Düsseldorf/Essen. . Deutschland ist für viele türkisch stämmige Zuwanderer zur Heimat geworden. Das geht aus einer Studie der NRW-Landesregierung hervor, die am Sonntag veröffentlicht wurde. Die Umfrage räume mit dem Vorurteil auf, viele Türken würden in einer “Parallelgesellschaft“ leben, sagt NRW-Arbeitsminister Schneider.
Die Mehrheit der Türken in Deutschland fühlt sich zu Hause, hat deutsche Freunde und will nicht dauerhaft in der Türkei leben. Das hat laut "Bild am Sonntag" eine repräsentative Studie der Stiftung Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung in Essen ergeben. Danach fühlen sich 78 Prozent der Türken hierzulande daheim. Zugleich empfänden sich aber auch 73 Prozent "doch sehr anders als Deutsche", heißt es in dem Bericht. Jeder Fünfte bezeichne Deutschland als seine Heimat. Weitere 30 Prozent sähen Deutschland und die Türkei als Heimat an, für 44 Prozent sei das nur die Türkei.
"Wir wissen heute, dass Integration nicht Assimilation bedeutet", sagte NRW-Arbeits- und Sozialminister Guntram Schneider (SPD) dem Blatt. Die Studie, die im Auftrag der nordrhein-westfälischen Landesregierung entstand, widerlegt dem Bericht zufolge das Vorurteil, viele Türken würden sich abschotten und in einer "Parallelgesellschaft" leben. Vielmehr seien die Kontakte zu Deutschen vielfältig und nähmen zu, hieß es.
Nur sechs Prozent wollen keinen Kontakt zu Deutschen
So hatten 75 Prozent der Befragten deutsche Freunde. Zwei Drittel erhielten im vergangenen Jahr Besuch von Deutschen oder waren bei ihnen eingeladen. Fast jeder Türkischstämmige hatte am Arbeitsplatz, in der Schule oder im Sportverein Kontakt zu Deutschen.
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Nur sechs Prozent wollten in der Freizeit keinen Kontakt zu Deutschen, ergab die Studie. 40 Prozent der Befragten wolle nicht dauerhaft in der Türkei leben. 33 Prozent wollten pendeln, nur jeder Fünfte wolle irgendwann für immer dorthin ziehen. Die Stiftung hatte im Auftrag der Landesregierung 1000 türkischstämmige Personen zur Integration, wirtschaftlichen Lage und Zufriedenheit befragt.
Die Staatsministerin für Integration im Kanzleramt, Aydan Özguz, forderte eine bessere Willkommenskultur in deutschen Schulen und Ausbildungsbetrieben. "Gerade jetzt hat wieder eine Studie gezeigt, dass Schulabgänger trotz bester Noten nur wegen eines türkischen Namens bei vielen Bewerbungen abgelehnt werden", kritisierte die stellvertretende SPD-Vorsitzende in der "Bild am Sonntag". Viele Menschen hätten das Gefühl, wegen ihrer Herkunft nicht vollständig akzeptiert zu werden. (dpa)