Bochum. . In Bochum wird ein neues Max-Planck-Instituts gegründet. Für die Universitäten im Ruhrgebiet, das Land und die Stadt eine „grandiose Nachricht“.
Es stand viel auf dem Spiel. Deshalb wollte sich die Stadt von ihrer besten Seite zeigen. Die hochkarätige Delegation von Max-Planck-Direktoren und -Wissenschaftlern wurde nahe des schönen Stadtparks einquartiert. Am 6. Juli 2017 wurden sie abgeholt, die Fahrt ging vorbei an Bochums besten Adressen, dem neuen Musikforum und dem Schauspielhaus an der Königsallee bis zu einem Hochhaus in der Stadtmitte. Der Aufwand sollte zeigen: Bochum ist der richtige Ort für die Ansiedlung des neuen Max-Planck-Instituts für Cyber-Security and Privacy, für IT-Sicherheit und Privatsphäre.
Mit dem Blick über das Stadtpanorama stellte der Bochumer Rektor Axel Schölmerich den Gästen die Leistungsfähigkeit seiner Uni in leuchtenden Farben dar. Ursula Gather, Rektorin der TU Dortmund, verwies auf die große Fakultät für Informatik an ihrer Uni. Oberbürgermeister Thomas Eiskirch stellte die Entwicklungsmöglichkeiten der Stadt heraus. Und auch der wenige Tage zuvor gewählte Ministerpräsident Armin Laschet war dort. Als eine seiner ersten Amtshandlungen warb er in einem eindrücklichen Vortrag für sein Land, die Stadt und die Ansiedlung des neuen Instituts im Herzen des Reviers.
Bochum setzt sich gegen Mitbewerber durch
Doch die ehrwürdige Max-Planck-Gesellschaft (MPG) ließ sich Zeit. Zuvor wollten sich die Gutachter auch in Saarbrücken und Darmstadt umsehen. Am Freitag gab der MPG-Senat Bochum den Zuschlag. Das neue Max-Planck-Institut, das auf dem ehemaligen Opel-Gelände „Mark 51/7“ oder am Campus der Ruhr-Uni errichtet werden soll, wird ein wissenschaftlicher Leuchtturm werden, der in die gesamte Region ausstrahlt, sind sich Experten gewiss.
Im vollständigen Ausbau werden 200 bis 250 international anerkannte Wissenschaftler dort tätig sein und zahlreiche Nachwuchsforscher anziehen.“ Mit sechs Direktoren und 18 Nachwuchsforschergruppen wird das Institut außergewöhnlich gut ausgestattet.
Ein perfektes Forschungsumfeld
Auch die Landesregierung zeigt sich hocherfreut über das dreizehnte Max-Planck-Institut (MPI) in NRW. „Die Neuansiedlung ist ein weiterer Baustein, um Bochum zum bundesweit beachteten Standort für IT-Sicherheit zu entwickeln“, sagte Laschet am Freitag. Bochums Oberbürgermeister Thomas Eiskirch ging noch einen Schritt weiter: „Das ist eine grandiose Nachricht.“ Damit werde Bochum „zur Hauptstadt für IT-Sicherheit“.
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Aber nicht der freundliche Empfang hat die Max-Planck-Gutachter von Bochum überzeugt. Denn das Forschungsumfeld passt perfekt zu dem geplanten Institut. Daher gab sich Uni-Rektor Axel Schölmerich schon zuvor zuversichtlich: „Bochum hat die anderen Bewerber abgehängt“, meinte er.
Verteidigung gegen große IT-Angreifer
Denn erst vor wenigen Wochen erhielt die Ruhr-Uni im Exzellenz-Wettbewerb den Zuschlag für den Aufbau des großen Forschungsverbundes „Casa“, der sich ebenfalls mit Digitalisierung und IT-Sicherheit befassen wird. Hier sollen Strategien zur Abwehr von großen IT-Angriffen entwickelt werden, etwa von Staaten oder Geheimdiensten.
Damit ergänzt „Casa“ das Profil des neuen MPI: Hier soll der gesellschaftliche Wandel im Fokus der Forscher stehen. Was folgt aus der Digitalisierung für Datenschutz, Sicherheit, Recht und Wirtschaft für die Gesellschaft 5.0?
Zahlreiche mögliche Partner
Zudem beherbergt die Ruhr-Uni das europaweit anerkannte Horst-Görtz-Institut für IT-Sicherheit (HGI), an dem 26 Professoren forschen und das zahlreiche erfolgreiche Start-ups hervorgebracht hat. Mit insgesamt 200 Wissenschaftlern gehört das HGI zu den bedeutendsten Hochschuleinrichtungen im Bereich IT-Sicherheit. Rund 1200 Studierende machen das Institut zur größten Ausbildungsstätte auf diesem Gebiet in Europa – begehrter Nachwuchs für Forschung und Wirtschaft.
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Noch dazu wird sich die Bosch-Tochter Escrypt auf dem Opel-Gelände ansiedeln, ebenfalls ein Spezialist für Datensicherheit. Auf dem Gewerbegebiet „Mark 51/7“ soll bis 2022 die Unternehmenszentrale entstehen. Bosch kündigte an, hier mittelfristig 2000 Arbeitsplätze zu schaffen. Und weiter: Seit zwei Jahren besteht das Institut für angewandte Internetforschung (CAIS) in Bochum. Nicht zuletzt: In Dortmund entsteht mit Mitteln der Bundesregierung ein Kompetenzzentrum für Künstliche Intelligenz.
In diesem Umfeld wird im Ruhrgebiet mit dem neuen Institut im Zentrum ein weithin einmaliges Forschungs-Netzwerk rund um das Zukunftsthema Digitalisierung entstehen, das Anziehungskraft für Studenten, Wissenschaftler und Unternehmen entwickeln dürfte.