Düsseldorf. Bisher stammen nur gut drei Prozent des in NRW verbrauchten Stroms aus Solarenergie. Was die Lobby jetzt vom Land erwartet.
In Nordrhein-Westfalen soll mehr Sonnenstrom entlang von Autobahnen und auf Dächern von Gewerbeimmobilien gewonnen werden. Die Interessenverbände der Photovoltaik-Industrie haben am Montag die NRW-Landesregierung zu höherem Tempo bei der Beseitigung von bürokratischen Hemmnissen aufgefordert.
Solarstrom sei „der schlafende Riese der Energiewende“, sagte Reiner Priggen, Vorsitzender des Landesverbandes Erneuerbare Energien (LEE). Bislang seien erst 280.000 Solaranlagen auf den elf Millionen Dächern Nordrhein-Westfalens installiert. Immobilienbesitzer seien oft verunsichert, welche technische Lösung sich rechne und scheuten bürokratische Hürden. Für eine gebündelte, unabhängige Information solle das Land deshalb mit einem neuen „Solar-Info-Center NRW“ sorgen.
Bisher stammen nur drei Prozent des NRW-Stroms aus Solarenergie
Photovoltaik sei fast überall einfach und kostengünstig möglich, erklärte Peter Asmuth, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS). Damit der Ersatz für den heutigen Kohle- und Atomstrom rechtzeitig zur Verfügung stehe, müsse der massive Ausbau von Solaranlagen umgehend politisch flankiert werden.
Bisher stammen nur gut drei Prozent des in NRW verbrauchten Stroms aus Solarenergie. In den vergangenen zehn Jahren hat sich der Durchschnittspreis für Solarmodule nach Branchenangaben von rund 500 auf 150 Euro verringert, während die die Leistungsfähigkeit pro Modul von 150 auf 350 Watt gestiegen sei.
Die Lobby-Verbände werfen der Landesregierung Zögerlichkeit beim Ausbau der Photovoltaik vor. NRW untersage noch immer den Landwirten auf ihren Grundstücken den Aufbau von Solaranlagen, kritisierte Priggen. Der frühere Grünen-Landtagsfraktionschef sieht großes Potenzial entlang von Autobahnen. Zudem müssten die 4000 landeseigenen Gebäude – Hochschulen, Finanzämter, Polizeibehörden – für die Gewinnung von Sonnenenergie genutzt werden. Anders als bei der Windkraft seien keine Anwohnerproteste zu befürchten. „Ich habe noch keinen erlebt, den Solaranlagen auf Flachdächern stören“, sagte Priggen.
Keine Solarplatten auf dem Kölner Dom
Nach Einschätzung der Interessenverbände muss das Land stärker auf Bundesebene dafür eintreten, dass der bislang geltende 52-Gigawatt-Deckel für den Photovoltaik-Ausbau aufgehoben werden. Zudem solle Düsseldorf die strikten Denkmalschutz-Auflagen für den Zubau an Solaranlagen auf Gebäuden lockern. „Es wird niemand auf die Idee kommen, Photovoltaik auf den Kölner Dom zu bauen“, so Priggen.
Die CDU-Landtagsfraktion begrüßte den Vorstoß. „Solarstrom genießt eine hohe Akzeptanz und hat das Potenzial, zu einer tragenden Säule der Energiewende in Nordrhein-Westfalen zu werden“, sagte CDU-Energieexperte Henning Rehbaum. Viele Vorschläge seien bereits von der schwarz-gelben Koalition in die Wege geleitet worden.