Kleve/Düsseldorf. . Der Fall des irrtümlich verhafteten und nach einem Zellenbrand gestorbenen Syrers Amad A. wirft Fragen auf. Eine Chronik der Ereignisse.

Ein Parlamentarischer Untersuchungsausschuss im Landtag soll den Fall Amad A. aufklären. Der 26-jährige Syrer starb im September 2018 bei einem Brand in der JVA Kleve. Nach offizieller Darstellung saß er dort, weil er mit einem gesuchten Straftäter aus Mali verwechselt worden sei. Doch der Fall wirft viele Fragen auf – inzwischen gibt es Hinweise auf Datenmanipulation. Die Chronologie der Ereignisse:

4. Juli 2018: Die Polizei in Krefeld greift Amad A. beim Schwarzfahren auf – lässt ihn aber wieder laufen. Zu diesem Zeitpunkt gibt eine Datenabfrage keine Übereinstimmung mit einem gesuchten Straftäter aus Mali.

6. Juli 2018: Amad A. wird an einem Badesee in Geldern festgenommen, weil er junge Frauen sexuell belästigt haben soll. Die Polizisten hielten den Syrer demnach für einen Mann aus Mali, der von der Staatsanwaltschaft Hamburg in der Fahndungsdatei ausgeschrieben war und den gleichen Aliasnamen verwendete. Wie Innenminister Herbert Reul (CDU) bereits eingeräumt hatte, wurde Amad A. ohne den vorgeschrieben Foto-Abgleich und genauere Personalienprüfung in Haft genommen.

Amad A. soll das Feuer in der Zelle selbst gelegt haben

9. Juli 2018: Tatsächlich wird wohl erst jetzt, drei Tage nach der Festnahme, in der Fahndungsdatei INPOL dem gesuchten Malier der Aliasname „Amed Amed“ zugeordnet: Ein bestehender Aliasname des Maliers wird einem Schreiben des LKA Hamburg zufolge in der Datenbank gelöscht und durch „Amed Amed“ ersetzt.

3. September 2018: In einem Gespräch mit der Anstaltspsychologin in Kleve versucht der Häftling explizit klarzustellen, dass er nie in Hamburg war und die Taten des gesuchten Mannes aus Mali gar nicht begangen haben konnte. Er bleibt trotzdem in Haft.

17. September 2018: Amad A. soll selbst mit Feuerzeug und Toilettenpapier das Feuer in seiner Zelle gelegt haben.

Zwei Wochen nach dem Brand gestorben

29. September 2018: Amad A. stirbt im Bochumer Bergmannsheil an den Folgen seiner Brandverletzungen.

13. November 2018: Die SPD kündigt an, einen Untersuchungsausschuss im Landtag zu dem Fall einzusetzen. Es gibt erhebliche Zweifel an der Verwechslungstheorie: Erst kurz vor der Festnahme am 6. Juli seien die korrekten Daten und Fingerabdrücke von Amad A. gespeichert worden – warum dann die Verwechslung mit dem gesuchten Mann aus Mali?

4. April 2019: Neue Ungereimtheiten werden bekannt: Wie Monitor und Westpol unter Berufung auf ein Schreiben des Landeskriminalamtes in Hamburg berichten, hätte es am Tag der Verhaftung bei der Datenabfrage „keinen Treffer auf den Datensatz“ des per Haftbefehl gesuchten Maliers „geben dürfen“, weil es eine solche Datenverbindung zu diesem Zeitpunkt nicht gab (siehe oben).