Düsseldorf. Fachärzte fehlen, viele Kliniken sind nicht auf Diabetes-Erkrankungen spezialisiert, und im Ruhrgebiet ist die Lage besonders schlimm.
Die SPD-Landtagsfraktion fordert Konsequenzen aus dem Anstieg von Diabetes-Erkrankungen in NRW. „Die Volkskrankheit Diabetes muss bei der Krankenhausplanung berücksichtigt werden und mehr Gewicht bei der Aus- und Fortbildung von Medizinern und Pflegern bekommen“, sagte SPD-Gesundheitsexperte Josef Neumann am Mittwoch im Landtag. Etwa jeder zehnte Bürger in NRW leidet an der „Zuckerkrankheit“, wie aus einer Antwort der Landesregierung auf eine Große Anfrage der Sozialdemokraten hervorging.
Vorbeugung und Behandlung sollten mit einem eigenen „Diabetes-Rahmenplan“ für NRW verbessert werden, sagte Neumanns Fraktionskollegin Angela Lück. Schon in den Schulen und Kitas müsse der Fokus mehr auf gesunde Ernährung gelegt werden. Die beiden Abgeordneten rufen unter anderem nach einer verpflichtenden „Ampelkennzeichnung“ für Lebensmittel, damit Verbraucher den Zuckergehalt besser beurteilen können. Der „Lobby der Zuckerindustrie“ müssten auf diese Weise Grenzen aufgezeigt werden. Die SPD wird in Kürze einen Antrag für einen Diabetes-Rahmenplan ins Parlament einbringen und plant ein Experten-Fachgespräch über Diabetes im Landtag.
Risiko für Arme und weniger Gebildete größer
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hatte in seiner Antwort auf die SPD-Anfrage erklärt, dass allein in NRW etwa 1,6 Millionen Menschen an Diabetes erkrankt seien. Hinzu komme laut SPD eine Dunkelziffer von geschätzt 200.000 Betroffenen. Das Erkrankungs-Risiko für ärmere und weniger Gebildete ist deutlich größer als für Menschen mit hohem „Sozialstatus“. Überdurchschnittlich viele Diabetes-Patienten leben in den Ruhrgebiets-Großstädten Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Bochum, Dortmund und Herne. Aber auch im Märkischen Kreis und im Kreis Siegen-Wittgenstein sowie in Mönchengladbach und Leverkusen sei Diabetes besonders häufig.
Neumann und Lück werfen der Landesregierung Untätigkeit bei diesem Thema vor. Ihr fehle der „ernsthafte Wille“, sie sehe zum Beispiel keine Notwendigkeit für einen Landes-Diabetesbeauftragten oder einen eigenen NRW-Diabetesplan. Die Antwort der Regierung auf die Anfrage zu Diabetes sei „Bürokratisch und herzlos“. Die beiden Abgeordneten erinnerten an den Fall einer 13-jährigen,zuckerkranken Schülerin, die während einer Klassenfahrt nach England gestorben war. Fehlende Kenntnisse über diese Krankheit hätten offenbar zum tragischen Tod des Mädchens geführt.