Bremen. Die Familienminister der Länder haben ein Verbot von TV-Sendungen mit Säuglingen und Kleinkindern gefordert. Unter-Dreijährige sollen nur noch mit Zustimmung des Jugendamtes bei Fernsehproduktionen mitmachen dürfen. Die Minister reagieren damit auf die neue RTL-Reihe "Erwachsen auf Probe".
Nach einer zweitägigen Konferenz in Bremen fordern die Jugendminister der Länder ein Verbot von Sendungen, bei denen Säuglinge und Kleinkinder mitmachen. „Wir sind besorgt über die RTL-Sendereihe ,Erwachsen auf Probe’“, sagte die schleswig-holsteinische Familien- und Jugendministerin Gitta Trauernicht (SPD) am Freitag. „Wir fordern die Bundesregierung auf, bei der geplanten Novellierung des Jugendarbeitsschutzgesetzes eine entsprechende Gesetzeslücke zu schließen.“
Schon im Vorfeld gab es Kritik
Bei „Erwachsen auf Probe“ schlüpfen Teenager mit geliehenen Babys vor laufenden Kameras in die Elternrolle. Bereits im Vorfeld hatte die Serie Kritik von Politikern, Ärzten und Jugendschützern ausgelöst, die darin Gefahr für das Wohl von Säuglingen und Kleinkindern sehen.
Nach dem Vorschlag der Jugendminister wäre die Mitwirkung von Kindern unter drei Jahren bei Fernsehproduktionen dann nur noch mit Zustimmung des zuständigen Jugendamts möglich.
Gesellschaftliche Auswirkungen in den Blick nehmen
Das Bedürfnis der Sender nach hohen Einschaltquoten dürfe nicht zu einer Gefährdung für das Kindeswohl werden, sagte die Ministerin. Die Jugend- und Familienminister forderten zudem die Landesmedienanstalten auf, sich intensiv mit der Wirkung von Sendungen wie „Erwachsen auf Probe“ zu beschäftigen. Dabei müssten sowohl die gesellschaftlichen Auswirkungen als auch die Wirkungen auf die beteiligten Kinder in den Blick genommen werden, sagte Trauernicht.
Darüber hinaus wollen die Jugend- und Familienminister frühe Hilfen für sozial schwache Familien mit Kleinkindern verbessern. „Eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe soll hierzu Vorschläge entwickeln, um bestehende Regelungslücken in diesem Bereich bis 2011 zu schließen“, sagte die Bremer Sozialsenatorin Ingelore Rosenkötter (SPD), die den Vorsitz der Konferenz inne hatte. So soll die Einsatzdauer von Hebammen in den Familien auf bis zu sechs Monate ausgeweitet werden.
Jugendmedienschutz vertagt Entscheidung
Die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) hat eine Entscheidung über die umstrittene RTL-Doku-Soap vertagt. Drei KJM-Mitglieder hatten die Auftaktfolge in einem Prüfausschuss gesichtet und diskutiert. Im Plenum soll am 17. Juni über die bis dahin ausgestrahlten Sendungen beraten werden.
Die KJM prüft die Wirkung von Fernsehsendungen auf Kinder und Jugendliche. Bei „Erwachsen auf Probe“ betrifft das durch die Sendezeit ab 20.15 Uhr Zuschauer unter 16 Jahren. Im Falle einer Beanstandung ist ein Bußgeld oder die Verlegung auf einen späteren Sendeplatz möglich. Sanktionen werden im Fall der RTL-Serie schwierig, da die Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen (FSF) der Sendung zuvor bereits eine positive pädagogische Absicht attestiert hatte. (afp/ddp)