Essen/Düsseldorf. Ein Verdächtiger im Fall Bergisch Gladbach soll während laufender Ermittlungen seine Nichte vergewaltigt haben. Die SPD fordert Aufklärung.
Im Fall der jüngsten Justiz-Panne im Missbrauchsfall von Bergisch Gladbach fordert die SPD-Opposition im NRW-Landtag eine umgehende Berichterstattung durch die schwarz-gelbe Landesregierung. „Das Schlimmste, das wir befürchtet hatten, ist eingetreten: Durch eine unglaubliche Justizpanne wurde es möglich, dass ein Kind missbraucht wurde“, sagte der Vizefraktionschef Sven Wolf am Montag unserer Redaktion.
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Wie berichtet, soll ein 26-jähriger Zeitsoldat aus Wesel im Sommer seine dreijährige Nichte mehrfach missbraucht haben, obwohl gegen den Zeitsoldaten zu diesem Zeitpunkt bereits Missbrauchsermittlungen liefen. Das geht aus vertraulichen Unterlagen des Leitenden Oberstaatsanwalts in Köln für das NRW-Justizministerium hervor, die dieser Redaktion vorliegen. Dem Mann war der Missbrauch seines fünfjährigen Stiefsohns und seiner dreijährigen Tochter vorgeworfen worden. Die dreijährige Nichte wurde nicht erwähnt.
„Wir erwarten, dass die Minister Biesenbach und Reul umgehend Bericht erstatten“, sagte Fraktionsvize Wolf weiter. Der Skandal werde immer monströser. Sowohl der Justizminister, als auch der Innenminister stünden in der Verantwortung. Wolf: „Wenn Kinder Opfer werden, müssen diese Fälle überall die höchste Aufmerksamkeit bekommen.“
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Der 26-Jährige Bundeswehrsoldat gehört zum Kreis der Tatverdächtigen im Missbrauchsfall von Bergisch Gladbach, der mittlerweile bundesweit Kreise zieht. Mehrere Männer sollen Kinder sexuell missbraucht und Fotos und Videos davon in Chat-Gruppen mit bis zu 1800 Mitgliedern verbreitet haben.
Im Kampf gegen Kindesmissbrauch hat NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) unterdessen Sonderzugriffsrechte auf die IP-Adressen der Computer von Verdächtigen gefordert. Solange die Vorratsdatenspeicherung „auf Eis“ liege, müssten die demokratischen Parteien in diesen Fällen Sondermöglichkeiten finden, sagte Reul. Der Anstieg der Fallzahlen bei Kindesmissbrauch und -pornografie sei erschreckend, so Reul. Allein 2019 gebe es in NRW bei den Strafanzeigen wegen Kinderpornografie bis Ende November einen Anstieg um 63 Prozent auf 2097 Strafanzeigen gemessen am Vorjahreszeitraum. (mit dpa)