An Rhein und Ruhr.. Defekte Heizkörper, Grills oder Shishas: Der Winter ist Hochsaison für Kohlenmonoxid-Vergiftungen. Im Ernstfall können diese tödlich enden.
Unterschätzte Gefahr Kohlenmonoxid (CO): In diesem Jahr sind bereits 72 Menschen durch das giftige Gas verletzt worden. Und Fälle in Shisha-Bars, wo die bei Jugendlichen beliebte Wasserpfeife konsumiert wird, sind in dieser Statistik gar nicht aufgeführt. Das ergab eine Recherche der Initiative zur Prävention von Kohlenmonoxid-Vergiftungen, die ab heute eine bundesweite Aufklärungswoche startet.
Die Zahlen werden wohl in den nächsten Monaten steigen. 3.900 Einweisungen in deutsche Kliniken wegen Kohlenmonoxid-Vergiftungen werden jährlich verordnet, so eine Übersicht im Deutschen Ärzteblatt. Dazu komme eine hohe Dunkelziffer an Fällen, die nicht gemeldet werden, da sie als solche nicht erkannt werden.
„Im Gegensatz zu einem Feuer, wenn sich Qualm und Flammen entwickeln, sieht man bei einer Gasentwicklung nichts“, erklärt Carsten-Michael Pix vom Deutschen Feuerwehrverband im NRZ-Gespräch. Auslöser von Kohlenmonoxid-Entwicklung können technische Defekte oder mangelnde Wartung von Heizkörpern sein. Experten raten, in Wohnräumen mit Kaminanlagen CO-Warnmelder zu installieren.
Kopfschmerzen, Übelkeit und Unwohlsein
Wenn es ein Musterbeispiel geben würde, dann wäre es wohl der Fall einer Schülergruppe aus Ratingen: 32 Kinder und Jugendliche mussten medizinisch versorgt werden. Es geht um eine Gefahr, die man nicht hören, sehen oder schmecken kann. Und die genau deshalb so gefährlich ist: Kohlenmonoxid.
Typisch waren die Symptome, mit denen die Schüler Anfang Dezember zu kämpfen hatten. Sie klagten über Kopfschmerzen, Übelkeit und Unwohlsein zur Mittagszeit. Die Vergiftung hatten sie sich schon früher eingefangen.
Die Ursache waren laut Polizeiermittlungen Klappen des Busses, mit dem die Kinder am Morgen zur Schule gefahren sind. Zwischen Motoren und den Innenräumen seien diese nicht ordnungsgemäß verschlossen gewesen. Das Gas gelangte so zu den Insassen.
Drei Therapiezentren in NRW
Das ist kein Einzelfall. Rund 3.900 Einweisungen in deutsche Kliniken wegen Kohlenmonoxid-Vergiftungen werden jährlich verordnet. Dass ausgerechnet jetzt die Initiative eine Präventionswoche startet, ist nicht überraschend. Aktuell ist Heiz-Hochsaison - und im Winter wird traditionell weniger gelüftet. Die Folge: Das Gas, was bei defekten Heizkörpern in großen Mengen austreten könnte, bleibt wegen der ausbleibenden Luftzirkulation in der Wohnung.
„Eine Kohlenmonoxid-Vergiftung wird behandelt, indem man dem Körper hoch dosiert Sauerstoff zuführt“, erklärt Dr. Hella Körner-Göbel von der Arbeitsgemeinschaft der Notärzte in Nordrhein-Westfalen. Bei schwereren Fällen müssen Patienten in eine Überdruckkammer.
Drei dieser Therapiezentren gibt es im größten Bundesland. In Aachen, Düsseldorf und seit neuestem im Knappschaftskrankenhaus im Gelsenkirchener Stadtteil Buer. Seit September wurden dort über 40 Mitarbeiter geschult, seit Anfang Februar können rund um die Uhr Patienten behandelt werden. Gelsenkirchen hat zwei Druckkammern zu bieten, Personen können im Sitzen und im Liegen behandelt werden. Damit ist das Therapiezentrum das größte in NRW.
In Ostwestfalen und im Sauerland wird es eng
Aachen, Düsseldorf und Gelsenkirchen - die Behandlungsorte decken das Land NRW insgesamt nur schlecht ab. Bei Notfällen in Ostwestfalen oder im Sauerland wird es kritisch. Vor allem bei Nacht, wenn der Transport der Patienten nicht so einfach möglich ist. „Der Bau des Zentrums in Gelsenkirchen war aber schon ein großer Fortschritt“, betonte Körner-Göbel gegenüber der NRZ.
„Diese besonderen Leistungen sollen zentralisiert in Nordrhein-Westfalen vorhanden sein“, erklärte ein Sprecherin des Landesministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales. Mit dem Landesausschuss für Krankenhausplanung sei einvernehmlich festgelegt worden, dass in jedem Landesteil eine Einrichtung zur Verfügung stehen soll. Im Rheinland seien das Aachen und Düsseldorf, in Westfalen eben Gelsenkirchen.
Dr. Körner-Göbel will sich trotzdem für weitere Zentren einsetzen: „Wir verhandeln seit Jahren mit dem Ministerium.“