Düsseldorf. NRW öffnet ab Montag alle Grundschulen. In der Ganztagsbetreuung (OGS) sind die Landesvorgaben zum Infektionsschutz kaum kindgerecht umzusetzen.
Unmittelbar vor der für Montag geplanten flächendeckenden Grundschulöffnung in Nordrhein-Westfalen nach drei Monaten Corona-Pause zeichnen sich in der Übermittagsbetreuung chaotische Zustände ab. „Das ist wie im wilden Westen“, kritisierte Verdi-Gewerkschaftssekretär Serdar Boztemur.
Jede Schule versuche, die Vorgaben des Landes anders umzusetzen. Die Beschäftigten des Offenen Ganztags (OGS) seien vom Schulministerium unzureichend eingebunden worden. „Viele fühlen sich vor den Kopf gestoßen und nicht wertgeschätzt“, sagte Boztemur.
Ungewisses OGS-Betreuungsangebot
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Wenn von Montag an alle rund 500.000 Grundschulkinder in NRW wieder regulär unterrichtet werden, wartet auf Zehntausende OGS-Kinder ab mittags ein ungewisses Betreuungsangebot. Die Klassenverbände sollen nach den Vorstellungen des Landes bis zu den Sommerferien zwar wieder gemeinsamen lernen, eine Durchmischung der Schülergruppen will man jedoch zur besseren Rückverfolgbarkeit von möglichen Infektionen unterbinden. Die Schulleitungen haben deshalb den Eltern gestaffelte Schulanfangs- und Pausenzeiten mitgeteilt.
Gestaffelte Schulanfangs- und Pausenzeiten wegen Corona
Völlig unklar sind vielen Praktikern dagegen die Vorgaben für die Übermittagsbetreuung. Dort könne „eine eigene und vom Vormittag unabhängige Gruppenstruktur etabliert werden“, hatte das Schulministerium den Grundschulleitungen mitgeteilt.
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In der OGS sollten aber gleichwohl „konstante Gruppen“ gebildet werden und Durchmischungen auch am Nachmittag vermieden werden. Da in der OGS normalerweise Kinder aus den Klassen 1 bis 4 in Gemeinschaftsräumen betreut und versorgt werden, herrscht allenthalben Ratlosigkeit.
Kinder müssten im Klassenraum auf ihrem Platz bleiben
In ihrer Not haben viele Grundschulrektoren die Eltern gebeten, die Kinder nach Möglichkeit noch gar nicht wieder in die OGS zu schicken. Andernfalls würden sie am Nachmittag über Stunden im Klassenraum weiter auf ihrem Platz sitzen müssen. „Die Beaufsichtigung wird über eine Fluraufsicht erfolgen. Das bedeutet, die Kinder bleiben auch in der Betreuungszeit in ihrem Klassenraum an fest zugewiesenen Plätzen und können sich nicht frei im Raum und im Schulgebäude bewegen. Spielangebote sind nur eingeschränkt möglich“, heißt in einem Elternbrief, der unserer Redaktion vorliegt.
Für Verdi-Mann Boztemur sind die Vorgaben des Landes für Schulen, OGS-Beschäftigte und Kinder unzumutbar: „Wie soll eine kindgerechte Betreuung mit wenig Personal über zwölf Klassenräume parallel funktionieren?“ In den Vorgaben des Schulministeriums heißt es dazu bloß: „Einschränkungen aufgrund personeller oder räumlicher Probleme sind durch OGS- Leitung und Schulleitung gemeinsam zu regeln.“