Düsseldorf. Sozial Benachteiligte leiden besonders unter der Krise, so der VdK. Daher sollten Reiche einen Beitrag zur Milderung der Krisenfolgen leisten.

Um die schwerwiegenden Folgen der Coronakrise für die sozial Benachteiligten abzufedern, fordert der Sozialerband VdK in NRW eine einmalige Vermögensabgabe für Reiche. „Die Krise trifft alle, aber sie trifft nicht alle gleich“, sagte VdK-Landeschef Horst Vöge am Donnerstag anlässlich einer „Sozialbilanz“ des Verbandes. Alleinerziehende, Arbeitslose, Menschen mit Behinderungen und Senioren litten besonders unter der Situation. Daher sei es geboten, einmalig diejenigen zur Kasse zu bitten, die über große Vermögen verfügen, so Vöge.

„Die Kosten der Corona-Krise müssen sozial gerecht verteilt werden“, steht in einem Thesenpapier des größten deutschen Sozialverbandes. Heißt frei übersetzt: Starke Schultern sollten mehr tragen als schwache. Das Grundgesetz ermögliche für Ausnahmesituationen die Erhebung einer einmaligen Vermögensabgabe. Sie sollte laut VdK auf Vermögen fällig werden, die über einem Freibetrag von mindestens einer Million Euro liegen. Selbstbewohnte Häuser und Wohnungen müssten von dieser Sonderbesteuerung ausgenommen werden.

Angst vor kleineren Renten und weniger Sozialleistungen

"Viele Menschen treibt die Angst um, dass der Staat jetzt Sozialleistungen und womöglich auch Renten kürzt. Wir müssen also über andere Einnahmemöglichkeiten nachdenken. Die Vermögensabgabe gehört dazu“, sagte Vöge dieser Redaktion.

Das Thema Vermögensabgabe wird seit einigen Wochen bundesweit diskutiert. Die Linke im Bundestag will „Superreiche“ – gemeint sind Vermögen von mehr als einer Million Euro – einmalig mit einer Abgabe von fünf Prozent belasten. Die SPD-Bundesvorsitzende Saskia Esken hat ebenfalls eine einmalige Vermögensabgabe zur Bewältigung der finanziellen Folgen der Coronakrise ins Gespräch gebracht.

VdK für "solidarische Krankenversicherung" für alle

Der VdK fordert darüber hinaus eine „solidarische Krankenversicherung für alle“. Die Privaten Krankenversicherungen hätten sich „nicht ausreichend“ an den Kosten der Krise beteiligt.

Laut dem VdK, der allein in NRW rund 370.000 Mitglieder hat, werden vor allem Pflegebedürftige extrem hart von den Folgen der Pandemie getroffen. Eine Studie der Universität Bremen habe ergeben, dass die Corona bedingte Sterblichkeit unter Pflegebedürftigen 50-mal höher sei als im Rest der Bevölkerung. Und die Infektionszahlen des Pflegepersonals lägen ein Vielfaches über dem Durchschnitt.

Häusliche Pflege: Menschen seien "tief frustriert"

Besonders Hunderttausende Menschen in häuslicher Pflege und ihre Angehörigen seien „tief frustriert“ und fühlten sich von den Behörden oder vom Medizinischen Dienst der Krankenversicherung verlassen. In Pflegeheimen und Kliniken fehle Personal. Die Konsequenzen würden nun in der Pandemie besonders sichtbar.​