Essen. Der Verkehrsverbund VRR präsentiert seine Tariftabelle für 2020. Teurer wird Bus- und Bahnfahrer im VRR-Gebiet vor allem für einen Kundenkreis.
Bus- und Bahnfahren wird ab dem kommenden Jahr an für viele Nahverkehrskunden im Gebiet des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) wieder teurer. Vor allem Inhaber von Dauerkarten wie die Tickets 1000 und 2000 oder das Bärenticket für Menschen ab 60 werden zur Kasse gebeten. Im Bereich dieser Zeitkarten steigen die Tarife um bis zu drei Prozent. Auch das Sozialticket für Bedürftige wird teurer.
Gelegenheitsfahrer müssen ab Januar dagegen in der Regel nicht tiefer in die Tasche greifen. An den Einzelfahrscheinen geht die Tariferhöhung 2020 weitgehend vorbei. Beschlossen wurde das neue Tarifgefüge am Donnerstag vom VRR-Verwaltungsrat in Essen. Die durchschnittliche Preiserhöhung über alle Ticketformen und Preisstufen hinweg liegt nach VRR-Angaben bei 1,8 Prozent.
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Die Preisanpassung für 2020 falle damit niedriger aus als in den Vorjahren, betonte VRR-Vorstand José Luis Castrillo. „Unsere Tarifentwicklung bewegt sich immer auf dem schmalen Grat zwischen akzeptierten Fahrpreisen, unterschiedlichen Kundenbedürfnissen und der Finanzierbarkeit des ÖPNV in unserem Verbundgebiet“, so der VRR-Manager. Eine Nullrunde bei den Tarifen aber hätte eine Finanzierungslücke gerissen, „die wir uns heute nicht leisten könnten“, sagte Castrillo.
Der VRR-Vorstand erteilte auch jüngsten Überlegungen zur Einführung einer 365-Euro-Jahreskarte eine klare Absage. Ein solches verbundweit gültiges Ticket würde den jährlichen Zuschussbedarf für den ÖPNV der Region um mindestens 450 Millionen Euro erhöhen. „Ich sehe niemanden, der ein Finanzierungssystem dafür hat“, so Castrillo.
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Forderungen nach einer Nullrunde bei den Tarifen hatten im Vorfeld zu einem ungewöhnlichen Streit in den VRR-Gremien geführt. Die schwarz-grüne Mehrheitskoalition in der VRR-Verbandsversammlung stemmte sich im Sommer vehement gegen Forderungen der VRR-Verwaltung und kommunaler Verkehrsbetriebe nach einer Erhöhung um bis zu vier Prozent. Überraschend wurde die eigentlich schon im Juli geplante Tarif-Entscheidung blockiert. „Die Entwicklung der letzten Jahre hat gezeigt, dass eine stetige Preisentwicklung am Markt nicht weiter so umsetzbar ist“, hieß es damals in einem gemeinsamen Papier beider Fraktionen. Das rief in der Folge die Chefs großer Nahverkehrsunternehmen auf den Plan. Sie drohten im Gespräch mit dieser Zeitung für den Fall einer Nullrunde mit einer Angebotsreduzierungen. CDU-Fraktionssprecher Frank Heidenreich bezeichnete die jetzt beschlossene Preiserhöhung gestern als „Kompromiss“, um höhere Personalkosten und den Investitionsbedarf im Nahverkehr abzufangen.