Düsseldorf . Der Kirchenbrand von Paris löst beim NRW-Regierungschef ungewohnt heftige Medienkritik aus - und animiert ihn zu spontaner Hilfsbereitschaft.

Seit Armin Laschet Ministerpräsident ist, zügelt er seinen Twitter-Daumen. Emotionale Ausbrüche in den sozialen Medien sind bei dem rheinischen Bauchmenschen seltener geworden. Als am Montagabend jedoch Notre-Dame in Flammen stand und der öffentlich-rechtliche Rundfunk seine Programmroutine durchzog, gab es bei Laschet kein Halten mehr. „Millionen Menschen fiebern mit der Kirche Notre-Dame in Paris, einem der bedeutendsten kulturellen Orte in Europa. Warum muss man CNN einschalten, während die ARD Tierfilme zeigt?“, empörte sich der CDU-Politiker im Kurznachrichtendienst Twitter.

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Als die ARD das Feuer bloß als dritte Meldung in der „Tagesschau“ versendete, war das für Fernsehzuschauer Laschet, der sich lange im Zentralkomitee der deutschen Katholiken engagiert hat und seit kurzem Bevollmächtigter für die deutsch-französischen Kulturbeziehungen ist, endgültig zu viel. „Sie haben die kulturelle und europäische Dimension dieser Katastrophe nicht begriffen“, fluchte der Ministerpräsident über die Gebührensender. „Der öffentlich-rechtliche Rundfunk schläft“, polterte Laschet, während rechte Hetzer bereits erste Verschwörungstheorien zum Kirchenbrand in Umlauf brächten. Der Düsseldorfer Regierungschef stichelte weiter: „Gut, dass man sich bei Privatsendern zeitnah informieren kann.“

Tierfilm statt Brennpunkt: Das war für Laschet zu viel

Für den Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk, der gerade die Ministerpräsidenten der Länder für eine Erhöhung der Haushaltsgebühren von derzeit 17,50 Euro monatlich gewinnen will, dürfte die lange Notre-Dame-Reaktionszeit kein Empfehlungsschreiben sein.

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Laschet machte am Dienstag deutlich, wie sehr ihn die Zerstörung des weltbekannten Bauwerks persönlich umtreibt. Zuletzt besuchte er selbst Notre-Dame - für ihn einer „der bedeutendsten Orte der Christenheit“ – erst noch zum Jahreswechsel. Überhaupt sei Nordrhein-Westfalen diese französische Kirche „näher als Berlin“, sagte Laschet.

Spendenkonto und Hilfe der NRW-Dombauhütten

Der Ministerpräsident rief sogleich die Aktion „NRW für Notre-Dame“ ins Leben und ließ bei der UNESCO-Kommission eigens ein Spendenkonto einrichten für den Wiederaufbau (IBAN: DE71370501981914191414, Stichwort: “NRW für Notre Dame”).

Vereine, Initiativen und Firmen sollen mithelfen und ein Zeichen der deutsch-französischen Freundschaft setzen. Laschet sammelte persönlich bereits bei Unternehmen 300.000 Euro, wovon allein der Essener Spezialchemiekonzern Evonik 100.000 Euro gab. „Europa steht zusammen. Die Franzosen sind unsere Nachbarn und Freunde, daher helfen wir gern“, sagte Evonik-Chef Christian Kullmann.

Pariser Kathedrale Notre-Dame in Flammen

Am Abend des 15. April stand die Kathedrale Notre-Dame in Flammen.
Am Abend des 15. April stand die Kathedrale Notre-Dame in Flammen. © Reuters | CHARLES PLATIAU
Über dem Wahrzeichen von Paris war eine dicke Rauchwolke zu sehen.
Über dem Wahrzeichen von Paris war eine dicke Rauchwolke zu sehen. © Reuters | CHARLES PLATIAU
Die Bürgermeisterin der französischen Hauptstadt, Anne Hidalgo, sprach von einem „fürchterlichen Brand“.
Die Bürgermeisterin der französischen Hauptstadt, Anne Hidalgo, sprach von einem „fürchterlichen Brand“. © dpa | Thibault Camus
Notre-Dame ist eine der Pariser Top-Touristenattraktionen und wird jährlich von Millionen von Menschen besucht.
Notre-Dame ist eine der Pariser Top-Touristenattraktionen und wird jährlich von Millionen von Menschen besucht. © Reuters | Benoit Tessier
Die Kathedrale steht im Herzen der Stadt auf der Île de la Cité. Ihre Geschichte reicht bis in die Mitte des 12. Jahrhunderts zurück. Fast 200 Jahre vergingen bis zur Fertigstellung.
Die Kathedrale steht im Herzen der Stadt auf der Île de la Cité. Ihre Geschichte reicht bis in die Mitte des 12. Jahrhunderts zurück. Fast 200 Jahre vergingen bis zur Fertigstellung. © dpa | Lori Hinant
Das Feuer war fast in der ganzen Stadt zu sehen, hier vom Hügel Montmartre im Norden von Paris.
Das Feuer war fast in der ganzen Stadt zu sehen, hier vom Hügel Montmartre im Norden von Paris. © Getty Images | Kay-Paris Fernandes
Am Montagabend gab es zunächst die Befürchtung, die Kathedrale könnte der Hitze nicht standhalten und zusammenstürzen.
Am Montagabend gab es zunächst die Befürchtung, die Kathedrale könnte der Hitze nicht standhalten und zusammenstürzen. © dpa | Diana Ayanna
Für den filigranen Spitzturm stimmte das auch: Er kollabierte.
Für den filigranen Spitzturm stimmte das auch: Er kollabierte. © Reuters | Benoit Tessier
Die untergehende Sonne hatte Mühe, sich durch den Rauch bemerkbar zu machen.
Die untergehende Sonne hatte Mühe, sich durch den Rauch bemerkbar zu machen. © Reuters | JULIE CARRIAT
Die Menschen in Paris konnten es nicht fassen.
Die Menschen in Paris konnten es nicht fassen. © Reuters | Benoit Tessier
Etwa 400 Feuerwehrleute waren bei dem Brand im Einsatz.
Etwa 400 Feuerwehrleute waren bei dem Brand im Einsatz. © Reuters | CHARLES PLATIAU
Der Schock saß bei den Menschen in Paris tief.
Der Schock saß bei den Menschen in Paris tief. © Reuters | Benoit Tessier
Neben dem Eiffelturm gilt die Kathedrale Notre-Dame als eines der Wahrzeichen von Paris.
Neben dem Eiffelturm gilt die Kathedrale Notre-Dame als eines der Wahrzeichen von Paris. © dpa | Matthias Wagner
Staatschef Emmanuel Macron hatte sich noch am Abend ein Bild von der Lage gemacht. Er versprach einen Wiederaufbau der Kathedrale.
Staatschef Emmanuel Macron hatte sich noch am Abend ein Bild von der Lage gemacht. Er versprach einen Wiederaufbau der Kathedrale. © Reuters | Philippe Wojazer
Schauderhaft glühte das Feuer in der Nacht.
Schauderhaft glühte das Feuer in der Nacht. © Reuters | Philippe Wojazer
Lichterloh schlugen die Flammen aus dem Dachstuhl.
Lichterloh schlugen die Flammen aus dem Dachstuhl. © dpa | Julien Mattia
Am frühen Morgen war der Brand laut Pariser Feuerwehr unter Kontrolle.
Am frühen Morgen war der Brand laut Pariser Feuerwehr unter Kontrolle. © Reuters | Philippe Wojazer
Die erschreckenden Bilder wirkten aber noch nach.
Die erschreckenden Bilder wirkten aber noch nach. © dpa | Julien Mattia
Feuerwehrleute werfen einen Blick in die Kathedrale.
Feuerwehrleute werfen einen Blick in die Kathedrale. © Reuters | Philippe Wojazer
Das Innere der Kathedrale Notre-Dame nach dem Brand.
Das Innere der Kathedrale Notre-Dame nach dem Brand. © Reuters | Philippe Wojazer
Auch am Tag danach gibt es weiter Arbeit für die Feuerwehr.
Auch am Tag danach gibt es weiter Arbeit für die Feuerwehr. © Reuters | YVES HERMAN
Was war die Ursache für den Brand?
Was war die Ursache für den Brand? © Reuters | YVES HERMAN
Notre-Dame wurde zum großen Teil verwüstet. Der Wiederaufbau wird dauern.
Notre-Dame wurde zum großen Teil verwüstet. Der Wiederaufbau wird dauern. © Reuters | YVES HERMAN
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NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU) will zudem die vier NRW-Dombauhütten in Aachen, Köln, Soest und Xanten mit den französischen Kollegen in Kontakt bringen, um technische Fragen des gotischen Kathedalenbaus zu klären.

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