Essen. Erste Studien erproben Wirkstoffe gegen das Coronavirus. Wann ein Mittel verfügbar ist, hängt auch von der Art des Impfstoffs ab.

Weltweit versuchen Forscher unter Hochdruck, Wirkstoffe gegen das Coronavirus zu finden. Bei den Impfstoffen wurden nun erste Studien zugelassen, auch ein deutsches Unternehmen ist dabei. Das Paul-Ehrlich-Institut erteilte vergangene Woche dem Mainzer Unternehmen Biontech die Genehmigung, einen Wirkstoff zu erproben. Der Test soll an 200 Freiwilligen beginnen. Die zentralen Fragen im Kampf gegen die Pandemie sind: Wann könnte ein Impfstoff verfügbar sein? Und wie lange wird es dauern, bis die Bevölkerung geimpft sein wird? Die wichtigsten Fragen im Überblick:

Wie lange dauert es, bis ein Impfstoff zugelassen wird?

„Wenn die jetzt begonnenen Studien erfolgreich verlaufen, dann könnte im Herbst die Zulassung des Impfstoffs erfolgen“, sagt Prof. Ulf Dittmer, Direktor des Instituts für Virologie am Uniklinikum Essen. „Dann muss dieser aber auch erst in großen Mengen produziert werden. Das ist mit einem RNA-Impfstoff vergleichsweise einfach, bei anderen Impfstoffkandidaten würde das aber viele Wochen und Monate dauern“, erklärt Dittmer.

Was sind RNA-Impfstoffe?

Dabei handelt es sich um neuartige Wirkstoffe. Bislang musste man erst das Virus aufwändig vermehren, um es in abgeschwächter Form oder als zerstörte Reste zu spritzen. Es dauert meist mehrere Monate, um die Viren zu züchten und in ausreichender Menge herzustellen. Bei RNA-Impfstoffen wollen Wissenschaftler lediglich den genetischen Bauplan des Virus verwenden.

Der Impfstoff enthält eine übersetzte Form des Viren-Erbguts, die sogenannte „Virale Messenger RNA“. Das menschliche Immunsystem erkennt dies und reagiert darauf. Von diesen Schnipseln des Viren-Erbguts geht keine Gefahr aus. Man muss den Stoff nicht unbedingt spritzen, sondern es reicht, ihn über die Nasenschleimhaut zu geben. Bislang gibt es aber in Deutschland für keinen RNA-Impfstoff eine Zulassung.

Wie lange dauert es, bis die gesamte Bevölkerung geimpft werden kann?

„Sicher würde man zunächst damit beginnen, Risikogruppen zu impfen, sobald der erste Wirkstoff verfügbar ist“, sagt Virologie-Professor Dittmer. „Bei optimalem Verlauf könnte das noch in diesem Jahr passieren. Die ganze Bevölkerung zu impfen dauert sicher noch einmal einige Wochen. Da reden wir eher von Anfang 2021 -- wenn alles gut läuft“, so Dittmer.

Wie schnell es geht, ist aber auch abhängig von der Art des Impfstoffs. Einige derzeit verwendete Mittel gegen andere Viren müssen dreimal gegeben werden, um Schutz zu bieten, andere nur einmal. „Davon hängt dann natürlich die Dauer der Impfkampagne ab“, erklärt Dittmer.

Wann stellt sich eine Immunität der Bevölkerung ein?

Nach einer Impfung ist nur diese Person geschützt. Eine Herdenimmunität beginne erst bei einer Durchimpfungsrate von etwa 70 Prozent, erklärt der Virologe. „Um Viren auszurotten braucht man in der Regel aber Raten von deutlich über 90 Prozent.“ Herdenimmunität bedeutet, dass sich das Virus kaum noch ausbreiten kann und somit auch nicht-geimpfte Menschen mitgeschützt werden.

Wie lässt sich eine Massenimpfung organisieren?

Das müsse über eine Zusammenarbeit von Hausärzten, Krankenhäusern und Gesundheitsämtern geschehen. Dittmer: „Hier müssen alle Institutionen des Gesundheitswesens zusammenarbeiten.“

Gibt es Überlegungen, wer den Stoff zuerst bekommt?

„Mit Sicherheit soll und wird man mit der Impfung von Risikogruppen anfangen“, sagt Dittmer. „Das sind allerdings auch die schwierigsten Gruppen für eine Impfung“, gibt er zu bedenken. Da ältere oder vorerkrankte Menschen ein geschwächtes Immunsystem haben, seien Impfungen nicht immer erfolgreich. „Sollte dies ein Problem werden, müsste man die Strategie ändern und alle anderen impfen, um so die Risikogruppen zu schützen.“

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