Gütersloh. NRW hat viele U3-Plätze geschaffen, trotzdem bleibt das Land Schlusslicht. Vor allem Kinder aus armen Familien bekommen häufig keinen Kita-Platz.

NRW hat bei Betreuungsplätzen für Unterdreijährige zwar stark aufgeholt, benachteiligte Kinder profitieren aber einer Studie zufolge zu wenig. Kinderarmut sei in Nordrhein-Westfalen im Bundesvergleich besonders hoch - jedes fünfte Kind wachse hier in einem Haushalt auf, in dem Hartz IV bezogen werde, heißt es in einer Untersuchung der Bertelsmann Stiftung in Gütersloh. Frühkindliche Bildung und ein früher Kita-Besuch seien nicht «Allheilmittel», aber Teil einer wirkungsvollen Strategie gegen Kinderarmut. Allerdings: «Gerade dort, wo die Kinderarmut hoch ist (...), sind die Betreuungsquoten eher niedrig und steigen tendenziell schwächer an.»

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Die Autoren sehen eine «insgesamt unbefriedigende Situation mit regional unterschiedlicher Schärfe». Seit Einführung des Rechtsanspruchs auf einen Betreuungsplatz für Unterdreijährige 2013 sei der Ausbau in NRW deutlich vorangekommen, die Betreuungsquote gewachsen. Der Bedarf sei aber landesweit nicht gedeckt.

Duisburg hat mit 17 Prozent die geringste Betreuungs-Quote

Rund 41 Prozent aller Eltern von Unterdreijährigen wünschten sich einen Betreuungsplatz, wie die Stiftung unter Berufung aus das Deutsche Jugendinstitut schilderte. «Dies bedeutet, dass in Nordrhein-Westfalen rechnerisch im Frühjahr 2018 etwa 70.000 Kinder im Alter von unter drei Jahren trotz entsprechenden Bedarfs ohne Betreuungsplatz geblieben sind», schreiben die Autoren. Fast 140.000 Jungen und Mädchen unter drei Jahren seien in Kita oder Tagespflege betreut worden.

Die Betreuungsquoten variieren laut Studie regional erheblich. Die geringste Quote habe Duisburg mit 17 Prozent. Auf gut das Doppelte kämen hingegen Münster, Düsseldorf oder der Kreis Coesfeld. In den Rheinregionen auch mit Bonn oder Köln liegen die U3-Betreuungsquoten demnach vergleichsweise hoch, im Bergischen Land und nördlichen Ruhrgebiet dagegen auffallend niedrig.

Ärmere Familien im Nachteil gegenüber Besserverdienern

Wo mehr benachteiligte Kinder lebten, sollten frühkindliche Förderangebote besonders präsent sein, hieß es in der Untersuchung. Vielerorts sei aber das Gegenteil festzustellen. In 13 der insgesamt 53 Kreise und kreisfreien Städte in NRW übersteige die Zahl der unter dreijährigen Kinder aus einkommensarmen Familien die Zahl aller betreuten Kinder in dieser Altersgruppe. Es sei also schon rechnerisch nicht möglich, allen benachteiligten Kindern einen Platz anzubieten. Bei Konkurrenz um die Plätze seien arme und arbeitslose Familien zudem strukturell im Nachteil gegenüber besser situierten Haushalten.

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Land, Kommunen und Träger müssten mehr in frühkindliche Bildung investieren und dabei auch die Qualität im Blick halten. «Ein "schlechter" Kita-Platz hilft keinem Kind.»

Nach Angaben des NRW-Familienministeriums gibt es im laufenden Kindergartenjahr 2018/19 für Unterdreijährige rund 134.200 Plätze in Kitas und 57.100 Plätze in der Tagespflege, was eine Versorgungsquote von 58 Prozent bedeute. (dpa)