Essen. . Laut WAZ-Umfrage kehren die Gymnasien des Ruhrgebiets im Sommer zu G9 zurück. Leistungsstarke Schüler sollen trotzdem zügiger Abi machen können.

„Turbo-Abitur“ ade: Das Ruhrgebiet verabschiedet sich offenbar geschlossen vom achtjährigen Gymnasium (G8). Das geht aus einer großen WAZ-Umfrage unter den Gymnasien der Region hervor. Keine Schule hat darin angegeben, auch im kommenden Schuljahr bei G8 zu verbleiben. Im Ruhrgebiet haben Gymnasiasten also flächendeckend künftig wieder ein Jahr mehr Zeit bis zum Abitur.

Damit folgen die Gymnasien geschlossen der Leitentscheidung der schwarz-gelben Landesregierung. Nach jahrelangem Streit hatte NRW sich im Sommer 2018 darauf verständigt, dass Gymnasien ab dem Schuljahr 2019/20 im Regelfall wieder in neun Jahren zum Abitur führen sollen.

Entscheide noch an zwei Schulen möglich

Die Schulen können nur auf eigenen Wunsch bei dem 2005 eingeführten „Turbo-Abitur“ bleiben, wenn Schüler, Eltern und Lehrer in der Schulkonferenz das beschließen. In der WAZ-Umfrage haben nur drei der 149 befragten Gymnasien angegeben, dass die Abstimmung noch ausstehe. Ihnen bleibt nur noch bis zum 31. Januar Zeit.

Nicht alle Schulen wollen sich komplett vom Turbo-Abi lösen. An einzelnen werden nach Angaben der Schulleiter spezielle Klassenangebote für Leistungsstarke und Möglichkeiten zur Begabtenförderung diskutiert. Einer der häufigsten genannten Gründe für die Rückkehr zu G9 war, dass damit mehr Zeit zum Lernen und für außerschulische Angebote geschaffen werde.

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ARCHIV - Ein Schüler der 5.Klasse meldet sich am 26.04.2013 in Laichingen (Baden-Württemberg) am Albert-Schweitzer-Gymnasium im Englischunterricht. Weniger Hausaufgaben, weniger verpflichtender Nachmittagsunterricht, aber keine Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium (G9) - dieser Schul-Kurs zeichnet sich in Nordrhein-Westfalen ab. Foto: Daniel Bockwoldt/dpa (zu dpa
Von Theresa Langwald und Stephanie Weltmann

Die klare Richtungsentscheidung im Ruhrgebiet überrascht weder Schüler noch Eltern oder Lehrer. Dorothea Schäfer von der Lehrergewerkschaft GEW NRW nennt als einen Grund, dass es im nächsten Schuljahr sowohl für G9 als auch G8 neue Lehrpläne gebe. „Einige Schulen dachten sich vorher, dass sie bei den alten Lehrplänen bleiben könnten“, sagte die GEW-Landesvorsitzende der WAZ.

Schüler fordern: Lehrpläne entrümpeln

Nikolaj Grünwald von der Landesschülervertretung forderte, dass die neuen Lehrpläne nicht überfrachtet werden. „G9 darf kein G8 plus eins werden.“ Dieter Cohnen, Sprecher der Landeselternschaft der Gymnasien, wertete die G9-Rückkehr als persönlichen Erfolg: „Seit 2016 haben wir schwer dafür gekämpft.“