Essen. Nach Schulschließungen wegen der Corona-Pandemie starten Unis die “Initiative Ferienunterstützung“ für benachteiligte Kinder und Jugendliche
Wissenschaftler aus der Region wollen Schülern in den Sommerferien Unterstützung anbieten, um während der Schulschließungen versäumten Lernstoff nachzuholen. Gemeinsam mit Studierenden der Lehramtsfächer sowie aus Psychologie und Erziehungswissenschaft entwickeln mehr als 20 Bildungsexperten der drei Ruhrgebietsuniversitäten Bochum, Dortmund und Duisburg-Essen ein speziell auf benachteiligte Kinder und Jugendliche zugeschnittenes Ferienangebot. Die Teilnahme daran sei freiwillig, teilte die Universitäts-Allianz Ruhr (UA Ruhr) mit.
„Wenn Präsenzunterricht monatelang ausfällt, ist die Lage vor allem für Kinder aus sozial benachteiligten Elternhäusern dramatisch“, begründen die Forscher die „Initiative Ferienunterstützung“. „Wir sehen es als unseren gesellschaftlichen Auftrag an, einen Beitrag zur Abmilderung der sehr besorgniserregenden Entwicklung durch die Corona-Pandemie zu leisten“, sagte Prof. Birgit Leyendecker, Leiterin der Arbeitsgruppe Familienforschung an der Ruhr-Universität Bochum. In den kommenden Sommer- und Herbstferien werde das Projekt erprobt, 2021 könnte es ausgeweitet werden. Auch nach dem Ende der Ferien wollen Wissenschaftler und Studierende die Schüler weiter unterstützen.
Vielen Schülern fehlt die Unterstützung
Lehrer berichten, dass viele Familien während der Schulschließungen ihre Kinder beim Lernen nicht unterstützen und begleiten können. Daher hatte die Entwicklungspsychologin gegenüber dieser Redaktion bereits im April den Vorschlag geäußert: „Genau so wie Medizinstudenten in der Corona-Pandemie die Kliniken unterstützen, sollen zum Beispiel Lehramtsstudenten in diesem Sommer die Bildung unserer Kinder unterstützen.“ Anschließend brachte sie mit anderen die „Initiative Ferienunterstützung“ auf den Weg.
Vermutlich werde es auch nach den Schulferien keinen normalen Unterricht in großen Klassen geben, zugleich würden Lehrkräfte aus gesundheitlichen Gründen ausfallen. „Deswegen entwickeln wir Konzepte zur Unterstützung der Kinder und ihrer Familien, die über die Sommerferien hinaus auch länger umgesetzt werden sollen“, erklärt Leyendecker.
Von Mathematik über Sprachen bis Sport
Ziel sei es, Kindern und Jugendlichen in Kleingruppen Möglichkeiten zu bieten, „Neues zu entdecken oder bereits Gelerntes zu festigen – von Mathematik, Deutsch, Sprachen, Naturwissenschaft, Technik und Sachunterrichtüber über Theater bis zu Sport“, kündigte die UA-Ruhr an.
Schon in normalen Schulferien würden manche Schüler vieles vergessen. „Wenn diese Effekte schon nach mehreren Wochen sichtbar werden, was passiert erst, wenn Kinder fünf Monate lang nicht oder fast nicht in der Schule waren?“ Zudem führe der Schulausfall zu „ungleichen Lernvoraussetzungen und zu familiärem Stress“. Vielen Kindern fehlten die nötigen Geräte, andere seien nicht in der Lage, sich überhaupt zum Lernen zu motivieren. Genau hier möchte die Initiative ansetzen.