Düsseldorf. Ausufernde Hochzeitsfeierlichkeiten mit Straßenblockaden und Schüssen sind offenbar keine Seltenheit. Das geht aus einer neuen Statistik hervor.

Pistolenschüsse in die Luft, Gruppenfotos mitten auf der Autobahn, Kolonnenfahrten über rote Ampeln - „Hochzeitskorsos“ machen der NRW-Polizei seit Jahresbeginn immer häufiger zu schaffen. Jetzt gibt es auf Antrag der AfD-Landtagsfraktion für die Sitzung des Innenausschusses am Donnerstag vom Innenministerium erstmals Zahlen, wie groß das Problem tatsächlich ist.

Seit dem 10. Mai lässt NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) alle Daten im Zusammenhang mit Hochzeiten gesondert in das Führungs- und Informationssystem der Polizei Nordrhein-Westfalen eintragen. Bis Ende November kamen landesweit 424 polizeiliche Einsatzanlässe zusammen. Bevor die Statistik gestartet wurde, waren bei der Polizei von Anfang April bis Anfang Mai bereits 120 Wichtige Ereignis-Meldungen (WE) zu ausufernden Hochzeiten abgesetzt worden. WE-Meldung dienen der schnellen Information der Führungsebenen bis hinauf zum Minister.

Hochzeitskorsos: Allein im November rückte die Polizei 33 mal aus

Nun gibt es erstmals ein vollständiges Bild. Allein im November kam es demnach zu 33 Hochzeit-Einsätzen der Polizei. Die Delikte reichen von Ordnungswidrigkeiten wie Parken auf dem Gehweg oder sonntäglicher Ruhestörung bis zu Straftaten wie Nötigung, Beleidigung von Polizisten oder Verstößen gegen das Waffengesetz. Allein zwölf der Hochzeitseinsätze im November ereigneten sich im Ruhrgebiet. In Oberhausen wurde am 24. November eine Schreckschusspistole sichergestellt, die im Rahmen der Feierlichkeiten abgefeuert wurde.

Angaben zur Staatsbürgerschaft der Tatverdächtigen wollte die Polizei zunächst nicht machen. In NRW sind Hochzeitskorsos vor allem von Migranten aus der Türkei und dem arabischen Raum seit Ende März ein politisches Thema. Damals hatten fünf Luxuskarossen die A3 Richtung Köln kurz hinter dem Breitscheider Kreuz blockiert. Offenbar wollte ein Teilnehmer dort mit dem Auto „Donuts“ drehen, also kreisende Bewegungen mit Reifenabrieb, und sich dabei filmen lassen.

Regelbruch zur „Männlichkeitsinszenierung“ in Kauf genommen

NRW-Innenminister Reul kündigte damals eine harte Gangart gegen Chaoshochzeiten an und ließ sogar eigens Informations-Flyer drucken, die in einschlägigen Hochzeits-Lokalitäten zur Einhaltung der Straßenverkehrsordnung aufriefen.


Experten gehen davon aus, dass bei bestimmten Hochzeitsgesellschaften der Regelbruch für „Männlichkeitsinszenierungen“ bewusst in Kauf genommen werde. Der Landtag hatte zu dem Phänomen eigens eine Anhörung von Sachverständigen anberaumt.


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