Bochum. Die Ruhr-Uni Bochum steht im Finale des Exzellenz-Wettbewerbs. Ihre Chancen stehen gut. Kann sie sich gegen die starke Konkurrenz durchsetzen?

Im dritten Anlauf soll es endlich klappen. Die Chancen der Ruhr-Universität Bochum, den Titel einer Exzellenz-Universität erobern zu können, stehen so gut wie nie zuvor. Neben einigen Millionen Fördergeldern winkt vor allem weltweites Renommee. Und das Ruhrgebiet hätte etwas vorzuweisen, was nur wenige Regionen bieten können: eine „Elite-Uni“.

Bei den Exzellenz-Initiativen 2006 und 2012 kam die Bochumer Uni ins Finale und verfehlte den Titel jeweils nur knapp. Derzeit beugt sich eine Kommission aus Wissenschaftlern erneut über die Konzepte von 19 Unis, die es aus Dutzenden Bewerbungen in die Endrunde der dritten Ausschreibung des Wettbewerbs für Spitzenforschung in Deutschland geschafft haben. Elf Gewinner werde es geben, heißt es. Die Entscheidung fällt am 19. Juli.

Wie stehen die Chancen der Bochumer?

Als das Gremium internationaler Experten und Wissenschaftler im April die Ruhr-Uni besuchte, um sich vor Ort einen Eindruck über die Forschungsleistung zu verschaffen, endete der Besuch mit Begeisterung. Die Uni habe einen immens guten Eindruck auf die Exzellenz-Kommission gemacht, hieß es anschließend. Nicht nur inhaltlich habe der Bewerber überzeugt, auch atmosphärisch sei der Funke übergesprungen.

„Ja, wir haben gute Chancen“, meint der Bochumer Rektor Axel Schölmerich. Er sei „optimistisch und zuversichtlich“, dass die Uni Bochum in den exklusiven Kreis deutscher Exzellenz-Unis aufsteigen könne. „Seit der letzten Runde im Exzellenz-Wettbewerb haben wir uns enorm weiterentwickelt“, sagt Schölmerich.

Womit kann die Ruhr-Uni punkten?

Im Juni wurde auf dem Bochumer Gesundheitscampus das Zentrum für Proteinforschung eröffnet – einer von fünf neuen Forschungsbauten an der Ruhr-Uni.
Im Juni wurde auf dem Bochumer Gesundheitscampus das Zentrum für Proteinforschung eröffnet – einer von fünf neuen Forschungsbauten an der Ruhr-Uni. © FUNKE Foto Services | foto: MATTHIAS GRABEN

Auch interessant

Tatsächlich kamen die Erfolgsmeldungen aus Bochum zuletzt Schlag auf Schlag. Bereits in der ersten Etappe des aktuellen Exzellenz-Wettbewerbs war die RUB erfolgreich. Im September erhielt sie den Zuschlag für die Förderung von zwei fächerübergreifenden Forschungsverbünden (Exzellenz-Cluster).

„In den kommenden sieben Jahren fließen rund 80 Millionen Euro an die Uni“, freute sich Andreas Ostendorf, Prorektor für Forschung. Dieser Erfolg war die Voraussetzung dafür, um überhaupt an der Endrunde zur Exzellenz-Universität teilnehmen zu können. Mit den Fördergeldern werden das erfolgreiche Chemie-Cluster „Resolv“ sowie der Forschungsverbund „Casa“ für IT-Sicherheit gestärkt und ausgebaut.

Metropole für Cybersicherheit

Auch interessant

Kaum acht Wochen später folgte die nächste gute Nachricht: Die Max-Planck-Gesellschaft hatte sich nach einem langen Auswahlverfahren entschieden, das neue Institut für „Cybersicherheit und Schutz der Privatsphäre“ in Bochum anzusiedeln. Neben einigen Hundert hochqualifizierten Arbeitsplätzen bedeutet das Institut einen enormen Schub für den Forschungsstandort Bochum. Zusammen mit dem Casa-Cluster, dem renommierten Horst-Görtz-Institut für IT-Sicherheit der Uni mit 200 Wissenschaftlern und 1200 Studierenden und dem neuen Max-Planck-Institut entsteht in Bochum ein in Europa wohl einzigartiges Forschungs-Netzwerk rund um das Zukunftsthema Digitalisierung und IT-Sicherheit.

Fünf neue Forschungsbauten

Axel Schölmerich, Rektor der Ruhr-Universität Bochum, ist optimistisch, im Exzellenz-Wettbewerb erfolgreich abzuschneiden.
Axel Schölmerich, Rektor der Ruhr-Universität Bochum, ist optimistisch, im Exzellenz-Wettbewerb erfolgreich abzuschneiden. © FFS | Foto: Ralf Rottmann

Doch Bochum kann noch mehr in die Waagschale werfen. Erst vor wenigen Wochen eröffnete mit dem Protein-Forschungszentrum „Prodi“ einer von insgesamt fünf modernen Laborbauten für die Spitzenforschung in Bochum. Erst vor wenigen Tagen erhielt die Uni grünes Licht für den geplanten Forschungsbau THINK. Das neurowissenschaftliche Zentrum soll unter anderem die Interaktion zwischen Mensch und Maschine erforschen. Diese Erfolge und Neugründungen sieht die Uni als Meilensteine auf dem Weg zur Exzellenz-Universität.

Reicht das für den Titel?

Nicht unbedingt. An der wissenschaftlichen Stärke gibt es keine Zweifel. Doch die Konkurrenz ist ebenfalls enorm stark. Und nur elf Unis sollen gekürt werden. Ein Blick auf die Mitbewerber zeigt, dass es knapp werden könnte für die Bochumer. An den forschungsstarken Berliner Unis (HU, FU, TU) wird die Auswahl-Kommission nicht vorbeikommen. Auch die beiden Münchener Unis (LMU, TU) sind wohl gesetzt. Dresden, Stuttgart, Tübingen, Konstanz und Heidelberg haben ebenfalls starke Argumente. Ebenso Kiel, Hamburg und Karlsruhe mit dem Institut für Technologie (KIT). Hannover und Braunschweig nicht zu vergessen.

Starke Konkurrenz aus NRW

Hinzu kommt: Allein fünf Bewerber-Unis kommen aus Nordrhein-Westfalen: Neben Bochum sind es Aachen, Köln, Münster und Bonn. Es gilt als sicher, dass NRW nicht alleine fünf Elite-Unis bekommen wird. Aachen hat bereits 2007 als erste Uni in NRW den Titel geholt, Bonn hat mit sechs eingeworbenen Exzellenz-Clustern einen sensationellen Erfolg erzielt, Köln ist bereits Elite-Uni. Es wird eng für Bochum.

Wer trifft die Entscheidung?

Die Auswahl der Teilnehmer, die es bis in die Endrunde geschafft haben, hat ein Gremium nach rein wissenschaftlichen Kriterien erstellt. Das letzte Wort aber hat die Exzellenz-Kommission, in der neben dem Expertengremium auch die Wissenschaftsminister aus Bund und Ländern sitzen. Kaum vorstellbar, dass hier Politik und Länderinteressen keine Rolle spielen werden. Und was die fünf Bewerbungen aus NRW angeht: Sowohl Ministerpräsident Armin Laschet als auch Wissenschaftsministerin Isabell Pfeiffer-Poensgen stammen aus Aachen. Haben sie womöglich die Rheinschiene eher im Blick als das Ruhrgebiet?

Rektor Schölmerich bleibt gelassen. Er setzt auf die Überzeugungskraft der bisherigen Erfolge und den speziellen Bochumer Geist – Zusammenhalt und Begeisterung. Denn auch die Studenten stehen hinter der Bewerbung. Bei einer Info-Veranstaltung sagten sie: „Diesmal holen wir das Ding!“

>>>>Die Exzellenz-Strategie

Mit der Exzellenz-Strategie soll der Wissensstandort Deutschland gestärkt werden. Die Hochschulen, die in der Förderlinie Exzellenz-Cluster besonders erfolgreich waren, konnten sich auch für die zweite Förderlinie Exzellenz-Universitäten bewerben.

Der Wettbewerb ist jährlich mit 533 Millionen Euro ausgestattet. Auf die Exzellenz-Unis entfallen davon jährlich 148 Millionen Euro. Die Mittel fließen zunächst sieben Jahre lang und werden vom Bund und den jeweiligen Ländern im Verhältnis 75:25 getragen.