Washington/New York/Leipzig. Nach Stützpunkten sollen nun die Geldquellen der IS-Miliz zerstört werden. Ihre in Syrien eroberten Öl-Anlagen werden beschossen. Der UN-Sicherheitsrat nimmt die Weltgemeinschaft in die Pflicht. David Cameron will sich am Kampf gegen den Terror beteiligen.

Mit Luftangriffen auf Öl-Anlagen in Syrien haben das US-Militär und arabische Verbündete wichtige Energie- und Einnahmequellen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) ins Visier genommen. Der Beschuss richtete sich gegen zwölf kleinere Raffinerien und ein Fahrzeug im dünn besiedelten Osten des Landes, wie das US-Zentralkommando in Tampa (Florida) am Mittwochabend mitteilte. Erste Hinweise deuteten darauf hin, dass die Einsätze - unter anderem nahe Dair as-Saur - erfolgreich gewesen seien.

Die auf ihrem Vormarsch eroberten Anlagen dienen den Extremisten zur Treibstoffversorgung, sind zugleich aber auch eine wichtige Einnahmequelle. Pentagonsprecher John Kirby sagte in einem CNN-Interview, der Islamische Staat nehme durch den Verkauf des in den Raffinerien produzierten Öls rund zwei Millionen Dollar (1,56 Millionen Euro) täglich ein.

Unterstützung aus Saudi-Arabien und der VAE

Die USA seien bei den jüngsten Angriffen von Saudi Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten unterstützt worden, fügte der Sprecher hinzu. "Die Mehrzahl der Flugzeuge dieser Mission waren Maschinen der Koalition und nicht US-Maschinen." Alle Flugzeuge seien sicher zurückgekehrt. Die USA hatten in der Nacht zum Dienstag gemeinsam mit fünf arabischen Verbündeten erstmals ihre Angriffe auf den IS vom Irak auf Syrien ausgeweitet.

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US-Präsident Barack Obama hatte zuvor ein entschlossenes Vorgehen gegen die Extremisten angekündigt. "Die Vereinigten Staaten von Amerika werden mit einer breiten Koalition arbeiten, um dieses Netzwerk des Todes zu zerlegen", sagte Obama in der Vollversammlung der Vereinten Nationen in New York.

Nahezu zeitgleich verpflichtete der UN-Sicherheitsrat die Weltgemeinschaft im Kampf gegen die Dschihadisten zu schärferen Grenzkontrollen und Überprüfungen von Reiseplänen. Eine Resolution des Gremiums schreibt vor, dass Staaten alles unternehmen, damit gewaltbereite Muslime und Extremisten aus ihren Ländern nicht in die Krisengebiete im Nahen Osten reisen können. An der Resolution gibt es auch Kritik. Sie sei ungenau und rechtfertige die Überprüfung oder gar Verfolgung unschuldiger Menschen, heißt es.

Deutsche Waffenlieferung auf den Weg gebracht 

Obama wie auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sprachen sich erneut für eine politische Lösung in Syrien aus, um den seit dreieinhalb Jahren währenden Bürgerkrieg zu beenden. "Die stärkste Waffen gegen Terroristen sind nicht Raketen, sondern politische Lösungen, sind Jobs und Sozialprogramme", sagte Ban.

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"Wir erkennen an, dass es keine militärische Lösung gibt. Aber diese Terroristen glauben, dass wir sie nicht stoppen können. Unsere Pflicht gegenüber der Sicherheit unserer Menschen zwingt uns aber dazu, alles zu versuchen", sagte Obama. Die Terrormiliz beherrscht in Syrien rund ein Drittel der Fläche des Landes.

An dem Kampf gegen den IS beteiligt sich nun auch die Niederlande. Sechs Kampfflugzeuge des Typ F-16 würden für Luftangriffe im Irak zur Verfügung stehen, teilte der stellvertretende Ministerpräsident Lodewijk Asscher in Den Haag mit. Die Niederlande entsenden zur Unterstützung zudem 250 Soldaten und 130 Militär-Ausbilder in den Irak. Im benachbarten Syrien wollen sich die Niederlande nicht an Luftangriffen beteiligen.

Nach stundenlanger Verzögerung wegen eines defekten Transportflugzeuges wurde am frühen Donnerstagmorgen eine erste deutsche Waffenlieferung für die im Nordirak gegen den IS kämpfenden Kurden auf den Weg gebracht. Die Maschine sei um kurz vor zwei Uhr in Leizig abgehoben, sagte ein Sprecher des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr.

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Cameron lässt Parlament zusammenrufen

Großbritanniens Premierminister David Cameron sprach sich für eine Beteiligung seines Landes an Luftangriffen gegen IS-Stellungen im Irak und in Syrien aus. "Wir sind mit etwas Bösem konfrontiert, gegen das sich die ganze Welt zusammenschließen muss", sagte Cameron bei der Generaldebatte der UN-Vollversammlung. Er werde, wie zuvor angekündigt, am Freitag das Parlament in London zusammenrufen, um dessen Zustimmung für eine Beteiligung an Luftangriffen einzuholen.

Nach der Ermordung einer französischen Geisel in Algerien rief auch Frankreichs Präsident François Hollande die internationale Gemeinschaft eindringlich zum gemeinsamen Kampf gegen die Dschihadisten auf. "Diese Gruppe bedroht nicht nur die Region, sondern die gesamte Welt", sagte er vor der UN-Vollversammlung. Zuvor hatte Hollande in seiner Ansprache bestätigt, dass eine französische Geisel in Algerien von Mitgliedern einer IS-nahen Gruppe ermordet worden sei. (dpa)