Dallas. Pfleger in den USA warnen, dass ihre Krankenhäuser nicht ausreichend auf Ebola-Patienten vorbereitet sind. Schon zwei Krankenschwestern haben sich bei einem Ebola-Kranken aus Liberia angesteckt. Inzwischen wurde bekannt: Trotz erhöhter Temperatur durfte eine Pflegerin noch am Montag fliegen.
In den USA wächst die Kritik an den Vorbereitungen des Gesundheitssystems des Landes auf mögliche Ebola-Patienten. Hunderte Krankenschwestern und Pfleger hätten sich beschwert, dass ihre Krankenhäuser nicht ausreichend auf Ebola vorbereitet seien, teilte der Krankenpfleger-Verband National Nurses United (NNU) mit.
In den USA haben sich inzwischen zwei Krankenschwestern mit Ebola angesteckt. Beide hätten sich in einer Klinik in Dallas bei der Versorgung eines aus Liberia eingereisten Mannes infiziert, wie die Gesundheitsbehörde von Texas mitteilte.
Der Fall sei sehr besorgniserregend, sagte der Chef der US-Gesundheitsbehörde CDC, Tom Frieden. Die Behörde arbeite rund um die Uhr mit dem Krankenhaus in Dallas zusammen und informiere und schule erneut das Personal. Frieden hatte bereits zuvor gewarnt, dass der Infektion der ersten Krankenschwester weitere Fälle folgen könnten.
Wenige Stunden vor den ersten Symptomen hatte die zweite Patientin nach CDC-Angaben einen Inlandsflug von Cleveland nach Dallas absolviert. Alle 132 Passagiere sollen nun vorsichtshalber ausfindig gemacht werden. Die Krankenschwester habe vor dem Flug noch das CDC kontaktiert und gefragt, ob sie trotz erhöhter Temperatur fliegen dürfe, berichtete unter anderem der Nachrichtensender NBC News. Ein Mitarbeiter habe daraufhin grünes Licht für den Flug gegeben.
Obama fordert "aggressiveres Vorgehen" gegen Ebola
US-Präsident Barack Obama hat die Gefahr eines umfassenden Ebola-Ausbruchs in den USA als gering eingeschätzt, zugleich aber ein "viel aggressiveres" Vorgehen seiner Regierung bei neuen Erkrankungen angekündigt. In den USA soll ab sofort eine schnelle Eingreiftruppe der CDC dafür sorgen, dass auch schlecht vorbereitete Krankenhäuser bei neuen Ebola-Fällen richtig handeln.
Obama verschob eine am Mittwoch geplante Reise nach New Jersey und Connecticut wegen Beratungen über die Ebola-Krise. In einer Video-Konferenz berieten Obama, der französische Präsident François Hollande, Bundeskanzlerin Angela Merkel, der britische Premierminister David Cameron und der italienische Ministerpräsidenten Matteo Renzi über die Lage.
Sie sprachen sich gemeinsam dafür aus, die internationale Gemeinschaft bei der Unterstützung der betroffenen Länder zu mobilisieren. Dies solle in enger Abstimmung zwischen Vereinten Nationen, Europäischer Union, Weltgesundheitsorganisation WHO und betroffenen Ländern erfolgen, teilte der Élyséepalast in Paris nach dem Schaltgespräch mit. Hochrangige Vertreter der EU-Staaten wollten am Donnerstag in Brüssel über bessere Abstimmungen bei Vorkehrungen gegen Ebola beraten.
EU muss sich auf mögliche Ebola-Ausbreitung vorbereiten
Auch EU-Gesundheitskommissar Tonio Borg rief die Mitgliedstaaten der Europäischen Union auf, sich auf eine mögliche Ausbreitung des lebensgefährlichen Virus in Europa vorzubereiten. Unmittelbar vor dem Ebola-Sondertreffen der Gesundheitsminister der EU in Brüssel am Donnerstag unterstrich Borg, dass zu den Maßnahmen auch Untersuchungen für Reisende gehören, die aus den Krisengebieten nach Europa kommen.
"Während der eigentliche Ebola-Krisenherd in Westafrika liegt, sollte es auch unsere Pflicht sein dafür zu sorgen, dass Europa darauf vorbereitet ist, richtig mit dem Virus umzugehen", sagte Borg der Tageszeitung "Die Welt" (Donnerstag). Ärzte und der öffentliche Gesundheitsdienst müssten in der Lage sein, zu reagieren, "um unsere Bürger schnell und effektiv zu schützen und die Verbreitung von Ebola zu stoppen, falls die Krankheit in Europa ankommen sollte".
Obama warnte vor einer weltweiten Verbreitung der lebensgefährlichen Epidemie. Sollte die Krankheit in Afrika außer Kontrolle geraten, könne sie sich wegen des Reiseverkehrs auf dem ganzen Globus verbreiten. "Wir nehmen das auf höchster Regierungsebene sehr ernst", sagte Obama am Mittwoch nach einem Treffen mit dem Chef der US-Seuchenbehörde CDC, Tom Frieden, und seinen Top-Beratern beim Thema Gesundheit.
Konferenz der Ebola-Überlebenden in Sierra Leone
Auch Tausende Menschen in Westafrika, die Ebola überlebt und jetzt gegen das Virus immun sind, sollen im Kampf gegen die Seuche helfen. Entsprechende Pläne werden bei der ersten Konferenz von Ebola-Überlebenden erörtert, die an diesem Donnerstag und Freitag mit Unterstützung des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (Unicef) in Sierra Leone stattfindet. Unicef geht davon aus, dass in den nächsten sechs Monaten bis zu 2500 Überlebende für Aufgaben zur Bekämpfung der Seuche ausgebildet werden könnten.
Auch der UN-Sicherheitsrat forderte die internationale Gemeinschaft eindringlich zu mehr Einsatz im Kampf gegen die Ebola-Epidemie auf. "Bislang ist die Reaktion der internationalen Gemeinschaft dem Ausmaß des Ebola-Ausbruchs und seinen Konsequenzen nicht gerecht geworden", hieß es in einer Mitteilung des Gremiums.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte eine neue Prognose veröffentlicht. Sie erwartet bis Dezember pro Woche zwischen 5000 und 10 000 neue Ebola-Fälle in Westafrika. Fast 9000 Menschen sind nach WHO-Angaben mittlerweile an Ebola erkrankt. Die Zahl der Todesfälle ist auf 4493 gestiegen, die Dunkelziffer dürfte viel höher liegen. (dpa)