Düsseldorf. Halbe Belegschaft, doppelte Führung? Für NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst macht das Sinn. Straßen.NRW liefen sonst die Fachkräfte davon.

Braucht der Landesbetrieb Straßen.NRW künftig zwei Chefs statt einer Chefin, obwohl 2500 der 5600 Mitarbeiter in Kürze zur neuen Autobahngesellschaft des Bundes wechseln sollen? NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) hat die Entscheidung für eine „Doppelspitze“ in einer Aktuellen Stunde des Landtags verteidigt: „Es ist klug, einen zweiten Direktor einzusetzen, der sich mit den großen Herausforderungen, die auf den Landesbetrieb zukommen, beschäftigt. Wir erhöhen damit die Schlagkraft von Straßen.NRW.“

Der zweite Direktor werde sich vor allem mit dem „strategischen Personalwesen“ beschäftigen: Fachkräfte, die von der Privatwirtschaft heftig umworben sind, müssten im Landesbetrieb gehalten, und neues Personal rekrutiert werden. Diese Herausforderung könne mit zwei Direktoren besser gemeistert werden, findet der Minister.

Bundesautobahngesellschaft als Konkurrent?

Zumal die neue Autobahngesellschaft des Bundes, die 2021 an den Start geht, „zum Erfolg verdammt“ sei und daher als „neuer, aggressiver Wettbewerber auf dem Markt“ auftreten dürfte. Ingenieure und andere Spezialisten von Straßen NRW könnten in den kommenden Monaten auf die Lockrufe des Bundes, der Kommunen und Privatfirmen hören und den Landesbetrieb verlassen, warnt die Regierung.

Die SPD hält, wie berichtet, die Doppelspitze für ungerechtfertigt. Unter Elfriede Sauerwein-Braksiek, die Straßen.NRW seit 2015 allein leitet, sei ein Rekordumsatz von zuletzt fast 1,4 Milliarden Euro erzielt worden. Als der Betrieb zuvor noch drei Chefs hatte, seien die Geschäftsergebnisse schlechter gewesen.

SPD befürchtet „Entmachtung“ der Chefin

Die Sozialdemokraten und Teile der Belegschaft von Straßen.NRW befürchten die „Entmachtung“ der erfolgreichen Direktorin, die von Ex-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) gefördert wurde. Laut Carsten Löcker (SPD) fallen mit der Abgabe der Autobahnen 60 Prozent des Auftragsvolumens von Straßen.NRW weg. Wozu brauche man da einen zweiten Direktor? SPD-Fraktionsvize Jochen Ott zufolge wurden die Personalräte nicht in die Auswahl des neuen Chefs eingebunden.

Die Meinungen im Landesbetrieb zur Doppelspitze gegen offenbar weit auseinander. Nicht alle finden die Idee schlecht, dass ein zweiter Chef installiert wird. Zwei von drei Gewerkschaften, die sich für Mitarbeiter von Straßen.NRW einsetzen, kritisieren die Haltung der NRW-Regierung (Verdi und die Gewerkschaft der Straßen- und Verkehrsbeschäftigten), die Gewerkschaft Komba stellt hingegen über ihren Experten Stefan Fedder fest: „Weder wir, noch die Beschäftigten von Straßen.NRW sind beunruhigt darüber, dass die Leitungsebene des Verwaltungsbereichs personell gestärkt werden soll.“