Brüssel. Die nächste Hürde auf dem Weg zur neuen EU-Kommission ist genommen. Der künftige Chef der Brüsseler Behörde Juncker hat Vorschläge für seine Top-Mitarbeiter gemacht. Wenn die EU-Staaten zustimmen, geht es an die Verteilung der Zuständigkeiten.

Der künftige EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker hat seine Auswahl für die neuen Kommissare vorgelegt. Wieder mit dabei ist der bisherige deutsche Energiekommissar Günther Oettinger, wie die EU-Kommission am Freitag in Brüssel mitteilte.

Für Frankreich steht der ehemalige Finanzminister Pierre Moscovici auf der Liste, für die Niederlande der derzeitige Außenminister Frans Timmermans. Juncker hatte drei Tage lang Gespräche mit den von den EU-Staaten vorgeschlagenen 28 Kandidaten geführt. Dabei wollte er sie auf "Integrität, Unabhängigkeit und europäischen Geist" abklopfen, wie seine Sprecherin erklärt hatte.

Neun weibliche Anwärter

Die neuen Kommissare brauchen die Zustimmung der Staaten und des EU-Parlaments. Die designierte EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini aus Italien hat bereits die Rückendeckung der EU-Staaten und ist auch Vizepräsidentin der EU-Kommission. Insgesamt gibt es neun weibliche Anwärter für das Gremium. Der Luxemburger Juncker hatte die EU-Staaten dazu gedrängt, Frauen zu nominieren. Als letztes Land hatte Belgien am Donnerstag die Europaabgeordnete Marianne Thyssen vorgeschlagen.

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Die Verteilung der übrigen Ressorts will Juncker ab Mitte nächster Woche bekanntgeben. "Nicht vor Mittwoch", sagte eine Sprecherin Junckers. Spekulationen über die Verteilung der Verantwortlichkeiten innerhalb der neuen EU-Kommission wies sie zurück. "Herr Juncker hat keinerlei Entscheidung über die Ressorts getroffen", betonte sie. Erst bräuchten die Nominierten die Zustimmung der EU-Staaten. "Davor wird es keine Entscheidung über die Verteilung von Ressorts geben", unterstrich die Sprecherin. Die Lage verändere sich jeden Tag.

Niederländer Timmermans soll angeblich "Erster Vizepräsident" werden

Nach Informationen der Tageszeitung "Die Welt" soll der Niederländer Timmermans eine zentrale Rolle in der neuen EU-Kommission spielen. Er solle "Erster Vizepräsident" werden und für Bürokratieabbau, Grundrechte und Rechtsstaatlichkeit verantwortlich sein, sowie ein Vetorecht für Gesetzesvorschläge erhalten. Die Tageszeitung beruft sich auf mit den Verhandlungen vertraute Kreise. Der deutsche Vertreter Oettinger würde der "Welt" zufolge hingegen als einfacher EU-Kommissar zuständig für Telekommunikation.

Die EU-Kommission hat eine wichtige Rolle im Brüsseler Machtapparat. Sie macht Gesetzesvorschläge und wacht über die Einhaltung europäischen Rechts.

Junckers Personalliste für die neue EU-Kommission

Jedes der 28 EU-Länder schickt einen Vertreter in die EU-Kommission. Ein Überblick:

  • BELGIEN: Marianne Thyssen (58), belgische Europaabgeordnete.
  • BULGARIEN: Kristalina Georgiewa (61), bisherige EU-Kommissarin für humanitäre Hilfe und Krisenschutz.
  • DÄNEMARK: Margrethe Vestager (46), frühere dänische Ministerin für Wirtschaft und Inneres.
  • DEUTSCHLAND: Günther Oettinger (60), bisheriger EU-Energiekommissar und früherer baden-württembergischer Ministerpräsident (CDU).
  • ESTLAND: Andrus Ansip (57), früherer estnischer Ministerpräsident.
  • FINNLAND: Jyrki Katainen (42), bisheriger Wirtschafts- und Währungskommissar, übernahm das Amt Anfang Juli von seinem Landsmann Olli Rehn, der ins EU-Parlament wechselte. Katainen war auch finnischer Ministerpräsident.
  • FRANKREICH: Pierre Moscovici (56), früherer französischer Finanzminister.
  • GRIECHENLAND: Dimitris Avramopoulos (61), griechischer Verteidigungsminister.
  • GROSSBRITANNIEN: Jonathan Hill, Lord Hill of Oareford (54), früherer Fraktionschef der Tories im britischen Oberhaus.
  • IRLAND: Phil Hogan (54), ehemaliger irischer Umweltminister.
  • ITALIEN: Federica Mogherini (41), italienische Außenministerin, nominiert als EU-Außenbeauftragte.
  • KROATIEN: Neven Mimica (60), bisher EU-Verbraucherschutzkommissar.
  • LETTLAND: Valdis Dombrovskis (43), früherer lettischer Ministerpräsident.
  • LITAUEN: Vytenis Andriukaitis (63), ehemaliger litauischer Gesundheitsminister.
  • LUXEMBURG: Jean-Claude Juncker (59), ehemaliger luxemburgischer Ministerpräsident und künftiger EU-Kommissionspräsident.
  • MALTA: Karmenu Vella (64), früherer maltesischer Tourismusminister.
  • NIEDERLANDE: Frans Timmermans (53), niederländischer Außenminister.
  • ÖSTERREICH: Johannes Hahn (56), bisheriger EU-Kommissar für Regionalpolitik.
  • POLEN: Elzbieta Bienkowska (50), polnische Infrastrukturministerin.
  • PORTUGAL: Carlos Moedas (44), Staatssekretär beim portugiesischen Ministerpräsidenten.
  • RUMÄNIEN: Corina Cretu (47), rumänische EU-Abgeordnete.
  • SCHWEDEN: Cecilia Malmström (46), bisherige EU-Innenkommissarin.
  • SLOWAKEI: Maros Sefcovic (48), bisheriger EU-Verwaltungskommissar.
  • SLOWENIEN: Alenka Bratusek (44), slowenische Ministerpräsidentin.
  • SPANIEN: Miguel Arias Cañete (64), spanischer Ex-Minister für Landwirtschaft, Ernährung und Umwelt.
  • TSCHECHIEN: Vera Jourova (50), tschechische Ministerin für Regionalentwicklung.
  • UNGARN: Tibor Navracsics (48), ungarischer Außenminister.
  • ZYPERN: Christos Stylianides (56), zyprischer Abgeordneter im Europaparlament. (dpa)