Köln. . Großeinsatz für die Polizei, es gilt die höchste Sicherheitsstufe: Erdogan eröffnet in Köln eine Moschee. Die wichtigsten Infos im Überblick.

Bereits am Freitag verliefen die politischen Gespräche beim Staatsbesuch des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in Berlin durchaus kontrovers. An diesem Samstag kommt er nun nach Köln und wird die Stadt in einen Ausnahmezustand versetzen. Was ist zu erwarten?

Wie sollen die politischen Gespräche am Samstag ablaufen?

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Von Christian Stahl, Matthias Korfmann, André Hirtz (Video)

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan ist am letzten Tag seines Staatsbesuchs in Deutschland erneut mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zusammengekommen. Danach bricht er nach Nordrhein-Westfalen auf. Nach Angaben der Düsseldorfer Staatskanzlei soll sein Flugzeug gegen 14 Uhr auf dem militärischen Teil des Köln/Bonner Flughafens landen. Im Anschluss ist dort ein Gespräch mit Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) im Empfangsgebäude der Flugbereitschaft des Verteidigungsministeriums geplant. Für die Unterredung, die ursprünglich auf Schloss Wahn stattfinden sollte, musste eilig ein neuer Ort gefunden werden, weil die Schlossbesitzer einen Empfang Erdogans aus politischer Überzeugung abgelehnt hatten.

Und danach?

Nach dem Treffen mit Laschet will Erdogan - kurz nach 15 Uhr - im Stadtteil Ehrenfeld die neue Zentralmoschee, einen großen Kuppelbau, offiziell eröffnen. In einer etwa 20-minütigen Rede werde Erdogan auch seine Sorgen angesichts eines wachsenden Rechtsradikalismus in Deutschland ansprechen, sagte der AKP-Abgeordnete und Erdogan-Vertraute Mustafa Yeneroglu. Die Zeremonie soll nicht mehr als eineinhalb Stunden dauern. Danach bekommt er noch eine Führung durch die Moschee, und dann geht's gegen 18 Uhr zurück in die Türkei.

Warum eröffnet Erdogan eine Moschee in einem Kölner Stadtviertel?

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Die Moschee ist die Zentralmoschee der Türkisch-Islamischen Union Ditib, die gleich daneben auch ihre Deutschland-Zentrale hat. Der Verband ist der türkischen Religionsbehörde in Ankara unterstellt und gilt weithin als verlängerter Arm Erdogans in Deutschland. Die Ditib selbst bestreitet das allerdings und bezeichnet sich als unabhängig.

Nehmen auch hochrangige deutsche Politiker an der Zeremonie teil?

Nein. Sowohl Laschet als auch die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) haben abgesagt. Laschet sagte, für den offenen Austausch und kritischen Dialog, der ihm vorschwebe, sei die Moschee nicht der richtige Ort. Reker begründete ihr Nein mit dem Verhalten der Ditib, der sie mangelnden Respekt vorwarf.

Ist mit einer großen Kundgebung von Erdogan-Anhängern zu rechnen?

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Das ist nicht absehbar. Die Stadt Köln hat die geplante Veranstaltung vor der Moschee wegen erheblicher Sicherheitsbedenken kurzfristig untersagt. Von der Ditib sei kein ausreichendes Sicherheitskonzept vorgelegt worden, sagte Oberbürgermeisterin Henriette Reker zur Begründung. Die Ditib hatte auf Facebook zu der Veranstaltung eingeladen und mit bis zu 25 000 Besuchern gerechnet. Nun darf nur die Eröffnungszeremonie mit Erdogan in der Moschee stattfinden, und zwar lediglich mit den geladenen Gästen.

Wenige Stunden vor dem erwarteten Besuch hat die Stadt Köln erneut dazu aufgefordert, das Gebiet rund um die Zentralmoschee zu meiden. "Ein Einlass ist nur mit einer Einladung möglich", betonte die Stadt am Samstagmorgen. "Niemand wird auch nur in die Nähe der Moschee kommen."

Rund um die Moschee ist ein großer Sicherheitsbereich festgelegt worden. Die Lage dort war am Samstagvormittag noch ruhig, wie die Polizei mitteilte. Mehrere Tausend Polizisten sind im Einsatz. In der Millionenstadt herrscht die höchste Sicherheitsstufe.

Welche Demonstrationen wird es geben?

Die größten Veranstaltungen sind diese zwei: Das Kölner Bündnis "Erdogan not welcome" (u.a. Kurdische Gruppen, Attac, Linkspartei, Jusos) rechnet ab 10 Uhr an der Deutzer Werft mit rund 7.000 Demonstranten. Die Alevitische Gemeinde erwartet ab 12 Uhr am Ebertplatz rund 3.000 Menschen bei einer Demo für Demokratie in der Türkei.

In Nähe des Hauptbahnhofs hat jemand eine Kundgebung gegen «Extremismus und Gewalt» angemeldet, den die Polizei dem rechten Spektrum zuordnet. Direkt gegenüber will daher das Bündnis «Köln gegen Rechts» auftreten. Die Polizei muss die Gruppen auf Abstand halten.

Was bedeutet der Besuch verkehrstechnisch für Köln?

Weite Teile der Innenstadt müssen abgesperrt werden - Erdogan gilt als einer der meistgefährdetsten Menschen der Welt und hat Sicherheitsstufe 1. Die Polizei kalkuliert bislang mit mehreren denkbaren Routen durch die Stadt, weiß aber zum Beispiel auch noch nicht, ob Erdogan zu einem Hotel in die Innenstadt fahren will. Fest steht, dass mit erheblichen Verkehrsbeeinträchtigungen zu rechnen ist, auch auf dem Kölner Autobahnring. Zusätzlich läuft an dem Tag in Köln noch die Domwallfahrt und eine große Messe, die Photokina. Für die Kölner Polizei ist es in jedem Fall einer der größten Einsätze der vergangenen Jahre. Mehrere Tausend Beamte sind beteiligt. Selbst der Schiffsverkehr auf dem Rhein könnte beeinträchtigt werden.

Die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) kündigten vorsorglich "erhebliche Einschränkungen" im städtischen Bahn- und Busverkehr an. Es gilt zudem eine Flugverbotszone über Köln. Aufgrund der Sperrungen werden in weiten Teilen der Innenstadt auch unzählige Privathaushalte betroffen sein. So bleibt das Briefzentrum der Post an der Stolkgasse am Samstag geschlossen. Heißt: Tausende Kölner bekommen keine Post. Auch in anderen Bereichen der Kölner City wird die Zustellung ausfallen oder eingeschränkt sein. Die Sendungen, die am Samstag aufgrund der Sperrungen nicht ausgeliefert werden können, werden am Montag vorrangig zugestellt. (cfs mit dpa)