Kobane. Die Kämpfe gegen die Terrormiliz IS an der syrisch-türkischen Grenze gehen mit unverminderter Härte weiter. Augenzeugen berichten von Rauchsäulen über Kobane nach neuen Luftschlägen. Erstmals ist von “Fortschritten“ gegen den IS die Rede.
Im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) um die nordsyrische Grenzstadt Kobane zeigt sich die US-Regierung erstmals vorsichtig optimistisch. Luftangriffe der internationalen Koalition haben den Vormarsch der Dschihadisten in Kobane nach kurdischen Angaben vorerst gebremst. Idris Nassan, Sprecher der kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG), sagte der Nachrichtenagentur dpa am Sonntag: "Die jüngsten Luftangriffe waren sehr hilfreich."
Dabei seien einige IS-Stellungen getroffen worden. Die kurdischen Kämpfer hätten ihre Positionen halten können und versuchten, die sunnitischen Extremisten zurückzudrängen. Die Kämpfe seien weniger heftig als am Vortag, als IS-Milizionäre die Kurden von drei Seiten angegriffen hatten.
Allerdings fehlten den kurdischen Volksschutzeinheiten nach wie vor die nötigen Waffen und Munition, um der Terrormiliz wirksamer entgegentreten zu können. Notwendig sei eine bessere Koordination mit der internationalen Koalition, sagte Nassan.
US-Verteidigungsminister bestätigt Fortschritte im Kampf gegen IS
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"Tatsächlich gibt es da einige Fortschritte", sagte US-Verteidigungsminister Chuck Hagel am Samstag (Ortszeit) in der chilenischen Hauptstadt Santiago. Der Kampf zur Zerstörung der Terrormiliz werde aber lang und schwer sein und die Lage sei weiterhin "gefährlich", fügte er hinzu. Die USA würden weiterhin "alles tun, was mit Luftangriffen möglich ist", um die Dschihadisten aus der Grenzstadt zur Türkei zurückzudrängen.
Die erbitterten Kämpfe zwischen Kurden und Dschihadisten dauerten am Sonntag an. Augenzeugen berichteten von der türkischen Grenze aus von massiven Rauchsäulen, die nach einem Luftschlag über der Stadt aufstiegen. Die oppositionsnahen syrischen Menschenrechtsbeobachter berichteten am Sonntag von drei Luftangriffen der internationalen Anti-IS-Allianz auf Ziele im Süden und Osten von Kobane. (dpa)
Türkei will keinen Alleingang bei Bodenoffensive gegen IS
Die Militärchefs des Bündnisses gegen den IS wollen von Montag an bei einem Treffen auf höchster Ebene über ihre Strategie in Syrien und im Irak diskutieren. Dazu hat US-Generalstabschef Martin Dempsey mehr als 20 Kollegen eingeladen. Die Gespräche sollen am Abend mit einem gemeinsamen Abendessen beginnen und am Dienstag am Militärstützpunkts Andrews bei Washington fortgesetzt werden. Auch die geplante Mission zur Ausbildung und Ausrüstung von als gemäßigt geltenden syrischen Rebellen dürfte dabei Thema sein. Es ist das erste Treffen auf dieser Ebene seit Beginn der Luftschläge im Irak Anfang August.
Medienberichten zufolge würden sich die USA ein Eingreifen türkischer Bodentruppen zum Schutz von Kobane wünschen. Türkische Panzerverbände stehen an der Grenze in Sicht- und Schussweite der Kurdenstadt. Die Regierung in Ankara hat aber klargemacht, dass sie im Alleingang keine potenziell verlustreiche Bodenoffensive gegen den IS beginnen will. Ein ungenannter hochrangiger US-Regierungsvertreter kritisierte diese Zurückhaltung kürzlich in der "New York Times": "So handelt kein Nato-Verbündeter, während einen Steinwurf von der Grenze entfernt die Hölle ausbricht."
Die britische Armee hat inzwischen eine Sondereinheit von Soldaten auf irakischem Boden. Es handele sich um "ein kleines Team von Spezialisten", teilte das Verteidigungsministerium in London mit. Sie arbeiteten nahe der Front zwischen kurdischen Truppen und Kämpfern der IS-Terrormiliz. Damit bestätigte das Ministerium seit längerem kursierende Spekulationen. Aufgabe der Soldaten sei es, kurdische Peschmerga-Kämpfer im Umgang mit schweren Maschinengewehren zu trainieren. An Kampfhandlungen nähmen die Briten nicht teil.
Deutscher Islamist soll Selbstmordanschlag verübt haben
Ein deutscher Islamist hat nach übereinstimmenden Angaben von Dschihadisten und Kurden einen der jüngsten Selbstmordanschläge im Nordosten des Iraks verübt. Die Terror-Expertenplattform SITE berichtete auf ihrer Internetseite, die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) habe sich zu drei am Sonntag verübten Sprengstoffattacken in der nordöstlichen Region Kara Tepe der Provinz Dijala bekannt. Laut IS seien die Selbstmordattentäter ein Deutscher, ein Türke und ein Saudi gewesen. Die kurdische Gorran-Partei meldete über den Kurznachrichtendienst Twitter, es habe sich um einen Deutschen, einen Türken und einen Tunesier gehandelt.
Bei den Anschlägen auf ein lokales Regierungsgebäude, einen Stützpunkt kurdischer Sicherheitskräfte und ein kurdisches Parteibüro wurden nach kurdischen Angaben neben den drei Attentätern mindestens 14 Menschen getötet. (dpa)