Düsseldorf. . Das Essener Unternehmen hat auffallend schlechte Bewerbungen eingereicht. Gewerkschaft Verdi will das Personal vor Entlassung schützen.

Der private Dienstleister European Homecare aus Essen darf offenbar die Flüchtlingsheime in Rheine und Ratingen nicht weiter betreiben. Das geht aus Vergabe-Unterlagen der Bezirksregierung Arnsberg hervor, die dieser Redaktion vorliegen. Die Mitarbeiter dort fürchten nun um ihre Arbeitsplätze, weil nicht sicher ist, ob sie der künftige Betreiber übernehmen wird. Auch in Willich am Niederrhein bereiten sich die Mitarbeiter von European Homecare darauf vor, dass die dortige Unterbringungseinrichtung für Flüchtlinge zum 30. Juni geschlossen wird.

European Homecare hatte ungewöhnlich schlechte Bewerbungen für den Weiterbetrieb der Zentralen Unterbringungseinrichtungen (ZUE) in Rheine und Ratingen eingereicht. Die Bezirksregierung wundert sich darüber: „Bemängelt wurde die durchgehend knappe, sehr allgemeine und teilweise sehr oberflächliche Darstellung in allen vorgelegten Konzepten. Dies ist im Vergleich zu allen anderen Bietern auffällig“, schreibt Arnsberg.

Seltsam „halbherzige“ Bewerbungen

Die Gewerkschaft Verdi spricht von seltsam „halbherzigen“ Bewerbungen. European Homecare habe sich nicht um diese Aufträge gerissen. Verdi-Sekretär Özay Tarim vermutet einen Zusammenhang mit der Gründung von „sehr starken“ Betriebsräten in Rheine und Ratingen. Tarim dringt darauf, dass die Mitarbeiter von den neuen Betreibern der Heime weiterbeschäftigt werden. Die Bezirksregierung solle diese Auflage künftig gleich bei der Vergabe festlegen, sagte Tarim. Bisher müssten die Heime vor einer Übergabe an einen neuen Betreiber komplett geräumt werden. Die sozialen Beziehungen zwischen Mitarbeitern und Flüchtlingen würden so zerstört.

Zuletzt hatte European Homecare eine Kündigung für den Betrieb der Großeinrichtung für Flüchtlinge in Sankt Augustin erhalten. Die Bezirksregierung sprach von „anhaltenden Differenzen“ mit der Firma und stellte wiederholt „erhebliche Mängel“ fest. Über die laufenden Ausschreibungen wollten sich auf Nachfrage weder European Homecare noch die Bezirksregierung Arnsberg äußern.

European Homecare erhält Zuschlag für ZUE Marl

Den Zuschlag für die Flüchtlingsheime (ZUE) in Rheine und in Ibbenbüren erhalten den Unterlagen zufolge die DRK-Betreuungsdienste Westfalen-Lippe. Für die ZUE in Münster und Dorsten ist der ASB Münsterland verantwortlich. Ratingen geht an die Weberhaus Nieheim GmbH aus Paderborn. European Homecare geht bei der Vergabe aber nicht ganz leer aus. Es bekommt den Zuschlag für die ZUE in Marl.

European Homecare gilt als Deutschlands führender Betreiber von Flüchtlingsheimen. 2014 geriet die Firma in Negativschlagzeilen, als Mitarbeiter eines externen Sicherheitsdienstleisters in Burbach Flüchtlinge quälten.