Essen. . Der Regionalverband Ruhr weist die Kritik der Ruhrwirtschaft am Regionalplan zurück. „Der Plan taugt nichts“, sagt dagegen Staatssekretär Wittke.

Der Streit um die Ausweisung von mehr Gewerbeflächen im Ruhrgebiet spitzt sich weiter zu. Der Regionalverband Ruhr stellte sich am Montag entschieden gegen die Kritik aus der Ruhrwirtschaft am Entwurf der künftigen Regionalplanung. „Den Vorwurf der Industrie- und Handelskammern, dass unser Ansatz, vor Neuausweisung von Gewerbeflächen zunächst Industriebrachen zu sanieren, realitätsfern sei, weise ich vehement zurück“, betonte RVR-Regionaldirektorin Karola Geiß-Netthöfel gegenüber unserer Redaktion.

Gerade die Metropole Ruhr habe weitreichende Erfahrung bei der Revitalisierung von ehemaligen Bergbauflächen, die mit finanzieller Unterstützung von EU und Land NRW wieder nutzbar gemacht werden konnten, betonte die RVR-Chefin. Auch die Fraktion der Linken im Ruhrparlament des RVR wies die Kritik der Ruhrwirtschaft als „unberechtigt“ zurück.

Kraftwerksareale als regionale Kooperationsstandorte

Wie berichtet, hatten die IHKs und Handwerkskammern dem RVR vorgeworfen, die Flächennot für Gewerbeansiedlungen über den neuen Regionalplan-Entwurf weiter zu verschärfen. Nach Angaben der Kammern braucht das Ruhrgebiet in den kommenden 20 Jahren rund 2800 Hektar zusätzlicher Wirtschaftsfläche, der Regionalplan des RVR sehe aber nur rund 2000 Hektar vor – 25 Prozent zu wenig. Geiß-Netthöfel widersprach der Darstellung der Kammern. Vorausschauend weise der Entwurf des Regionalplans schon heute ehemalige und künftig stillzulegende Kraftwerksareale als regionale Kooperationsstandorte für Unternehmen mit Ansiedlungen ab acht Hektar aus, so die Regionaldirektorin. Geiß-Netthöfel: „Diese zusätzlich insgesamt 1300 Hektar gehen weit über den kommunalen Bedarf hinaus.“

Unterstützung erhielten die Kammern am Montag indes vom Staatssekretär aus dem Bundeswirtschaftsministerium, Oliver Wittke. „Ich teile die Kritik der Kammern voll und ganz. Der Entwurf taugt nichts“, sagte Wittke, der auch Chef der CDU-Ruhr ist, dieser Redaktion. Der Regionalplan müsse dringend verändert werden, um mehr Spielräume für Wohn- und Gewerbeansiedlungen zu schaffen, so Wittke. „Neue Arbeitsplätze gibt es nur mit neuen Flächen“, sagte der frühere Oberbürgermeister von Gelsenkirchen.

Zur Kritik von SPD-Bundestagsabgeordneten am vermeintlich „mageren“ Ergebnis der Kohlekommission der Bundesregierung fürs Ruhrgebiet sagte Wittke: „Die Region muss zunächst ihre Hausaufgaben machen, dann werden Bund und Land helfen.“