Kamen. . Lange schien unklar, was die Ruhrkonferenz eigentlich will. Doch jetzt gibt es für den Bereich „Grüne Infrastruktur“ konkrete Vorschläge.

Bislang stellt sich die von der NRW-Landesregierung angestoßene Ruhrkonferenz als ein großes Sammelbecken dar: Allerlei Wunschvorstellungen und teils schwer fassbare Geistesblitze zur Lösung der Kernprobleme des Ruhrgebiet flossen hier zusammen. Konkrete Vorschläge, wie man der Region nach dem Ende des Steinkohlebergbaus neuen Auftrieb verleihen könnte, blieben aber bisher aus.

Nach Monaten der Diskussionen beginnt sich der Ideen-Dschungel nun offenbar langsam zu lichten. Als erster der insgesamt 20 Ruhrkonferenz-Ableger legte das Themenforum „Grüne Infrastruktur“ jetzt eine Projektliste vor, die über abstrakte Absichtserklärungen hinausweist.

Kamen, 08.04.2019. Ruhr-Konferenz. Zweites Themenforum Grüne Infrastruktur in Kamen. Im Bild: Uli Paetzel, Vorsitzender Emschergenossenschaft, Nina Frense, Komunalverband Ruhr und Staatssekretär Heinrich Bottermann (vl):
Kamen, 08.04.2019. Ruhr-Konferenz. Zweites Themenforum Grüne Infrastruktur in Kamen. Im Bild: Uli Paetzel, Vorsitzender Emschergenossenschaft, Nina Frense, Komunalverband Ruhr und Staatssekretär Heinrich Bottermann (vl): © Ralf Rottmann

Die rund 200 Teilnehmer des Umwelt-Forums verständigten sich während ihres zweiten Treffens in Kamen auf einen 10-Punkte-Projektplan. Dieser soll als Grundlage dienen für drei weiterentwickelte Themenvorschläge, mit der der Bereich Umwelt und Grün ins Rennen um die Realisierung gehen will. Die Spielregeln der Ruhrkonferenz sehen vor, dass jedes der 20 Themenforen dem Land bis zu drei konkrete Projekte vorlegt. Das schwarz-gelbe Landeskabinett will dann nach dem Sommer auswählen, welche Projekte im Ruhrgebiet tatsächlich realisiert und vor allem auch finanziert werden sollen. Die Umsetzung soll dann jeweils im nächsten Jahr starten.

Zu den Vorschlägen, die jetzt in Kamen vorgestellt wurden, zählen unter anderem die Gründung eines Kompetenzzentrums Grüne Infrastruktur. Hier soll das in der Region verteilte Wissen um Umwelt und Klima gebündelt werden. Ein weiteres Projekt sieht eine Datensammlung vor, mit der Lücken im Netz der grünen Infrastruktur auf einen Blick ausgemacht werden können.

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Die Emschergenossenschaft will ihre Erfahrung als Wasserverband einbringen. Konkret geht es darum, die Initiative „Wasser in der Stadt von morgen“ im ganzen Ruhrgebiet auszurollen. Ziel sei es, die Verdunstungsrate in den Innenstädten zu erhöhen und damit Hitzeinseln in dicht bebauten Gebieten entgegenzuwirken, betonte der Vorstandsvorsitzende der Emschergenossenschaft, Uli Paetzel. Erreicht werden könne dies etwa durch mehr Wasserflächen und -becken auch im innerstädtischen Bereich. Paetzel: „Eine ehrgeizige Zielsetzung wäre, die Verdunstungsrate jährlich um ein halbes Prozent steigen zu lassen.“

Der Regionalverband Ruhr (RVR), der über ein eigenen Umweltreferat verfügt, will klimatische Engstellen und umweltschädliche „Hotspots“ durch einen Aktionsplan „Grüne Lückenschlüsse“ entgegenwirken. „Starkregen und Luftverschmutzung machen nicht an Stadtgrenzen Halt“, sagte RVR-Umweltdezernentin Nina Frense. Anders als etwa im Verkehrsbereich haben habe man jetzt die Chance, im Bereich grüne Infrastruktur sofort regional zu denken und zu handeln, warb Frense für das Projekt.

Mit der Internationalen Gartenausstellung (IGA) 2027 bringt der RVR zudem ein bereits gesetztes Projekt in die Ruhrkonferenz ein. Die IGA schmückt zwar die Vorschlagsliste des Themenforums „Umwelt“, läuft aber ausdrücklich außer der Konkurrenz, weil sie bereits beschlossene Sache ist.

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Zwei der drei „Moderatoren“ des Themenforums „Grüne Infrastruktur“ waren in Kamen übrigens gar nicht dabei. NRW-Umwelt- und Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser eilte am Montag zur Düngemittel-Krisensitzung der deutschen Landwirtschaftsminister nach Berlin. Und Josef Tumbrinck, Vorsitzender des Umweltverbandes Nabu NRW, darf sich über einen neuen Job freuen. Nach 23 Jahren an der Verbandsspitze wechselte Tumbrinck jetzt als Unterabteilungsleiter ins Bundesumweltministerium nach Bonn. Erster Arbeitstag: gestern.