Essen. Das Sommersemester beginnt im Internet. Rektoren werben für rasche Änderung des Hochschulgesetzes. Hilfe für Studierende in Not gefordert.
Die Rektoren aller Universitäten und Fachhochschulen in NRW haben sich darauf verständigt, wegen der Corona-Pandemie das Sommersemester am 20. April mit reiner Online-Lehre zu starten. Dennoch soll das Semester für die rund 770.000 Studierenden in Nordrhein-Westfalen kein verlorenes Semester werden, teilten die Vorsitzenden der Landesrektorenkonferenzen der Universitäten sowie der Fachhochschulen, Lambert T. Koch und Marcus Baumann, mit. Ob es im Verlauf des Sommers auch Präsenzveranstaltungen geben könne, sei angesichts der ungewissen Lage noch offen.
Die Professoren weisen darauf hin, dass für einen weitgehenden Umstieg auf Online-Formate in der Lehre und bei Prüfungen eine Änderung des Hochschulgesetzes nötig sei. Außerdem müssten Vorgaben zur Regelstudienzeit und zum Einschreibungsprozess für Studienbeginner angepasst werden.
Appell an die Parteien im Landtag
Die Hochschulrektoren appellierten an den Landtag, die erforderliche Gesetzesänderung rasch auf den Weg zu bringen. „Es geht darum, im Interesse unserer Studierenden schnell zu handeln, damit wir aus dem Semester so viel machen können, wie es eben geht“, sagte Koch. Jeder Tag zähle, denn die Hochschullehrer müssten ihre Lerninhalte in wenigen Tagen komplett auf Online-Lehre umstellen.
Das NRW-Wissenschaftsministerium sagte den Hochschulen Unterstützung zu. „Das Ministerium steht zu sämtlichen Fragen rund um die Folgen und Auswirkungen der Corona-Pandemie im ständigen Austausch mit den Hochschulen“, teilte ein Sprecher mit. In Kürze werde das Ministerium mit den Hochschulen „eine Neubewertung der Lage vornehmen und dabei auch über Folgemaßnahmen entscheiden“, hieß es weiter.
Hochschulen bereiten sich auf digitales Semester vor
Alle Hochschulen in NRW bereiten sich wegen der Corona-Krise derzeit mit Hochdruck auf ein digitales Sommersemester vor. Sämtliche Kurse und Seminare sollen soweit wie möglich zunächst im Internet angeboten werden. Das Semester soll aber dennoch gewertet werden und nicht als „Null-Semester“ gelten.
Zuvor hatten die Hochschulen den Semesterstart bereits auf den 20. April verschoben. Das Semester endet aber wie vorgesehen am 17. Juli. Am Mittwoch hatte die Ruhr-Universität Bochum als erste Hochschule angekündigt, den Lehrbetrieb im Sommer komplett ins Internet zu verlegen.
Hilfsfonds für Studierende in Not
Die NRW-Landesrektorenkonferenz (LRK) habe sich bei der Bundesregierung auch für eine Verlängerung der Bafög-Förderung eingesetzt, wenn Studierende im Sommersemester wegen ausgefallener Veranstaltungen und Prüfungen unverschuldet in Verzug geraten und nicht alle erforderlichen Leistungen erbringen könnten.
Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) habe inzwischen gegenüber den für das Bafög-Verfahren zuständigen Bundesländern klargestellt, dass das Bafög in solchen Fällen weiterzuzahlen sei, teilte die LRK mit. Die Hochschulen setzten sich zudem dafür ein, auf Bundes- oder Landesebene Hilfsfonds und Mikrokredite für Studierende einzurichten, die wegen der Corona-Krise in finanzielle Not geraten sind. Auch dürfe es dann nicht zu Kündigungen der Studentenwohnungen kommen, betonten die LRK-Vorsitzenden Koch und Baumann.