Düsseldorf. . Zugverspätungen, Ausfälle, schlechte Fahrzeuge: Die Mängelliste des Schienen-Nahverkehrs in Westfalen-Lippe ist noch länger als früher.

Nahverkehrskunden in Westfalen haben sich im vergangenen Jahr wieder über viele Mängel ärgern müssen. Die Züge verkehrten im Schnitt noch unpünktlicher als im Jahr zuvor, es gab deutlich mehr Zugausfälle, die Fahrzeuge waren oftmals veraltet und schlecht gewartet. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle Qualitätsbericht des Zweckverbandes Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) für das Jahr 2018.

Hauptgründe für das schlechtere Angebot sind überlastete Streckennetze, die vielen Baustellen, Personalmangel, Pannen an den Zügen sowie diverse Unwetter. Zuletzt war auch Kritik am Nahverkehr im Ruhrgebiet und am Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) laut geworden.

Die Pünktlichkeit der Züge in Westfalen-Lippe sank mit einem Wert von 84,4 Prozent auf einen neuen Tiefstand. Besonders unpünktlich waren die S-Bahnen (69,4 Prozent). Die Regionalexpress-Linien der Deutschen Bahn fielen durch besondere Unpünktlichkeit auf. Der RE1 (Aachen – Hamm) erreichte nicht einmal eine Quote von 70 Prozent. Eine Verspätung von höchstens 3:59 Minuten gilt in dieser Statistik noch als pünktlich.

Deutsche Bahn und National Express hinten

Auffallend harte Kritik wird in dem Bericht am Unternehmen Keolis (Eurobahn) geübt. Die Rede ist von einer „anhaltenden Schlechtleistung“ besonders im Hellwegnetz, aber auch in den anderen Netzen dieses Betreibers. Die Probleme wie Zugausfälle und ein unzureichendes Sitzplatzangebot hätten hier ab Sommer 2018 zu „noch nie dagewesenen Qualitätseinbußen“ geführt. Keolis wurde sogar abgemahnt. Nach wie vor sei die Leistung aber nicht zufriedenstellend.

Im „Qualitätsranking“ des Nahverkehrs Westfalen-Lippe liegt die Hessische Landesbahn mit einer „überzeugenden Gesamtpünktlichkeit“ und insgesamt guten Fahrzeugen vorne, gefolgt von Abellio und der Nordwestbahn. Dahinter liegen Keolis (Eurobahn), DB Regio und auf dem letzten Platz National Express. „Sehr erfolgreich“ sei der Übergang auf den Rhein-Ruhr-Express (RRX) bei der Linie RE11 (Düsseldorf-Kassel) verlaufen. Abellio hatte diese Strecke von der DB Regio übernommen.

Lokführer, Planer, Ingenieure fehlen

Bei der Wartung, Instandhaltung und Reinigung der Züge ist dem Bericht zufolge noch viel Luft nach oben. Zudem schlage der Fachkräftemangel im Nahverkehr in vielen Bereichen durch. Es fehlten nicht nur Lokführer, sondern auch Planer und Ingenieure, die sich um die Schienen, Gleisanlagen und Fahrzeuge kümmern.

Erfreulich ist laut NWL, dass in den Zügen des Nahverkehrs in Westfalen mehr Zugbegleiter mitfahren als in früheren Jahren. 2018 seien 65 Prozent aller Fahrten mit Zugbegleitpersonal besetzt gewesen. Das waren drei Prozent mehr als im Vorjahr. Sämtliche Züge der Regionalexpress-Linien RE1, RE6 und RE11 haben übrigens Zugbegleiter, dies wurde vertraglich so vereinbart.