Düsseldorf. . Offiziell gilt in NRW wieder an den Schulen der Wechselunterricht. Einige Kommunen allerdings bleiben wegen hoher Inzidenz im Distanzunterricht.

  • Corona und Schule in NRW: Ein Großteil der Schulen in kehren ab diesen Montag (19. April) in den Wechselunterricht zurück.
  • Ausgenommen von dieser Regelung sind Schulen in Corona-Hotspots. Liegt die Inzidenz knapp vor oder bereits über der 200er-Marke, bleiben die Schulen im Distanzunterricht. In 21 Städten und Kreisen (Stand Sonntagabend) wird die Rückkehr zum Wechselunterricht ausgesetzt, in den meisten davon ab diesem Montag.
  • Auch in Corona-Hotspots dürfen Schülerinnen und Schüler der Abschlussklassen - trotz des Distanzunterrichtes - in die Schulen unterricht werden. Ausgenommen sind auch die Förderschulen und die Notbetreuung.

Alle Schulen in NRW-Kommunen, die über einer Corona-Inzidenz von 200 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche liegen, dürfen am Montag doch nicht ihre Schulen öffnen. Das hat das NRW-Gesundheitsministerium in einer neuen Allgemeinverfügung klargestellt. Zudem gilt: Wenn die Inzidenz knapp unterhalb des Sieben-Tages-Wertes von 200 liegt, man jedoch davon ausgehen muss, dass die 200er-Grenze in Kürze erreicht wird, ist es Kommunen erlaubt, bereits im Vorgriff den Präsenzunterricht zu stoppen.

Stand Sonntagabend müssen demnach wohl 21 Städte und Kreise beim Distanzunterricht bleiben und können keine Wechselmodelle anbieten. Ausgenommen bleiben Abschlussklasse. Außerdem solle eine Notbetreuung sichergestellt werden.

In diesen 21 Städten in NRW bleiben die Schulen im Distanzunterricht

  • Stadt Duisburg
  • Stadt Gelsenkirchen
  • Stadt Hagen
  • Stadt Herne
  • Stadt Krefeld
  • Stadt Leverkusen
  • Stadt Hamm
  • Märkischer Kreis
  • Stadt Mülheim an der Ruhr
  • Oberbergischer Kreis
  • Rheinisch-Bergischer Kreis
  • Stadt Remscheid
  • Kreis Siegen-Wittgenstein
  • Stadt Solingen
  • Kreis Unna
  • Stadt Wuppertal
  • Stadt Dortmund
  • Kreis Gütersloh
  • Kreis Mettmann
  • Stadt Bonn
  • Kreis Recklinghausen

Inzidenz über 200: Schulen in NRW bleiben zu

Zunächst hatte es geheißen, Kommunen mit einer Inzidenz über 200 müssten nicht automatisch die Schulen schließen. Es bedürfe einer Rücksprache mit dem Gesundheitsministerium. Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) hatte zuletzt den Eindruck erweckt, nur bei einer Inzidenz unter 200 solle mit den Wechselmodellen auch wieder Präsenzunterricht angeboten werden. Sie verwies auf die Erwartung des verschärften Bundesinfektionsschutzgesetzes, das ohnehin Präsenzunterricht in Kommunen mit einer Inzidenz über 200 verbieten würde. Das Gesetz befindet sich jedoch noch in der Bundestagsberatung und tritt voraussichtlich erst übernächste Woche in Kraft.

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So blieb in einigen Kommunen bis zum Freitag unklar, ob am Montag nun die Schulen wieder geöffnet werden oder nicht. Mancherorts war von "Chaos" und unklaren Zuständigkeiten die Rede.

Nach den Osterferien hatte die Landesregierung zunächst eine "Woche der Vorsicht" ohne Präsenzunterricht verordnet, will aber nun trotz steigender Infektionszahlen wieder Präsenzanteile für möglichst viele der 2,5 Millionen Schüler landesweit verordnen. In Lehrer- und Elternverbänden ist von einer riskanten Strategie die Rede, zumal wohl in kurzer Zeit eine landesweite Inzidenz von 200 die Schulen zurück in den Distanzunterricht zwingen könnte.

Corona und Schule: Nachricht in einzelnen Städten durchgesickert

Am Freitagmittag hatten einzelne Städte verkündet, wie es in der kommenden Woche weitergeht: Die Stadt Duisburg wird am Montag die Schulen nicht öffnen. » Lesen Sie dazu: Land entscheidet: Kein Unterricht in Duisburg am Montag

Auch in Mülheim bleiben in der kommenden Woche die Schulen geschlossen. „Wir sind sehr froh, dass es nun eine landesweit einheitliche Regelung in Sachen Schulschließungen gibt“, sagte Mülheims Krisenstabsleiter Stadtdirektor Dr. Frank Steinfort. » Lesen Sie dazu: Mülheim: Nach massiven Protesten bleiben Schulen zu

Die Schülerinnen und Schüler in NRW kehren ab Montag in den Wechselunterricht zurück. Aber nur wenn die Inzidenz nicht über 200 steigt.
Die Schülerinnen und Schüler in NRW kehren ab Montag in den Wechselunterricht zurück. Aber nur wenn die Inzidenz nicht über 200 steigt. © Marcel Kusch/dpa

Die Sieben-Tage-Inzidenz in Gelsenkirchen beträgt am Samstag 211,8. Hier gilt ab Montag auch weiter Distanzunterricht. Kitas allerdings bleiben geöffnet. » Lesen Sie dazu: Corona-Hotspot Gelsenkirchen: Land NRW zwingt Gelsenkirchen zur Öffnung der Schulen

Die Stadt Dortmund teilte am Freitag mit, dass die Schulen trotz einer Sieben-Tages-Inzidenzwerts von 172,9 in der kommenden Woche im Distanzunterricht bleiben sollen. Am Freitagabend stimmte das Land NRW dieser Regelung zu » Lesen Sie dazu: Corona Dortmund: Land bestätigt Regelung - Schulen bleiben im Distanzunterricht

Am Sonntag lag die 7-Tages-Inzidenz in NRW in 15 Städten und Kreisen über der Marke von 200; am Mittwoch zuvor waren es noch sechs.

5,5 Millionen Schnelltests pro Woche für die Schulen

Seit dieser Woche gilt in NRW eine Testpflicht für Schülerinnen und Schüler, die im Präsenzunterricht sind. Ministerin Gebauer betonte, dass die Testpflicht "zielführend und zumutbar" sei. Die ersten Erfahrungen aus dieser Woche seien "überwiegend gut", sagte sie. Die ab sofort geltende „Testpflicht“ zweimal pro Woche gilt Kritikern als zu unsicher, weil auch kleine Kinder gemeinsam im Klassenraum bei sich selbst einen Nasenabstrich nehmen sollen.

Die eingeführte Corona-Testpflicht für alle Schüler geht laut Gebauer noch über die Pläne des Bundes hinaus, die Tests erst ab einer Wocheninzidenz von 100 vorsähen. Zweimal in der Woche müssen sich Kinder und Jugendliche hierzulande in den Schulen selbst testen, die Tests stünden in ausreichender Menge zur Verfügung, so die Ministerin. Familien, die die Tests verweigern, hätten „keinen automatischen Anspruch auf Distanzunterricht“ für ihre Kinder, stellte Gebauer klar.

Auch in den kommenden Wochen stünden den Schulen "ausreichend Tests zur Verfügung", die Logistik laufe laut Gebauer inzwischen planmäßig, sagte Gebauer. Wöchentlich würden 5,5 Millionen Schnelltest an den Schulen in NRW benötigt. In diesem Monat würden Corona-Selbsttests des Herstellers "Siemens Healthcare" verwendet; Gebauer räumte ein, dass diese Tests nicht für alle Altersstufen gleichermaßen geeignet seien. Bei der Beschaffung weiterer Tests wolle man die aufgetretene Kritik berücksichtigen, sagte Gebauer.

Appell von Schulministerin Gebauer vor Start des Wechselunterrichts: "Lassen Sie Ihre Kinder an den Corona-Testungen teilnehmen"

Gebauer dankte den Eltern für Ihre Geduld und appellierte, Kinder genau zu beobachten, "und bei Anzeichen einer Corona-Infektion nicht in die Schule zu lassen". Im Falle einer Neuinfektion sollten betroffene Familie alle Mitglieder ihres Haushalts auf eine mögliche Coronainfektion testen lassen, sagte Gebauer: "Das schafft Klarheit und Sicherheit für alle, auch für unsere Gesellschaft". Gebauer appellierte zudem an die Eltern: "Lassen Sie Ihre Kinder an den Corona-Testungen in der Schule teilnehmen und nehmen sie ihnen mögliche Sorgen."

Wenn Kinder oder Jugendliche den Test verweigerten, könnten sie an dem Tag nicht am Unterricht teilnehmen und hätten auch keinen Anspruch auf zusätzlichen Distanzunterricht, sagte Gebauer. Nach früheren Angaben des Schulministeriums wollen sich 10 bis 20 Prozent der Schüler – 250.000 bis 500.000 Kinder und Jugendliche – nicht selbst in der Schule testen. Auch von Eltern- und Lehrerverbänden war Kritik an der Test-Handhabung gekommen. Gebauer zufolge hat das RKI dringend davon abgeraten, die vielfach geforderten Spucktestes in den Schulen einzusetzen.

Gewerkschaft GEW kritisiert Wechselunterricht

Die Lehrergewerkschaft VBE hat kritisiert, dass ab Montag an den Schulen wieder im Wechselmodell unterrichtet wird, obwohl weiter eine „praxisnahe Teststrategie“ in NRW fehle.

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Der SPD-Schulexperte Jochen Ott begrüßte zwar, dass die „Kinder und Jugendlichen ab der kommenden Woche wieder in die Schulen können“. Das „Hin und Her“ der Landesregierung zwischen Wechsel-, Distanz- und nun wieder Wechselunterricht verspiele aber unnötig Vertrauen. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hält die Entscheidung pro Wechselunterricht für falsch. (korf/dae/tobi mit dpa)

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