Düsseldorf. Die Landeselternschaft der Gymnasien kritisiert die Lehrpläne für G9. So dürften Latein, Deutsch und Wirtschaft/Politik nicht gelehrt werden.

Die Landeselternschaft der Gymnasien protestiert gegen die Lehrplanentwürfe für das neunjährige Gymnasium (G9). Veralteter Stoff und zu wenig Fachwissen, lautet die Kritik. Vor allem in den Fächern Latein, Deutsch, Wirtschaft/Politik Kunst und in den Naturwissenschaften müsse dringend nachgebessert werden, finden die Eltern.

„Wenn man, wie von der Landesregierung versprochen, die ,weltbeste Bildung’ haben möchte, dann sollte man bei den Lehrplänen mit externen Experten und Wissenschaftlern arbeiten“, sagten Jutta Löchner und Dieter Cohnen von den Landeseltern der Gymnasien am Freitag im Landtag.

Chemie aus dem 20. Jahrhundert?

Für die Expertenbeteiligung vergeben die Landeseltern der Gymnasien eine glatte Fünf. Die Lehrpläne würden von undurchsichtigen Kleingruppen aus Fachlehrern und Seminarleitern erarbeitet, „die zum Beispiel in Chemie in der Fachlichkeit des 20. Jahrhunderts verhaftet geblieben sind“.

Die Eltern befürchten zum Beispiel, dass Latein zu einer „reinen Übersetzungshilfe“ degradiert werden solle, dass in Chemie statt moderner Biochemie „Erfindungen von 1960“ gelehrt würden und dass Deutsch „völlig überfrachtet“ werde. „Literatur, Lyrik und das Schreiben von Texten gehen dabei verloren“, meint Löchner.

Fach Wirtschaft von Unternehmern diktiert?

Besonders hart gehen die Eltern mit dem neuen Fach Wirtschaft/Politik ins Gericht: Dort gebe es eine „sehr einseitige Ausrichtung auf Unternehmertum und Verbraucherbildung“. In dieser Intensität verstoße das Fach sogar gegen das „Überwältigungsverbot“, also das Verbot, die Kinder im Sinne erwünschter Meinungen zu überrumpeln.

Auch Stefan Behlau, Landeschef der Lehrergewerkschaft VBE, sieht die Umbenennung des Faches Politik/Wirtschaft in Wirtschaft/Politik kritisch. „Bisher wurden in Politik/Wirtschaft politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Faktoren betont. Nun liegt der Schwerpunkt stärker in einer ,ökonomischen Mündigkeit’ der Schüler“, schreibt Behlau in einer Stellungnahme zu den Plänen.

Direktoren loben die Pläne

Es gibt allerdings auch gute Noten für die Lehrplanentwürfe. So nennt die Rheinische Direktorenvereinigung die Entwürfe der neuen Lehrpläne insgesamt „überzeugend“. Eine Ausnahme sei hier Latein. Das Fach erreiche nicht mehr das „gymnasiale Anspruchsniveau“.

Schul-Staatssekretär Mathias Richter wies die Kritik der Landeselternschaft der Gymnasien an der fehlenden Fachlichkeit der Lehrpläne zurück. Die Entwürfe seien mit Hilfe von erfahrenen Lehrkräften, Experten aus der Schulaufsicht und Wissenschaftlern entstanden. Die „pauschale Kritik“ daran sei „oberflächlich und nicht zielführend“.

Die Landeselternschaft der Gymnasien vertritt nach eigenen Angaben 445 von 625 Gymnasien in NRW und damit mehr als 750 000 Eltern.