Düsseldorf/Berlin. Vier von fünf Kliniken haben Probleme, Pflegekräfte zu finden. NRW-Minister Laumann: „Wir müssen alles tun, um mit dem Problem fertig zu werden.“

Die Personalnot in Krankenhäusern wird immer dramatischer. Wie eine Umfrage des Deutschen Krankenhausinstituts zeigt, haben vier von fünf Kliniken Probleme, offene Pflegestellen zu besetzten, fast genauso viele kämpfen damit, Ärztestellen zu besetzten. „Die Personalnot hat massive Auswirkungen auf den Betrieb – von Einnahmeausfällen über Zusatzbelastung bis zur Schließung von Abteilungen“, sagte Lothar Kratz, Sprecher der Krankenhausgesellschaft NRW.

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Im Bund sind laut der repräsentativen Studie 17.000 Pflegestellen vakant. Ein Drittel aller Kliniken in Deutschland musste in diesem Jahr wegen Personalmangels vorübergehend Betten auf den Intensivstationen sperren und sogar einzelne Abteilungen von der Notfallversorgung abmelden. Auf Allgemeinstationen sind doppelt so viele Pflegestellen offen wie noch 2016.

Laumann: „Wir haben zu wenig ausgebildet“

Personalmangel in NRW

Die Landesberichterstattung Gesundheitsberufe NRW hat die Ausbildungs- und Beschäftigungssituation in der Gesundheits- und Krankenpflege untersucht.

Demnach fehlten im Jahr 2018 in der Krankenpflege rund 5.160 Pflegefachkräfte und in der Kinderkrankenpflege insgesamt 665 Pflegefachkräfte in Nordrhein-Westfalen.

Die Krankenhausgesellschaft warnt angesichts der heiklen Zahlen vor einer „Versorgungskrise“. Für NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) sind sie allerdings auch die Bestätigung, die Personalnot als vordergründigstes Problem der Gesundheitsversorgung erkannt zu haben.

„Wir haben riesige Probleme bei der Sicherung von Arbeitskräften – quer durch alle Qualifikations- und Versorgungsstrukturen“, war fast sein erster Satz, als er Mitte Dezember vor Vertretern der 344 Kliniken in NRW auf dem Forum der Krankenhausgesellschaft in Neuss sprach. „Und dieses Problem ist entstanden, weil man zu wenig ausgebildet hat – der Staat bei den Ärzten, andere bei der Pflege“.

Krankenhausplan soll Personalnot entgegenkommen

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Das Land hat aus Sicht des Ministers hier bereits gut gegengesteuert – etwa mit der Finanzierung von 400 zusätzlichen Studienplätzen in der Medizin. Dagegen die „anderen“? Es sind etwa die öfter von Laumann in die Mangel genommenen Spezial- und Universitätskliniken. Es könne nicht sein, dass manche tausende Pflegekräfte beschäftigten, aber nur ein Bruchteil davon ausbilden. Probleme, die Laumann etwa in Bad Oeynhausen sieht, das bekannt ist für sein Herz- und Diabeteszentrum.

Und das Ruhrgebiet? Mit seiner großen Dichte an Krankenhäusern könnten die hiesigen Städte besonders die Auswirkungen des neuen Krankenhausplans zu spüren bekommen, der bis Ende 2020 erarbeitet werden soll und eine Ausdünnung der Kliniklandschaft anvisiert. Laut Laumann gerade mit Blick auf die Personalnot ein wichtiges Ziel: „Die Ressource Mensch ist unser großes Problem“, so der Minister. „Personalressourcen stehen nicht zur Verfügung für Doppel- und Dreifachstrukturen auf engsten Raum.“

Krankenhäuser befürchten Verschlechterung ihrer wirtschaftlichen Lage

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Die Krankenhausgesellschaft indes hält die bisher in Bewegung gesetzten politischen Hebel für unzureichend – sieht aber besonders auf Bundesebene Handlungsbedarf. „Die Regulierungswut von Politik und Krankenkassen haben die Bürokratie in den Kliniken massiv ausgeweitet“, teilte Gerald Gaß, Präsident der Krankenhausgesellschaft, mit. Nötig seien vor allem Maßnahmen, um die Bürokratielast abzubauen.

Neben der Personalnot ist es auch die wirtschaftliche Situation vieler Krankenhäuser, die laut Gaß „alle Alarmglocken“ läuten lassen sollte. Auch hier zeigt das Krankenhaus-Barometer eindeutige Zahlen: 2018 haben 40 Prozent der Kliniken Verluste geschrieben – 2017 waren es noch 30 Prozent. Der Blick auf 2020 stimmt ebenfalls viele Kliniken pessimistisch: 44 Prozent erwarten dann eine weitere Verschlechterung ihrer wirtschaftlichen Lage.