Düsseldorf . Der Landtag erlebte die bislang größte Protestaktion. Wie sich die Landesregierung im Streit ums Schulschwänzen nun doch bewegt.

Mehrere Tausend Schüler haben sich am Freitag in Düsseldorf versammelt, um für eine andere Klimapolitik zu demonstrieren. Es war die größte „Friday for Future“-Aktion, seit die Protestwelle der 16-jährigen schwedischen Klimaaktivisten Greta Thunberg auch durch Nordrhein-Westfalen rollt.

Die jungen Demonstranten zogen bei strömendem Regen durch die Düsseldorfer Altstadt bis zum Platz vor dem Landtag. Sie hüpften, sangen und skandierten: „Lasst Schule Schule sein, tretet für besseres Klima ein.“ Erstmals wurde die Demonstration von einem Rosenmontagswagen des Düsseldorfer Künstlers Jacques Tilly aus der vergangenen Session begleitet. Tilly hatte den Schülern den Wagen mit einer Pappmaché-Figur der Klima-Aktivistin Thunberg geschenkt.

„Fridays for Future“ in Düsseldorf mit Tausenden Teilnehmern

weitere Videos

    Während die Grünen-Politikerinnen Mona Neubaur und Monika Düker die demonstrierenden Schüler vor dem Landtag herzlich empfingen, reagiert die Landesregierung weiterhin sehr reserviert auf die Protestwelle. Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) lud die Landesschülervertretung sowie Schüler der Initiative „Fridays for Future“ jedoch erstmals zu einem Meinungsaustausch ins Ministerium ein. „Ich möchte auch persönlich in einen Austausch kommen“, erklärte Gebauer am Freitag.

    Zulauf zur Protestbewegung ungebrochen

    Bislang hat die Landesregierung einen harten Kurs gegen die Proteste während die Schulzeit gefahren. Gebauer hatte zuletzt in einem Schreiben an die Bezirksregierung gefordert, die Schulleitungen zu einem schärferen Vorgehen gegen Schulschwänzer anzuhalten. Sogar ein Maßnahmen-Katalog wurde beigefügt, der in Fällen hartnäckigen Schwänzens die „zwangsweise Zuführung“ zum Unterricht oder ein „Ordnungswidrigkeitsverfahren“ vorsieht.

    Auch Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hatte sich kritisch zu den Protesten eingelassen. FDP-Chef Christian Lindner war sogar so verstanden worden, dass Kinder ohnehin nicht alle globalen Zusammenhänge überblicken könnten und den Klimaschutz lieber „Profis“ überlassen sollten.

    SPD-Schulpolitikerin Eva Marie Voigt-Küppers lobte derweil die Aktionen: „Wenn Schüler für den Klimaschutz demonstrieren, verdeutlicht dies sehr eindrucksvoll, dass Lehrer die Frage der Nachhaltigkeit sehr gut vermittelt haben und sie die Lektion sehr gut verstanden haben. Note: sehr gut.“

    Sanktionen fürs Schwänzen? Finden alle lächerlich

    Der Zulauf zu der Schüler-Bewegung ist weiter ungebrochen. Sanktionen gegen Schüler, die an den Protesten teilnehmen? Das finden die Teilnehmer lächerlich. „Das wäre ja eine Bestrafung dafür, dass wir unsere politische Meinung äußern. Man kann uns ja nicht die Meinung verbieten“, sagt die 17-jährige Lea aus Willich. „Sonst hat man uns ja vorgeworfen, dass wir uns nicht für die Welt interessieren.“

    Über die Äußerungen von FDP-Chef Lindner sind die meisten Schüler empört. „Wenn die Profis das so gut können, warum haben wir dann bisher noch nichts von ihnen gesehen?“, fragt sich Lea. Elisabeth aus Neuss findet die Aussagen des FDP-Chefs sogar frech. „Es geht doch um unsere Zukunft“, sagt die 16-Jährige. Ihre Freundin Klara betont: „Wir gehen ja in die Schule, um uns eine Meinung zu bilden und mit dieser Meinung sind wir hier.“

    Fridays for Future: Das sind die Gesichter des Protests

    Um 11 Uhr startete die Fridays-for-Future-Demo in Düsseldorf, gegen 13.30 Uhr zogen die Protestierenden vor den Landtag. Die Demonstration am 15. März war eine internationale Aktion, an der mindestens 120 Länder teilnahmen.
    Um 11 Uhr startete die Fridays-for-Future-Demo in Düsseldorf, gegen 13.30 Uhr zogen die Protestierenden vor den Landtag. Die Demonstration am 15. März war eine internationale Aktion, an der mindestens 120 Länder teilnahmen. © Thuy-An Nguyen | Thuy-An Nguyen
    Lautstark skandieren die Jugendlichen, als sie vor dem Düsseldorfer Landtag ankommen: Sie wollen endlich sehen, dass Politiker dem Klimawandel sichtbar etwas entgegen setzen.
    Lautstark skandieren die Jugendlichen, als sie vor dem Düsseldorfer Landtag ankommen: Sie wollen endlich sehen, dass Politiker dem Klimawandel sichtbar etwas entgegen setzen. © Thuy-An Nguyen | Thuy-An Nguyen
    Mit selbst gebastelten Plakaten bringen sie ihre Forderungen zum Ausdruck - auch gegen den Ministerpräsidenten Armin Laschet.
    Mit selbst gebastelten Plakaten bringen sie ihre Forderungen zum Ausdruck - auch gegen den Ministerpräsidenten Armin Laschet. © Thuy-An Nguyen | Thuy-An Nguyen
    Die Zehntklässler Natalie (15), Felix (15) und Kay (14) sind aus Neuss nach Düsseldorf gekommen. Sie wollen sich trotz der Kritik durch Politiker nicht abschrecken lassen, an der Aktion teilzunehmen und sich für ihre Meinung einzusetzen. Die Lehrer an ihrem Gymnasium unterstützen die Protestaktion, die Schüler haben alle Entschuldigungen für ihre Fehlstunden. 
    Die Zehntklässler Natalie (15), Felix (15) und Kay (14) sind aus Neuss nach Düsseldorf gekommen. Sie wollen sich trotz der Kritik durch Politiker nicht abschrecken lassen, an der Aktion teilzunehmen und sich für ihre Meinung einzusetzen. Die Lehrer an ihrem Gymnasium unterstützen die Protestaktion, die Schüler haben alle Entschuldigungen für ihre Fehlstunden.  © Thuy-An Nguyen | Thuy-An Nguyen
    Die Freundinnen Elisabeth (16), Klara (15) und Charlotte (15) sind auch aus Neuss gekommen. Sie fordern von der Politik, den öffentlichen Nahverkehr zu verbessern, damit der CO2-Ausstoß gesenkt wird.
    Die Freundinnen Elisabeth (16), Klara (15) und Charlotte (15) sind auch aus Neuss gekommen. Sie fordern von der Politik, den öffentlichen Nahverkehr zu verbessern, damit der CO2-Ausstoß gesenkt wird. © Thuy-An Nguyen | Thuy-An Nguyen
    Auch Lena (16) und Fatma (18) wollen ein Zeichen gegen die herrschende Politik setzen.
    Auch Lena (16) und Fatma (18) wollen ein Zeichen gegen die herrschende Politik setzen. "Wenn die Regierung nichts am Klimawandel ändern möchte, werden wir uns dafür einsetzen." © Thuy-An Nguyen | Thuy-An Nguyen
    Alina (16) und Lina (15) kommen aus Willich. Sogar ihre Lehrerin begleitet die Schülerinnen: Die Schulgruppe nimmt am Fridays-for-Future-Protest im Rahmen einer Exkursion teil - damit ist das Problem der Fehlzeiten gelöst.
    Alina (16) und Lina (15) kommen aus Willich. Sogar ihre Lehrerin begleitet die Schülerinnen: Die Schulgruppe nimmt am Fridays-for-Future-Protest im Rahmen einer Exkursion teil - damit ist das Problem der Fehlzeiten gelöst. © Thuy-An Nguyen | Thuy-An Nguyen
    Isabel (16) und Daniel (16) können die kritische Haltung vieler Politiker in Bezug auf die Proteste nicht verstehen:
    Isabel (16) und Daniel (16) können die kritische Haltung vieler Politiker in Bezug auf die Proteste nicht verstehen: "Es ist nicht so, als würden wir nichts verstehen." © Thuy-An Nguyen | Thuy-An Nguyen
    Merle (17) und Lea (17) sind sich einig: Würden die Proteste außerhalb der Schulzeit stattfinden, würde man ihnen erst recht nicht zuhören.
    Merle (17) und Lea (17) sind sich einig: Würden die Proteste außerhalb der Schulzeit stattfinden, würde man ihnen erst recht nicht zuhören. © Thuy-An Nguyen | Thuy-An Nguyen
    Eine Studentengruppe aus Düsseldorf lässt sich vor dem Greta-Thunberg-Wagen fotografieren. Der Künstler Jacques Tilly hatte den Schülern von Fridays for Future den Wagen geschenkt.
    Eine Studentengruppe aus Düsseldorf lässt sich vor dem Greta-Thunberg-Wagen fotografieren. Der Künstler Jacques Tilly hatte den Schülern von Fridays for Future den Wagen geschenkt. © Thuy-An Nguyen | Thuy-An Nguyen
    Die Freunde Richard (19), Giustina (18) und Andi (19) gehören  zum Organisationsteam der Düsseldorfer Fridays for Future Gruppe. Giustina freut sich über den hohen Zulauf an diesem Freitag.
    Die Freunde Richard (19), Giustina (18) und Andi (19) gehören  zum Organisationsteam der Düsseldorfer Fridays for Future Gruppe. Giustina freut sich über den hohen Zulauf an diesem Freitag. "Es war die erste Großdemo für uns. Heute hat man auch gesehen, dass wir breiter werden", sagt Giustina. Es seien nicht nur ältere Schüler, sondern sogar Grundschüler und Eltern mitgelaufen, so die 18-Jährige. © Thuy-An Nguyen | Thuy-An Nguyen
    Kreative Plakate brachten die Studentinnen Luzie (23) und Alexandra (34) mit.
    Kreative Plakate brachten die Studentinnen Luzie (23) und Alexandra (34) mit. "Wir wollen uns auch unter Studierenden vernetzen und eine Fridays-for-Future-Gruppe an den Unis bilden", sagt Alexandra. © Thuy-An Nguyen | Thuy-An Nguyen
    Die Protestierenden wollen, dass die Politiker endlich die Ziele des Pariser Klimaabkommens einhalten: Weil es keinen alternativen Planeten gebe.
    Die Protestierenden wollen, dass die Politiker endlich die Ziele des Pariser Klimaabkommens einhalten: Weil es keinen alternativen Planeten gebe. © Elena Tsantidis | Elena Tsantidis
    1/13

    Das geschah bei den Protestaktionen in den einzelnen Städten:

    Kommentar: Die „Fridays for future“-Proteste haben ihr Ziel verfehlt

    Oberhausen: 300 Schüler trotzen bei Klimaprotestzug der Politiker-Kritik

    Witten: Klimastreik in Witten erreicht wieder rund 400 Teilnehmer