Berlin/Kobane. Die internationalen Luftschläge gegen die IS-Terrormiliz werden heftiger. Trotzdem erobern die Dschihadisten immer neue Gebiete vor allem im Irak. Die Kurden bitten den Westen um mehr schwere Waffen. CDU-Fraktionschef Volker Kauder brachte die Möglichkeit von Waffenlieferungen an die verbotene Partei PKK ins Spiel.
Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) ist trotz immer heftigerer Luftschläge der internationalen Koalition weiter auf dem Vormarsch. Vor allem im Irak setzten die Dschihadisten nach Angaben aus den USA ihren Eroberungsfeldzug fort. In der nordsyrischen Kurdenenklave Kobane an der türkischen Grenze wurden bei einem der Luftangriffe laut Aktivisten und lokalen Medien versehentlich auch Kurden getötet. In Deutschland wird über die Möglichkeit von Waffenlieferungen an die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK diskutiert.
Nach Angaben des US-Sondergesandten für den Kampf gegen den IS, General a.D. John Allen, hat die Extremistenmiliz trotz der Luftschläge einige erhebliche Geländegewinne gemacht. Der internationale Anti-IS-Einsatz trägt nun den offiziellen Namen "Operation Inherent Resolve", übersetzt etwa "Einsatz Natürliche Entschlossenheit".
US-Militär meldete 23 Luftangriffe
Die Schläge gegen die Terrormiliz hatten am 8. August zunächst im Irak begonnen und wurden später auf Syrien ausgeweitet. Am Mittwoch meldete das US-Militär insgesamt 23 Luftangriffe, die meisten davon nahe Kobane. Am Donnerstag waren erstmals auch dänische F16-Flieger im Einsatz.
Der Präsident der kurdischen Autonomieregion im Nordirak, Massud Barsani, forderte mehr Hilfe des Westens für die Kurden, vor allem in Form schwerer und moderner Waffensysteme. "Wir brauchen Panzer, Artillerie, gepanzerte Mannschaftswagen und Antipanzerraketen". Er sagte der "Bild"-Zeitung (Donnerstag): "Die internationale Gemeinschaft muss die Unterstützung maximieren, damit Kobane nicht bald komplett von ISIS (ursprüngliche Bezeichnung des IS) kontrolliert wird."
Peschmerga-Armee kämpft im Nordirak
Im Nordirak kämpft auf dem Boden vornehmlich die kurdische Peschmerga-Armee gegen den IS, im syrischen Kobane sind es die mit der PKK verbündeten Volksschutzeinheiten (YPG).
Die Türkei hat an ihrer Südgrenze Panzerverbände in Schuss- und Sichtweite von Kobane stationiert, ist aber nicht bereit, allein mit Bodentruppen gegen den IS vorzugehen.
Waffenlieferungen an die verbotene PKK möglich
Unionsfraktionschef Volker Kauder erhöhte den Druck auf die türkische Regierung in Ankara und brachte die Möglichkeit von Waffenlieferungen an die auch in Deutschland verbotene PKK ins Spiel. Auf eine entsprechende Frage sagte er in einem "Spiegel Online"-Interview: "Die Unterstützung von weiteren Gruppen schließe ich nicht aus. Aber das ginge sicher nicht gegen die Türkei, sondern nur mit ihr. Das gilt auch für eine Unterstützung der PKK."
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In Kobane kamen bei einem Luftschlag der internationalen Koalition auch mindestens sechs kurdische Kämpfer ums Leben, wie die irakisch-kurdische Nachrichtenseite Rudaw berichtete. Idris Nassan, ein Sprecher für auswärtige Angelegenheiten in Kobane, bestätigte dies der dpa. Auch eine Zivilistin sei in der Nacht zum Donnerstag umgekommen, fügte er hinzu. "Die alliierten Flugzeuge hatten auf IS-Kämpfer gezielt", sagte Nassan.
Ein Drittel Kobanes unter Kontrolle der IS-Miliz
Die Dschihadisten hätten in der Nacht in einem Gebäude Unterschlupf gesucht. Doch in dem Haus hätten sich bereits mehrere ältere kurdische Frauen versteckt. Rund ein Drittel Kobanes ist seinen Angaben zufolge derzeit unter Kontrolle der IS-Miliz.
Insgesamt sind nach Angaben der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte im Kampf um Kobane im vergangenen Monat mindestens 662 Menschen ums Leben gekommen. Aufseiten der kurdischen YPG seien 258 Kämpfer und in den Reihen des IS 374 Dschihadisten getötet worden. Weiterhin seien 20 Zivilisten und zehn mit der YPG-Miliz verbündete Kämpfer umgekommen. Die IS-Miliz hatte Anfang September ihren Vormarsch auf das an der Grenze zur Türkei gelegene kurdische Kobane (arabisch: Ain al-Arab) gestartet. (dpa)