Essen. Viele Studierende haben in der Corona-Krise ihre Einkünfte verloren. Das Notdarlehen des Bundes halten Kritiker für einen „Etikettenschwindel“.
Für viele Studierende ist es ein „schlechter Witz“, für Finanzexperten eine drohende Schuldenfalle. Gemeint ist die Notfallhilfe für bedürftige Studierende, denen in Folge der Corona-Pandemie die Einkünfte weggebrochen sind. Ab Freitag, 8. Mai, können sie ein zinsloses Darlehen bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW-Bank) beantragen. Sie bekommen dann bis zu 650 Euro im Monat, wie Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) ankündigte.
Der Bundestag beschloss dies gestern im Rahmen weiterer Corona-Hilfen. Es müsse verhindert werden, dass die Pandemie „Studierende in die Aufgabe des Studiums treibt“, so die Ministerin. Das zinslose Darlehen richtet sich an diejenigen, die kein Bafög erhalten können und keine anderen Einkünfte haben. Der Bund stellt eine Milliarde Euro zur Verfügung.
Studierende kritisieren die „Nothilfe“
Amanda Steinmaus vom bundesweiten Dachverband der Studierendenvertretungen Fzs, reagierte „erschüttert“, denn nach und nach kommen die Details ans Licht: „Ministerin Karliczek nutzt die Krise, um den KfW-Studienkredit zur Ausbildungsförderung der Wahl zu machen und verkauft das auch noch als Wohltat“. Das Not-Darlehen sei weder zinsfrei, noch erreiche es alle Studierende. „Nur im ersten Jahr übernimmt der Staat die anfallenden Zinsen. Danach fallen auf den gesamten Betrag des Darlehens ganz normale Zinsen an.“
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Katrin Lögering vom Landes-Asten-Treffen in NRW rechnete dies exemplarisch durch: Wer für ein Jahr den KfW-Kredit in voller Höhe nutzt, für den würde der Bund beim aktuellen Zinssatz von 4,36 Prozent bis März 2021 nur rund 153 Euro Zinsen übernehmen. Nach der Auszahlungsphase greife ab April 2021 wieder der volle Zinssatz.
Experten sprechen von „Lockvogelangebot“
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Die Zinslast, die sich bis zur Abzahlung des Kredits anhäuft, muss anschließend von den Studierenden getragen werden. Mit ihrer Kritik sind die Studenten nicht allein. Die Bildungsgewerkschaft GEW bezeichnete die Notkredite als „Armutszeugnis“ und forderte einen echten Zuschuss. Bei einer Tilgungsrate von 80 Euro im Monat komme ein Schuldenberg von über 2000 Euro zusammen. Die Überbrückungshilfe sei ein „Etikettenschwindel“.
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Selbst das eher konservative Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) mahnte: „Es reicht nicht, die Zinsfreiheit nur ein Jahr lang zu gewähren“, so CHE-Experte Ulrich Müller. „Es darf nicht der Eindruck entstehen, der Lockdown würde genutzt, um mit einem kurzfristigen Lockvogelangebot langfristig zahlende Kunden für die KfW zu werben.“