Düsseldorf. Der Landtag hat das NRW-Epidemiegesetz verabschiedet. Besonders die Situation in den Pflegeheimen macht den Behörden immer größere Sorgen.
Der Landtag hat das NRW-Epidemiegesetz am Dienstag in einer kurzen Sondersitzung mit großer Mehrheit verabschiedet und sofort danach die Voraussetzung für dessen Anwendung geschaffen: Einstimmig stellten die Abgeordneten eine „epidemische Lage von landesweiter Tragweite“ fest.
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) warnte in diesem Zusammenhang vor „sehr gefährlichen“ Entwicklungen in den Seniorenheimen. Inzwischen gebe es in NRW 151 stationäre Pflegeheime, in denen das Virus festgestellt worden sei. Die Zahl der infizierten Heimbewohner liege bei etwa 1000. Betroffen seien auch 112 ambulante Pflegedienste, in denen infizierte Patienten festgestellt wurden.
Sorge um die Älteren im Land
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„Es zeichnet sich immer stärker ab, dass wir uns viele Gedanken um die alten Leute machen müssen“, sagte Laumann im Landtag. Von den mehr als 600 am Coronavirus Verstorbenen seien 82 Prozent älter als 70 Jahre.
Die Coronakrise führe dazu, dass sich immer mehr Pflegekräfte infizierten und somit für den Dienst in den Heimen vorübergehend nicht zur Verfügung stünden. „Etwa 1400 Mitarbeiter von stationären Altenheimen befinden sich in Quarantäne. Hier steigen die Zahlen sehr sprunghaft an“, sagte Laumann. Am Mittwoch werde er mit den Betreibern von Pflegeheimen über das weitere Vorgehen und neue Schutzmaßnahmen sprechen. Die Beschaffung von Schutzmaterial wie Masken habe jetzt nicht nur in den Krankenhäusern, sondern auch in den Pflegeeinrichtungen Priorität.
NRW "sucht" Beatmungsgeräte
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Laumann will das neue Epidemiegesetz gleich in der Praxis anwenden und „noch in dieser Woche die ersten Schritte einleiten“. Es müsse nun festgestellt werden, wo es in NRW außerhalb der Krankenhäuser Beatmungsgeräte gebe. „Das hat mit Beschlagnahme noch gar nichts zu tun, aber wir müssen wissen, wo diese Geräte sind“, erklärte der Minister. In Kürze beginne auch die Arbeit am „Freiwilligenregister“, in dem Menschen aufgelistet werden, die bei der Bewältigung der Krise helfen wollen und können.
"Wir sind mit Sicherheit nicht über den Berg"
„Wir sind mit Sicherheit nicht über den Berg, sondern mitten in einer der größten Herausforderungen unseres Gesundheitssystems“, rief Laumann den Abgeordneten zu.