Düsseldorf. Jede zweite Schule hat laut einer Studie mittlerweile mit dem Lehrermangel zu kämpfen. NRW schneidet im Bundesdurschnitt besonders schlecht ab.
Die Folgen des Lehrermangels werden immer gravierender. Bundesweit hat mittlerweile jede zweite Schule mit fehlenden Pädagogen zu kämpfen. In NRW geben 60 Prozent der Schulleitungen an, dass Lehrerstellen unbesetzt sind. Das geht aus einer repräsentativen Studie im Auftrag des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) hervor, die am Freitag beim Schulleiterkongress in Düsseldorf vorgestellt wurde.
„Der Lehrermangel hat sich verschlimmert“, sagte der VBE-Bundesvorsitzende Udo Beckmann. Insgesamt wurden in der Studie 1232 Leiter und Schulleiter befragt, was ihre größten Herausforderungen sind. Neben dem Lehrermangel nannten die Pädagogen die Umsetzung von Inklusion und die hohe Arbeitsbelastung als größte Probleme.
Zudem steigt der Umfrage zufolge die Zahl der Krankheitsfälle. Jede dritte Schulleitung sagt, dass die Zahl an Kollegen, die aufgrund von psychischen Erkrankungen langfristig ausfallen, in den letzten Jahren zugenommen hat.
Andere Bundesländer schneiden besser ab als NRW
Im Vergleich zu einer Befragung im Vorjahr haben sich viele Werte erheblich verschlechtert. In NRW kritisierten damals nur 44 Prozent der Schulleitungen den Lehrermangel, bundesweit gab nur jede dritte Schule an davon betroffen zu sein.
Als Gründe dafür, warum Stellen nicht besetzt werden können, nennen 93 Prozent eine zu geringe Bewerberzahl. 41 Prozent geben an, dass die Rahmenbedingungen in anderen Bundesländern besser seien. Der VBE-Landesvorsitzende Stefan Behlau führt als Ursache dafür die Besoldung an. Im Gegensatz zu anderen Bundesländern sei die Besoldung in NRW nicht angepasst worden.
Der Lehrer-Verband klagt die Politik an, jahrelang eine verfehlte Planung im Schulsystem betrieben zu haben. Es gebe zu viele Aufgaben, bei nicht genügend Personal und mangelhafter Ausstattung. Trotz fehlenden Personals hätten die Schulen durch Herausforderungen infolge von Inklusion und Integration immer mehr Aufgaben zu bewältigen. Dazu komme zunehmender Verwaltungsaufwand.
Seiteneinsteiger werden nicht genügend geschult
Der Einsatz von Seiteneinsteigern habe bislang nicht dabei geholfen, die Probleme abzuwenden. Im Gegenteil: Die meisten der Quereinsteiger würden nicht genügend geschult und das habe massive Konsequenzen auf die Qualität des Schulunterrichts, so Beckmann.
Der Studie zufolge beschäftigen bundesweit 45 Prozent der Schulen Seiteneinsteiger, in NRW sind es sogar 58 Prozent. Der VBE befürworte grundsätzlich den Einsatz von Quereinsteigern. Allerdings geben zwei von drei Schulleitungen an, dass die Seiteneinsteigenden nicht systematisch pädagogisch vorqualifiziert werden. Gerade an Schulen in schwierigen Lagen und an denen Kinder besonderen Förderbedarf benötigen, würden laut Beckmann Seiteneinsteiger eingesetzt – und das ist aus Sicht des Verbandes höchst problematisch.
„Hier setzt sich eine Abwärtsspirale in Gang, die bald nicht mehr aufzuhalten ist. Die Gefahr ist groß, hier ganze Schülergenerationen zu verlieren“, sagte Beckmann. Der VBE-Vorsitzende forderte, dass Seiteneinsteiger verpflichtend ein halbes Jahr vorbereitet und berufsbegleitend weiterqualifiziert werden müssten.