Essen. Bildungsverband warnt: Schulschließung für vernachlässigte Kinder großes Problem. Viele Anbieter stellen Lerninhalte kostenfrei ins Netz
Täglich eine Stunde Politik -- trotz geschlossener Schulen. Das ist das Ziel der Bundeszentrale für politische Bildung, die ab sofort täglich von 11 bis 11.45 eine Internet-Politikstunde zu aktuellen Themen anbietet. "Wir streamen für Schülerinnen und Schüler, die wegen Corona zuhause bleiben müssen aber auch für alle, die jetzt die Gelegenheit nutzen möchten, sich eingehender mit aktuellen Themen zu beschäftigen", teilen die Initiatoren mit.
"Bevor Ihr einen Hüttenkoller bekommt, beschäftigt euch mit Politik", hieß es am Donnerstag zum Auftakt der Reihe. Unter dem Slogan "Deine tägliche Dosis Politik" werden Themen von wechselnden Experten besprochen, Schüler können via Facebook ihre Fragen loswerden. Den Beginn machte der populäre YouTube-Lehrer Mirko Drotschmann.
Zahlreiche Bildungsangebote in den Medien
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Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) reagierte positiv auf diese und ähnliche Initiativen. So würden öffentlich-rechtliche Sender während der Schulschließungen wegen der Coronakrise derzeit mehr Bildungsprogramme anbieten. Lehrkräfte könnten über Video-Plattformen wie YouTube, Streaming-Seiten wie Twitch oder Digitalkonferenz-Anbieter wie Zoom mit ihren Schülern in Kontakt bleiben und Wissen vermitteln. Zudem verweisen derzeit zahlreiche kommerzielle Anbieter ein befristet kostenloses Angebot. Auch die "Stiftung Lesen" hat ihre Angebote für Eltern, Schüler und Lehrer kostenfrei auf einer speziellen Internet-Seite zusammengefasst.
Verband: Kinder nicht unter Druck setzen
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VBE-Vorsitzender Udo Beckmann appelliert an die Eltern, in dieser schulfreien Zeit ihre Kinder nicht zu überfordern. "Es ist nicht Aufgabe der Eltern, den Unterricht zu ersetzen." Sie sollten den Lehrern vertrauen, diese wüssten am besten, welche Anforderungen die Kinder meistern können.
Schwere Situation für vernachlässigte Schülerinnen und Schüler
Zugleich zeigte sich Beckmann besorgt im Hinblick auf Schülerinnen und Schüler, die zu Hause keinerlei Unterstützung erhalten, weil die Eltern aus verschiedenen Gründen dazu nicht in der Lage seien. "Alle Lehrkräfte wissen, dass es Kinder gibt, bei denen man jeden Tag wieder froh ist, dass sie in der Schule einen festen Rhythmus, eine Bezugsperson und ein Mittagessen erhalten", so Udo Beckmann. Diesen Kindern mache die Schulschließung schwer zu schaffen.
Wenn einerseits Eltern ihre Kinder dazu anhalten, mehr Aufgaben zu erledigen oder private Nachhilfe organisieren "wird sich die Schere der Bildungserfolge schon in kurzer Zeit umso deutlicher zeigen", meint Beckmann. Dann würden die Schulschließungen zu einem Beschleuniger für Bildungsungerechtigkeit.