Washington/London/New York. Mit Großbritannien, Belgien und Dänemark beteiligen sich drei weitere EU-Staaten am Kampf gegen die Terrormiliz im Irak. In Syrien sind bis zu 15.000 Oppositionskämpfer notwendig, um die Terrorristen zurückzudrängen. Ob die Rechnung der USA aufgeht, bleibt fraglich.
Die USA müssen nach Einschätzung ihrer Militärführung mehr moderate syrische Rebellen für den Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) ausbilden als bisher geplant. Um die IS-Extremisten aus ihren Hochburgen im Norden und Osten Syriens verdrängen zu können, sei der Einsatz von 12 000 bis 15 000 Oppositionskämpfern notwendig, sagte Generalstabschef Martin Dempsey am Freitag in Washington.
Der US-Kongress hatte in der vergangenen Woche genehmigt, 5000 syrische Kräfte auszubilden und auszurüsten. "5000 waren nie der Endstatus", sagte Dempsey. Er bekräftigte, dass die laufenden Luftangriffe der USA und ihrer Verbündeten allein nicht ausreichten. "Die Kampagne gegen den IS in Syrien muss eine Komponente am Boden haben. Und wir glauben, dass der Weg dahin über die syrische Opposition läuft."
Militäreinsatz werde "eher Jahre als Monate" dauern
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Mit Großbritannien, Belgien und Dänemark wollen drei weitere europäische Staaten Kampfflugzeuge gegen die Extremisten im Irak einsetzen. Der IS sei "eine klare und erwiesene Bedrohung für das Leben von Briten", sagte Premierminister David Cameron am Freitag. Der Militäreinsatz werde "eher Jahre als Monate" dauern.
Das Unterhaus in London gab der Regierung am Freitag mit 524 zu 43 Stimmen grünes Licht für den Militäreinsatz. Das Mandat schließt den Einsatz von Bodentruppen aus. Ausgeklammert ist ebenso eine Beteiligung an Luftschlägen in Syrien. Verteidigungsminister Michael Fallon betonte, es sei "keine unmittelbare Serie von Angriffen" zu erwarten. Es gelte zunächst, die sich bewegenden Ziele im Irak zu identifizieren.
Belgien entsendet sechs F-16 für Luftangriffe im Irak
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Dänemark werde sieben F16-Kampfflugzeuge zur Verfügung stellen, wie Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt am Freitag sagte. Außerdem sollen dänische Soldaten im Irak helfen, Iraker und Kurden zu beraten und für den Kampf auszubilden. Der Einsatz sei zunächst auf ein Jahr begrenzt. Belgien entsendet sechs F-16 für Luftangriffe im Irak. Die Maschinen sollen in Jordanien stationiert werden. Der Einsatz sei auf einen Monat begrenzt, könne verlängert werden, berichtete die Nachrichtenagentur Belga.
Nach den Drohungen des IS gegen westliche Länder warnte das Auswärtige Amt vor erhöhten Anschlags- und Entführungsrisiken im Ausland. Für zahlreiche afrikanische, arabische und asiatische Länder, in denen islamistische Terrorgruppen aktiv sind, veröffentlichte das Ministerium einen "dringenden regionalen Sicherheitshinweis". Darin heißt es, dass westliche Ausländer auch im Ausland Ziel terroristischer Gewaltakte, von Entführungen und kriminellen Übergriffen durch IS-Sympathisanten werden könnten. (dpa)
Tausende Islamisten aus westlichen Ländern in Reihen der IS
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Nach Angaben des irakischen Präsidenten Fuad Masum kämpfen in den Reihen der Terrormiliz Tausende Islamisten aus westlichen Ländern. "Der Konflikt zieht Extremisten aus der ganzen Welt an. Neu ist, dass Tausende mit europäischer oder amerikanischer Staatsbürgerschaft dabei sind", sagte Masum am Freitag vor der Generaldebatte der UN-Vollversammlung in New York, deren Reden auch am dritten Tag in Folge vom Kampf gegen die IS dominiert wurden. Deshalb sei es wichtig, dass sich auch andere Länder an der Abwehr beteiligten. "Diese Unterstützung zeigt unserem Volk, dass wir nicht allein gegen den Terror kämpfen. Es ist ein Kampf zum Schutz der ganzen Welt."
Iraks Präsident Masum verurteilte die IS. "Sie regieren mit Hass und Rassismus und greifen unschuldige Zivilisten an. Der IS ist eine abscheuliche terroristische Organisation", sagte Masum. "Vertreibungen, Völkermord, unaussprechliches Leid gegen alle Regeln der Menschlichkeit, das ist ihr Alltag. Sie zerstören Wohnhäuser, Gebäude für die Andacht und historische Monumente. Und diese terroristische Organisation hat großen finanziellen Rückhalt."
Russland fordert Einbindung der syrischen Regierung im Kampf gegen die IS
Russlands Außenminister Sergej Lawrow forderte die Einbindung der syrischen Regierung in den Kampf gegen die IS. Alle Beteiligten "sollten im selben Team spielen", sagte Lawrow, dessen Rede bei der Generaldebatte für Samstag erwartet wurde, vor Journalisten in New York. "Die syrische Regierung von dem andauernden Kampf auszuschließen (...) verletzt nicht nur internationales Recht, sondern untergräbt auch die Effizienz der Anstrengungen."
Russland sei nicht Teil einer von den USA angeführten Koalition gegen die IS, sagte Lawrow. Russland kämpfe "ständig" gegen Terrorismus, nicht nur wenn "jemand eine Koalition ankündigt".
US-Geheimdienste glauben den maskierten IS-Terroristen identifiziert zu haben, der die beiden Journalisten James Foley und Steven Sotloff in Syrien enthauptet hat. Dazu hätten die Geheimdienste Spracherkennungsprogramme, Aufnahmen sowie Daten westlicher Bürger benutzt, die sich der IS-Terrormiliz angeschlossen haben sollen, berichtete die "New York Times". (dpa)
Irakische Soldaten töten im Kampf gegen IS versehentlich Verbündete
Die irakische Luftwaffe hat bei Bombenangriffen versehentlich Stellungen des Islamischen Staates (IS) mit Stützpunkten einer verbündeten Schiitenmiliz verwechselt. In der Nacht zum Samstag seien acht Kämpfer der vom Schiitenprediger Muktada al-Sadr gegründeten "Friedensbrigade" getötet worden, teile ein Sicherheitsbeamter der dpa mit. 17 weitere Kämpfer seien verletzt worden.
Die irakische Luftwaffe hatte IS-Stellungen nahe der Stadt Tikrit rund 160 Kilometer nördlich der Hauptstadt Bagdad angreifen wollen. Stattdessen sei irrtümlich ein Stützpunkt der "Friedensbrigade" in der Ortschaft Al-Audscha getroffen worden. Die Brigade war vom radikalen Prediger Muktada al-Sadr im Juni ins Leben gerufen worden, um Iraker zum freiwilligen Widerstand gegen den Vormarsch der IS-Kämpfer zu motivieren.
Bei einem Gefecht irakischer Bodentruppen mit der IS-Miliz in der Ortschaft Dudschail sind nach Militärangaben am Samstagmorgen zwei Soldaten getötet worden. Acht weitere seien verletzt worden. Dudschail liegt rund 60 Kilometer vor Bagdad. (dpa)
Kampf gegen IS: Viele Verbündete gegen einen Feind
Mehr als 40 Länder beteiligen sich nach Angaben des US-Präsidenten Barack Obama am Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Doch bei weitem nicht jeder greift militärisch ein. Und nur einige arabische Verbündete beteiligen sich am Luftkrieg in Syrien. Ein Überblick:
USA: Die mächtigste Militärmacht der Welt organisiert den Krieg und trägt die Hauptlast. Es begann im August mit Luftangriffen im Irak auf IS-Stellungen mit Kampfdrohnen und Bombern, darunter B1 und AC-130 Gunships. Dabei kann sich Washington auf einen Hilferuf Bagdads berufen. Im September kamen völkerrechtlich umstrittene Angriffe mit Marschflugkörpern und Lenkbomben in Syrien hinzu. Sie gelten neben dem IS der Al-Kaida-nahen Chorasan-Gruppe. Dabei werden auch Infrastruktureinrichtungen wie Ölförderanlagen und Raffinerien zerstört - angeblich, um die Finanzströme des IS auszutrocknen. Die USA nutzen den Krieg zur Feuertaufe des neuen Abfangjägers F-22 als Bomber. Außerdem bilden sie syrische Rebellen zum Kampf gegen den IS und die Regierung in Damaskus aus und liefern Waffen.
ARABISCHE STAATEN: Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain, Katar und Jordanien unterstützen die USA bei Luftangriffen in Syrien. Sie drängen die USA dabei auch zum Sturz der syrischen Regierung, die ihrerseits gegen die Islamisten einen Kampf um Leben und Tod führt. Den Golf-Monarchien wird vorgeworfen, Islamisten zu finanzieren. Gleichzeitig sind sie vom IS bedroht, dessen "Kalifat" einen Anspruch auf Herrschaft über alle Muslime erhebt.
FRANKREICH: Als erstes EU-Land hat Frankreich im August Waffen geliefert und als erstes EU-Land auch Luftangriffe auf IS-Stellungen im Irak geflogen. Paris setzt von seinem Stützpunkt in den Emiraten neben sechs Kampfflugzeugen des Typs Rafale auch einen Aufklärer Atlantique-2 und einen Lufttanker C135Fr ein. Dazu kommt Waffen- und Ausbildungshilfe für die irakischen Kurden. Am Krieg in Syrien beteiligt sich Frankreich nicht.
GROSSBRITANNIEN: Ungewöhnlich spät schließt sich der engste Verbündete Washingtons dem Krieg gegen den IS an. Der Grund: Das Parlament behielt sich die Entscheidung vor. Am Freitag stimmte das Unterhaus mit 524 zu 43 Stimmen für den Einsatz der Luftwaffe, aber nur im Irak. Das Mandat schließt Bodentruppen aus. Zuvor hatte London bereits Waffen an die irakischen IS-Gegner geliefert.
DÄNEMARK: Dänemark will sieben F16-Kampfflugzeuge für den Irak-Einsatz stellen und schickt Militärausbilder in den Südirak und das irakische Kurdistan. Der Einsatz ist auf ein Jahr begrenzt.
BELGIEN: Belgien stationiert sechs F16 für den Luftkrieg im Irak in Jordanien. Für den Einsatz werden rund 120 Soldaten entsandt. Der Einsatz ist zunächst auf einen Monat befristet.
NIEDERLANDE: Den Haag will sich mit sechs F-16 beteiligen. Dazu werden rund 250 Soldaten nach Jordanien entsandt. Zudem sollen 130 Militärausbilder irakische und kurdische Truppen ausbilden. Der Einsatz beschränkt sich auf Angriffe im Irak; für den Syrienkrieg fehlt nach Ansicht der Regierung ein völkerrechtliches Mandat.
AUSTRALIEN: Australien beteiligt sich mit 8 Kampfflugzeugen des Typs Super Hornet, einem Awacs-Aufklärer und einem Lufttanker am Krieg gegen den IS im Irak. Dafür werden 600 Soldaten abgestellt. Die Basis ist Dubai.
DEUTSCHLAND: Berlin schließt eine direkte Kriegsbeteiligung aus und beschränkt sich auf die Unterstützung der irakischen IS-Gegner. Dazu werden unter anderem Infanteriewaffen wie Gewehre und Panzerfäuste geliefert. Außerdem will Deutschland irakisch-kurdische Kämpfer im Umgang mit diesen Waffen und mit Minenräumgerät ausbilden.
TÜRKEI: Ankara schließt einen Militäreinsatz nicht mehr aus, seit die türkischen Geiseln in IS-Hand frei sind. Doch bisher beschränkt sich die Türkei auf humanitäre Hilfe und die Versorgung der 1,5 Millionen Flüchtlinge aus Syrien. Ankara plädiert für eine "Sicherheitszone" (Pufferzone) im Nachbarland Syrien - und für eine Flugverbotszone. (dpa)