Düsseldorf. Wer entscheidet darüber, ob ein Viertklässler in NRW aufs Gymnasium darf? Eltern oder Lehrer? Die Schulministerin hat sich nun klar positioniert.
NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) hat Spekulationen über eine Wiedereinführung der verbindlichen Grundschulempfehlung für die weiterführende Schule endgültig eine Absage erteilt. „An der Rechtslage soll sich nichts ändern“, erklärte Gebauer am Donnerstag auf parlamentarische Anfrage der Grünen.
Die Landesregierung gehe davon aus, dass Eltern von Viertklässlern nach umfassender Beratung durch Grundschullehrer „zum Zeitpunkt der Entscheidung die richtigen Wege für ihr Kind wählen“, so Gebauer weiter. Die Schulministerin widersprach dem Eindruck, sie selbst wünsche sich eigentlich mehr Mitspracherecht der Pädagogen beim Wechsel auf die weiterführende Schule: „Ich habe eine mögliche Verbindlichkeit der Schulformempfehlung in keiner Weise thematisiert.“
Die erste schwarz-gelbe Landesregierung in NRW hatte 2006 die Schulformempfehlungen für Viertklässler verbindlich gemacht. Damals konnten nicht mehr die Eltern selbst entscheiden, ob ihr Kind das Gymnasium schafft. Die Regelung war hochumstritten, weil Prognosen über den Bildungserfolg selbst von Experten angezweifelt wurden. Die rot-grüne Landesregierung schaffte die verbindliche Schulformempfehlung 2010 wieder ab.
Immer mehr Kinder sind auf dem Gymnasium überfordert
Seit dem Wahlerfolg von Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) im Mai 2017 schossen die Spekulationen über eine Wiedereinführung erneut ins Kraut. Anlass war eine Formulierung im schwarz-gelben Koalitionsvertrag. „Wir wollen bei der Aufnahme der Schülerinnen und Schüler die Entscheidungsmöglichkeiten der Schulen aufgrund ihres Bildungsauftrags stärken“, hieß es dort. Gebauer stellte nun klar, dass der Elternwille „ein hohes Gut“ sein.
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Zugleich stellte die FDP-Politikerin jedoch fest, „dass immer mehr Kinder mit dem gymnasialen Bildungsweg überfordert sind und die Schulform schon nach der Erprobungsstufe wieder verlassen“. Tatsächlich gibt es heute eine starke Fixierung vieler Eltern aufs Gymnasium praktisch vom Tag der Einschulung ihrer Kinder an. „Dies ist insbesondere für die betroffenen Kinder durch ein Erlebnis des Misserfolgs, aber auch für deren Eltern und die Klassenstrukturen der entsprechenden Schulen eine unbefriedigende und mitunter belastende Situation“, mahnte Gebauer.