Essen. Schlangen im Auto, Kaimane im See: Die Meldungen über entwichene Reptilien häufen sich. Die Überlebenschance der Exoten im Winter ist zwar gering — dennoch ist die Angst groß. Die Bunderegierung denkt schon über Gesetze zur Reptilienhaltung nach, die unachtsame Besitzer in die Pflicht nehmen.
Ob Brillenkaiman „Sammy“, der 1994 aus einer Hundeleine ausgebüxt war, oder Schnappschildkröte „Lotti“, die im letzten Jahr in einem Allgäuer Badewasser einem jungen Schwimmer die Achillessehne durchtrennt haben soll: Ausgesetzte Reptilien in sommerlichen Badeseen jagen den Erholungssuchen Angst ein.
Sind das nur deutsche Ungeheuer von Loch Ness? Wohl nicht. Jetzt räumt auch die Bundesregierung ein: „Seit rund 20 Jahren werden in Deutschland zunehmend entwichene oder ausgebrachte, nicht natürlich vorkommende Wildtiere gemeldet“.
Elf Arten gehören die Tiere an, die bisher als Eindringlinge geortet wurden: vom Mississippi-Alligator über den Kaiman, von Schnappschildkröten bis zu Trachemys scripta, der nordamerikanischen Schmuckschildkröte.
Fund-Reptilien nur selten gefährlich für Menschen
Zwar haben wir es hier eher in wenigen Fällen mit Menschenfressern zu tun. Aber nach Regierungsvermutung geht von den Ausreißern immerhin „eine Gefährdung heimischer Arten“ aus - zum Beispiel für unserer beliebten Europäischen Sumpfschildkröte. Auch, wenn die fremden Angreifer wegen des unleidlichen Klimas hier und der kalten Winter in den deutschen Breiten „keine längerfristigen Überlebenschancen“ haben.
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Welcher Kaiman wann wo aufgetaucht ist? Das will das Landwirtschaftsministerium, das dazu von der Linkspartei im Bundestag 18 Fragen gestellt bekommen hat, nicht wissen: Ländersache. Genau wie die Aufsicht über die Exoten.
An neue Gesetze für den Umgang mit den Reptilien wird aber in Berlin schon gedacht, und die sollen die unachtsamen Herrchen und Frauchen treffen. „Die Bundesregierung prüft derzeit, ob weitere bundesrechtliche Anforderungen an die private Haltung von gebietsfremden oder nicht natürlich vorkommenden Tieren erforderlich sind“.