Essen. . In den Gefängnissen in NRW arbeiten Bedienstete zu lange: Sie kommen auf bis zu 164 Überstunden pro Kopf. Die Gewerkschaft fordert Abhilfe.

Beschäftigte in den Justizvollzugsanstalten (JVA) des Landes schieben einen gewaltigen Überstundenberg vor sich her. In den zwölf Gefängnissen mit den meisten Überstunden sind die Bediensteten im Dezember 2018 auf über 260.000 Mehrarbeitsstunden gekommen. Das geht aus der Antwort des Justizministeriums auf eine Kleine Anfrage der SPD-Landtagsfraktion hervor.

Demnach fallen in der JVA Detmold die meisten Überstunden pro Bediensteten an: Ende 2018 waren es durchschnittlich 164 Stunden. Die Anzahl hat sich seit Mitte 2017 verdoppelt. Damals hatte jeder Bedienstete noch durchschnittlich 89 Überstunden. In Bochum kommt jeder Justizvollzugsangestellte inzwischen auf 138 Überstunden im Schnitt, in Hagen sind es 131, in Düsseldorf 128.

Gewerkschaft: Personal zu stark belastet

Als Grund für die Spitzenposition der JVA Detmold nennt das Justizministerium Baumaßnahmen. Auch seien Ende 2018 knapp zehn der 90 Vollzeitstellen nicht besetzt gewesen. Die Überstunden kommen das Land teuer zu stehen: Ein Teil sei den Detmolder Beschäftigten inzwischen ausgezahlt worden – seit Juni 2017 etwa 2100.

Die Gewerkschaft warnt, dass die hohe Mehrarbeit zulasten der Beschäftigten gehe. „Diese hohen Überstunden-Zahlen tun einem weh“, sagte Peter Brock, Landesvorsitzender des Bundes der Strafvollzugsbediensteten in NRW.

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Er fordert mehr Personal in den Gefängnissen, um hinzugekommenen Aufgaben gerecht zu werden. „Wir hatten zuletzt mehr Klinikbewachungen und Begleitungen zu Fachärzten“, sagte Brock, beides sei personalintensiv. Auch Gefängnisinsassen werden älter.

Um Personal zu entlasten, fordert Brock, dass Angebote für Gefangene an den Wochenenden zurückgefahren werden sowie besser organisierte Dienstpläne. Häufig arbeiteten JVA-Bedienstete zwölf Tage am Stück und bekämen dann nur zwei freie Tage. „Da braucht es mehr Freizeit.“