellen befinden sich in meiner Nähe? Wo finde ich Zuflucht, wenn mein Partner prügelt und droht? Wie erstatte ich Anzeige oder beantrage Opferentschädigung? Das Internet-Portal soll Antworten auf diese und viele andere Fragen geben. Adressen von Beratungsstellen in der Nähe sind das wichtigste Element, aber es gibt auch Infos über häusliche Gewalt, Gewalt in der Pflege, Zwangsheirat, Genitalbeschneidung und zu anonymer Spurensicherung. Zum Start allerdings nur auf Deutsch. Die mögliche Kontaktaufnahme zur Opferschutzbeauftragten des Landes NRW, Elisabeth Auchter-Mainz, wird ebenso beschrieben, wie die zur Antisemitismusbeauftragten Sabine Leutheusser-Schnarrenberger.

Nur wenige Opfer kennen ihre Rechte

Für die Opfer von Gewalt- und Sexualdelikten sei das Erlebte oft traumatisierend, sagte NRW-Gleichstellungsministerin Ina Scharrenbach (CDU) am Montag bei der Vorstellung des neuen Portals. Opfer, die sich wehren möchten, seien häufig unsicher, welche Möglichkeiten sie hätten. „Niemand ist auf eine solche Situation vorbereitet. Und nur wenige Menschen wissen, was auf sie zukommt, welche Rechte sie haben und wie ein Ermittlungs- und Strafverfahren verläuft“, erklärte Scharrenbach den Sinn des Opferschutzportals.

Laut der offiziellen Statistik seien im Jahr 2018 in NRW rund 37.000 Menschen Opfer von „Partnerschaftsgewalt“ gewesen, darunter etwa 7000 Männer, so die Landesregierung. Aber die Dunkelziffer dürfte um ein Vielfaches höher liegen. Die Landesregierung hat daher eine anonyme Dunkelfeldstudie durchgeführt und 60.000 Menschen gebeten, sich anonym zu beteiligen. Laut Ina Scharrenbach haben sich gut 40 Prozent an der Befragung beteiligt. Die Ministerin kündigte an, die Ergebnisse zusammen mit Innenminister Herbert Reul (CDU) in diesem Herbst vorzustellen.

NRW bietet auch männlichen Gewaltopfer Hilfe an

Gemeinsam mit dem Freistaat Bayern hatte das NRW-Gleichstellungsministerium im April ein Hilfetelefon für von Gewalt betroffenen Männer freigeschaltet unter der Nummer 0800 123 99 00. Für Frauen gibt es ein bundesweites Hilfetelefon unter 08000 116 016.