Essen. Studierende befürchten, ein komplettes Semester zu verlieren. Unis arbeiten mit Hochdruck an Lösungen für Klausuren

Die Hochschulen in NRW verschärfen ihre Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Corona-Virus. Auch kleinere Veranstaltungen sowie Prüfungen finden nicht mehr statt. Einrichtungen mit Publikumsverkehr wie Bibliotheken, Cafeterien oder Sportangebote werden geschlossen, teilt die Uni Köln mit, sie ist mit knapp 50.000 Studierenden die größte Präsenz-Universität in NRW.

Zuletzt hatten die Hochschulen den Start des Sommersemesters, das regulär am 6. April beginnt, auf den 20. April verschoben. Kleinere Veranstaltungen und Prüfungen sollten jedoch noch stattfinden können. Das ist nun vorbei. Manche Hochschulleitung geht bereits davon aus, dass der Vorlesungsbetrieb auch über den 20. April hinaus eingestellt bleiben könnte.

Persönliche Einschreibung vor Ort nicht mehr möglich

Die Ruhr-Uni Bochum sagte ebenfalls sämtliche Lehrveranstaltungen, Klausuren und sogar Einzelprüfungen ab, die Mensa wird ab Mittwoch geschlossen. Zugleich gilt für die Hochschule mit 43.000 Studierenden ein Notbetrieb, der nur die Steuerung der Gebäude sowie den Betrieb der Labore garantiert. Auch die persönliche Einschreibung zum Sommersemester ist nicht mehr möglich. Bewerber zulassungsbeschränkter Studiengänge müssen wissen, dass sich die Einschreibefristen entsprechend verlängern.

Insgesamt müssen für Tausende Studierende in NRW, deren Prüfungen verschoben werden, neue Termine und Regelungen gefunden werden. Allein an der Uni Duisburg-Essen fallen 800 Prüfungen aus, teilt Uni-Rektor Ulrich Radtke mit. „Wir überlegen derzeit, wie man anschließend Prüfungsformate anbieten kann, die den Infektionsbestimmungen entsprechen“, so Radtke. Zwar sei eine Prüfungsverschiebung für viele Studierende nicht schlimm, doch bei manchen dränge die Zeit, weil auf sie ein Arbeitsvertrag oder ein Forschungsauftrag warte. Wo es technisch möglich ist, können Prüfungen zwar online angeboten und durchgeführt werden, „das ist aber eine Frage der Kapazität und des Datenschutzes“, gibt Radtke zu bedenken.

Studenten sollen kein ganzes Semester verlieren

Lernangebote per Internet (E-Learning) und Online-Vorlesungen sollen in Zukunft mit Nachdruck ausgebaut werden, kündigte der Rektor an. Auch Seminararbeiten ließen sich je nach Fach online schreiben. Die Uni-Leitung werde eine „Task-Force“ zusammenstellen, um in den kommenden alternative Prüf- und Lernformate zu erarbeiten. „Wir müssen in den nächsten Wochen einiges auf die Beine stellen.“ Es müsse unbedingt vermieden werden, dass Studierende durch die Absage von Prüfungen, Seminaren und Vorlesungen ein ganzes Semester verlieren. Wenn aber zahlreiche Lehrkräfte erkrankten, könne es tatsächlich Engpässe geben. In diesem Fall müssten sich das Land und der Bund eine unbürokratische Verlängerung der Regelstudienzeit sowie der Bafög-Förderung einigen, verlangte Radtke.