Köln. Obwohl die Stadt Köln vor einem Besuch an der Moschee gewarnt hatte, stehen am Nachmittag Tausende Erdogan-Anhänger an der Straße Spalier.
- Erdogan ist am Nachmittag in der Kölner Moschee eingetroffen
- Tausende Anhänger erwarteten den türkischen Präsidenten
- Stadt Köln warnte vor Besuch an Moschee
Der Besuch des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan am Samstag ist für die Kölner Polizei einer der schwierigsten Einsätze seit Jahren. Mehrere Tausend Polizisten sind im Einsatz. In der Millionenstadt herrscht die höchste Sicherheitsstufe.
Am Nachmittag ist Erdogan zu einem mehrstündigen Besuch in Köln eingetroffen. Mit leichter Verspätung landeten sein Flugzeug und zwei Begleitmaschinen am Flughafen Köln/Bonn.
Bei einem Gespräch mit NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) ging es nach Laschets Angaben um Rechtsstaatlichkeit in der Türkei. Die Beziehungen der beiden Länder seien aktuell «überschattet», sagte Laschet nach dem Treffen. Das betreffe vor allem Verhaftungswellen, die Presse- und die Religionsfreiheit. Er habe daher bei Erdogan «deutlich gemacht, dass wenn die Beziehungen sich normalisieren sollen in der Zukunft, wenn die wirtschaftlichen Beziehungen vertieft werden sollen, dass dafür Rechtsstaatlichkeit eine ganz wichtige Voraussetzung ist».
Erdogan betritt Moschee durch Seiteneingang, Anhänger enttäuscht
Gegen 16.30 Uhr erreichte Erdogan die Moschee, um die es so viel Wirbel gegeben hatte. Ein Bad in der Menge gab es allerdings nicht. Erdogan betrat das Gebäude durch einen Seiteneingang, weitgehend unbemerkt von den Menschen an der Straße.
Die Enttäuschung bei vielen der Erdogan-Anhänger vor der Moschee war groß. „Wir sind seit 7 Uhr hier, extra aus Herne hergefahren“, sagt Sari Kemal. Andere sind aus Frankfurt, teilweise sogar aus München angereist. Es ist schon traurig, dass wir unseren Präsidenten jetzt trotzdem nur auf dem Bildschirm sehen können“, sagt der junge Mann.
Die Menschen vor der Moschee behalfen sich mit einem Handy, das an ein Megafon gehalten wurde. So verfolgten sie die Zeremonie. Die Rede wurde immer wieder von Applaus unterbrochen. Andere saßen leise auf der Straße und beteten gemeinsam.
Stadt Köln warnte Erdogans Anhänger
Die Stadt Köln hatte am Samstag dazu aufgefordert, das Gebiet rund um die Zentralmoschee zu meiden. "Ein Einlass ist nur mit einer Einladung möglich", betonte die Stadt am Morgen. "Niemand wird auch nur in die Nähe der Moschee kommen."
Am Mittag hat die Stadt 600 weitere Zuschauer auf dem Gelände der Moschee genehmigt. Es handele sich aber ausschließlich um geladene Gäste, betonte die Polizei im Gespräch mit unserer Redaktion. Gerüchte aus den sozialen Netzwerken, dass die Veranstaltung im Grüngürtel auf einer Leinwand übertragen werde, dementierte die Polizei allerdings.
Rund um die Moschee ist ein großer Sicherheitsbereich festgelegt worden. Das Areal ist seit dem Morgen weiträumig abgesperrt. Unweit der Moschee hatten sich am Nachmittag Tunderte Erdogan-Anhänger am Straßenrand postiert und immer wieder Erdogans Namen skandiert. Fahnen mit Erdogans Konterfei wurden entrollt, Sicherheitskräfte hielten die Erdogan-Anhänger von der Straße fern.
Die Stimmung sei aufgeladen, berichteten unsere Reporter vor Ort am Nachmittag. Presse werde vor der Moschee ausgebuht, „Haut ab“ und „Lügner“ riefen Sprechhöre. Erdogan-Anhänger stürmten teilweise auf die Straße, mussten von Sicherheitsleuten zurückgedrängt werden.
Die Polizei appellierte am Nachmittag via Twitter: "Alle Menschen rund um die Moschee: Vorne an den Absperrungen haben die Menschen zu wenig Platz. Zu Ihrer eigenen Sicherheit: Drängeln Sie nicht, halten Sie Abstand."
Teilweise sind die Menschen schon seit 5 Uhr morgens auf den Beinen, um einen möglichst guten Blick auf den Präsidenten zu haben. „Erdogan ist der Opa aller türkischen Kinder“, erklärte ein Anhänger. Hundertschaften sicherten den Bereich vor der Moschee.
Türkische Delegation enttäuscht über Stadt Köln vor Moschee-Eröffnung
Die Delegation von Erdogan ist nach Angaben eines prominenten Mitglieds «sehr enttäuscht» über die mangelnde Unterstützung der Stadt Köln vor der Moschee-Eröffnung. Der Erdogan-Vertraute Mustafa Yeneroglu sagte am Samstag, dass zum ersten Mal am Mittwochnachmittag von dieser Erwartung die Rede gewesen sei. Konkretisiert worden seien die Vorstellungen erst am Donnerstagnachmittag. «Damit hat die Polizei objektiv unmögliche Vorgaben gesetzt, gegenüber der Öffentlichkeit aber das Gegenteil gesagt», sagte Yeneroglu. «Das Ganze ist unschön, wo auf der anderen Seite die Türkei ständig wegen Beschneidung der Versammlungsfreiheit und anderem kritisiert wird», sagte Yeneroglu, der selber lange in Köln gelebt hat. Er sei «verbittert».
Zum Abschluss seines Staatsbesuchs wollte Erdogan im Kölner Stadtviertel Ehrenfeld den großen Komplex mit einer 20-minütigen Rede einweihen. Yeneroglu zufolge habe der Präsident nach der Absage der Außenveranstaltung überlegt, ob er den Köln-Besuch nicht absagen und gleich in die Türkei zurückfliegen sollte. «Aber der Präsident will, dass das ein erfolgreicher Staatsbesuch bleibt, deshalb hat er sich entschieden, trotzdem nach Köln zu kommen.»
Demonstranten an der Deutzer Werft
An der Deutzer Werft haben sich am Mittag nach Schätzungen von Versammlungsleiter Reiner Schmidt rund 2000 Demonstranten eingefunden, weit weniger als die erwarteten 7000. Probleme gab es im Vorfeld mit der Bühne an der Deutzer Brücke, da sie laut Polizei an der falschen Stelle stehe. „Die Kölner Polizei versucht, den Protest zu kriminalisieren“, sagte einer der Veranstalter.
Versammlungen rund um die Moschee verboten
Am Freitagabend hatten sich die Stadt und die dortige Polizei entschlossen, wegen Sicherheitsbedenken alle für Samstag geplanten Versammlungen rund um die Moschee in Köln Ehrenfeld zu verbieten. Es waren dort bis zu 25 000 Erdogan-Anhänger erwartet worden.
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Zuvor hatte der Moscheeverband Ditib, der die Einweihung der Moschee im Beisein Erdogans organisieren will, zwei aus Sicht der Stadt „unzureichende“ Sicherheitskonzepte vorgelegt.
Die Ditib hat mit Unverständnis auf das Verbot reagiert. "Mit Bedauern entgegnet Ditib dieser Verfügung und kann die Begründungen nicht nachvollziehen", heißt es in einer am Samstag auf Facebook verbreiteten Mitteilung. Der Verband werde der Anweisung folgen - "gemäß unseres Respektes gegenüber dem Recht".
In Bildern: Der türkische Präsident Erdogan in Köln