Düsseldorf. “Ja“ zu schriftlichen Prüfungen, “vielleicht“ zum Schulbeginn am 20. April. Die Landesregierung gab im Landtag Einblick in ihre Überlegungen.
Die Aussichten auf reguläre Abitur- und Abschlussprüfungen in Nordrhein-Westfalen sind trotz der anhaltenden Corona-Krise offenbar gestiegen. Schul-Staatssekretär Matthias Richter (FDP) erklärte am Mittwochmorgen im Fachausschuss des Landtags, „dass die Länder vermutlich allesamt am Ende des Tages beim Abitur zu schriftlichen Prüfungen kommen werden und diese auch durchführen werden“.
Es gebe die Rückmeldung aus vielen Ländern, dass die beabsichtigten Termine unter Beachtung des Infektionsschutzes eingehalten werden sollen. Das NRW-Schulministerium gehe davon aus, „dass wir - wenn nicht ganz Unvorhergesehenes passiert in der weiteren Entwicklung der Pandemie - schriftliche Abiturprüfungen in Nordrhein-Westfalen nach dem jetzt vorliegenden Zeitplan beginnend mit dem 12. Mai durchführen werden“, so Richter. Der spätere Termin war von der Landesregierung bereits nach dem vorzeitigen Beginn der unterrichtsfreien „Corona-Ferien“ vor vier Wochen ins Auge gefasst worden.
Opposition erwartet Klarstellung, dass Abschlüsse 2020 etwas wert sind
Zuletzt hatte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) in einem Interview mit dem „Kölner Stadtanzeiger“ über einen Wegfall der Abschlussprüfungen spekuliert und damit neue Verunsicherung hervorgerufen. Grünen-Bildungsexpertin Sigrid Beer kritisierte eine „Salamitaktik“ der Landesregierung und bemängelte, dass dem Abschlussjahrgang 2020 nicht für alle denkbaren Szenarien gleich deutlich signalisiert worden sein, „dass ihr Abschluss etwas wert ist und vergleichbar“.
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Staatssekretär Richter machte deutlich, dass unabhängig von weiteren, eher unwahrscheinlichen Einschränkungen des Prüfungsbetrieb die gegenseitige Anerkennung des Abiturs zwischen den Ländern „beschlossene Sache“ sei.
Wie es insgesamt nach den Osterferien mit dem Schulbetrieb weitergeht, ließ Ministerin Gebauer auch am Mittwoch offen. „Welche Verhaltensregeln ab dem 20. April gelten und welche Auswirkungen das auf den Schulbetrieb haben wird, das kann zum jetzigen Zeitpunkt niemand seriös beantworten“, sagte sie. Die Entscheidung darüber, wie es nach den Osterferien weitergehe, „ob im Vollbetrieb oder im Teilbetrieb oder vielleicht gar nicht, wird vor allem unter dem Gesichtspunkt des Gesundheitsschutzes zu treffen sein“, so die Ministerin.
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Ministerium erwartet Vorgaben zu Hygiene und Infektionsschutz
Das Schulministerium erarbeite zurzeit mit den zuständigen Behörden „Vorgaben zur Hygiene und zum Infektionsschutz für einen möglichen Unterrichts- und Prüfungsbetrieb“. Erst am 15. April sollen Lehrer, Eltern und Schüler von Gebauer informiert werden, was ab Montagmorgen, 20. April, gelten soll. Am 15. April wollen zunächst Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder eine bundesweit einheitliche Vorgehensweise verabreden. Eigentlich sollte diese Verständigung einen Tag früher stattfinden, wurde jedoch verschoben.